Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Windrad liefert Strom für 2200 Haushalte
Fachleute des Unternehmens Abo Wind führten am Donnerstag Interessierte aus Politik und Verwaltung in Rommerskirchen über das Gelände in Gill, wo bis Jahresende ein neues großes Windrad in Betrieb gehen soll.
GILL Auf dem Acker südlich des Ingendorfer Wegs in Gill ist schon alles vorbereitet. Drei riesige Rotorblätter liegen dort und warten darauf, Bestandteil einer neuen Windkraftanlage zu werden, die das Unternehmen Abo Wind am Rande von Rommerskirchen, nahe der Grenze zu Pulheim, errichten will. Auch das Fundament ist bereits gegossen. Nun warten alle auf die Anlieferung der Teile für den Mast, der mithilfe eines ebenfalls gigantischen Krans in der Woche ab dem 5. Dezember aufgebaut werden soll. Noch vor Jahresende soll das Windrad in Betrieb gehen.
Am Donnerstagnachmittag führten ABO-Wind-Projektleiter Tobias Storcks, Bauleiter Lars Halling und Unternehmenssprecher Daniel Duben Interessierte aus Politik, Verwaltung und Medien über das Gelände. Darunter war auch Rommerskirchens Bürgermeister Martin Mertens, der sich vor Ort ein Bild machte und sich wie die anderen Anwesenden mit reichlich Informationen zu der Anlage „füttern“ließ, die nach der Fertigstellung laut Abo Wind Strom für rund 2200 Haushalte erzeugen kann. Die dazu notwendigen Kabel sind bereits verlegt und sollen in der Nähe des Rommerskirchener Bahnhofs an einer sogenannten Übergabestation ans Netz angeschlossen werden. Eine Erweiterung des Windparks auf insgesamt vier Anlagen ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant.
Mit einer installierten Gesamtleistung von insgesamt 15,9 Megawatt könnten die vier Windenergieanlagen dann so viel umweltfreundlichen Strom produzieren, wie rund 14.000 Haushalte verbrauchen. Herkömmliche Kohlekraftwerke würden für diesen Ertrag jährlich knapp 32.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen, teilt Abo Wind mit.
Die technischen Daten zu der am Donnerstag vorgestellten Anlage in Gill sind aber auch für sich allein genommen sehr beeindruckend. Die Gesamthöhe des Windrades wird bei Inbetriebnahme 180 Meter betragen, die Nabe für die Rotoren wird sich in einer Höhe von 117 Metern befinden. Die Windblätter haben einen Durchmesser von 126 Metern. Auch die Gewichtsangaben lassen staunen. Jedes der Windblätter wiegt stolze 17 Tonnen.
„Die Rotoren sind nachts per Schwertransport aus Cuxhaven angeliefert worden“, beantwortete Bauleiter Lars Halling eine Frage der Grünen-Politikerin Katharina Janetta. Das Mitglied des Naturschutzbundes (Nabu) machte sich Sorgen um die Vogelwelt, besonders um Rotmilane, die durch die Windkraftanlage gefährdet werden könnten. Dass es zu Vogelschäden kommen könne, räumte Daniel Duben ein. Er betonte aber, dass es sich erfahrungsgemäß um extrem wenige Fälle handele (der Sprecher nannte die Zahl von zehn Vögeln, die jährlich im Durchschnitt pro Anlage getötet würden), da der Vogelschutz mittlerweile in der Bundesrepublik sehr stark gewichtet werde und einen hohen Stellenwert habe. „Zum Beispiel wird die Anlage abgestellt, wenn auf dem umliegenden Acker gepflügt wird“, erklärte Duben. Rotmilane und andere Greifvögel, die in den Furchen auf Mäusejagd gingen, könnten dies deshalb dann gefahrlos tun. „Zudem ist die Population der Rotmilane in Deutschland parallel zur Zahl der Windenergieanlagen gewachsen“, sagte Duben.
Martin Mertens fragte nach dem
Havarierisiko bei den Rädern. Er spielte damit unter anderem auf den aktuellen Fall in der Nachbarstadt Jüchen an, wo sechs Anlagen schadhaft sind. Erst am vergangenen Wochenende wurde eine der Anlagen gesprengt. Die Technik und die Rotorblätter fünf weiterer Anlagen sollen gerettet werden: Die Komponenten werden abgebaut und auf einem Areal bei Bedburg zwischengelagert. Es sollen nur die übrig bleibenden Betontürme gesprengt werden. Bei den rund 30.000 Windenergieanlagen in Deutschland kämen solche Schäden aber nur sehr selten vor, beruhigte Daniel Duben.
Wenn alles normal läuft, hat die Anlage bei Gill nach Auskunft der Fachleute eine Lebensdauer von circa 30 Jahren.