Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Windrad liefert Strom für 2200 Haushalte

Fachleute des Unternehme­ns Abo Wind führten am Donnerstag Interessie­rte aus Politik und Verwaltung in Rommerskir­chen über das Gelände in Gill, wo bis Jahresende ein neues großes Windrad in Betrieb gehen soll.

- VON STEFAN SCHNEIDER

GILL Auf dem Acker südlich des Ingendorfe­r Wegs in Gill ist schon alles vorbereite­t. Drei riesige Rotorblätt­er liegen dort und warten darauf, Bestandtei­l einer neuen Windkrafta­nlage zu werden, die das Unternehme­n Abo Wind am Rande von Rommerskir­chen, nahe der Grenze zu Pulheim, errichten will. Auch das Fundament ist bereits gegossen. Nun warten alle auf die Anlieferun­g der Teile für den Mast, der mithilfe eines ebenfalls gigantisch­en Krans in der Woche ab dem 5. Dezember aufgebaut werden soll. Noch vor Jahresende soll das Windrad in Betrieb gehen.

Am Donnerstag­nachmittag führten ABO-Wind-Projektlei­ter Tobias Storcks, Bauleiter Lars Halling und Unternehme­nssprecher Daniel Duben Interessie­rte aus Politik, Verwaltung und Medien über das Gelände. Darunter war auch Rommerskir­chens Bürgermeis­ter Martin Mertens, der sich vor Ort ein Bild machte und sich wie die anderen Anwesenden mit reichlich Informatio­nen zu der Anlage „füttern“ließ, die nach der Fertigstel­lung laut Abo Wind Strom für rund 2200 Haushalte erzeugen kann. Die dazu notwendige­n Kabel sind bereits verlegt und sollen in der Nähe des Rommerskir­chener Bahnhofs an einer sogenannte­n Übergabest­ation ans Netz angeschlos­sen werden. Eine Erweiterun­g des Windparks auf insgesamt vier Anlagen ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant.

Mit einer installier­ten Gesamtleis­tung von insgesamt 15,9 Megawatt könnten die vier Windenergi­eanlagen dann so viel umweltfreu­ndlichen Strom produziere­n, wie rund 14.000 Haushalte verbrauche­n. Herkömmlic­he Kohlekraft­werke würden für diesen Ertrag jährlich knapp 32.000 Tonnen klimaschäd­liches Kohlendiox­id ausstoßen, teilt Abo Wind mit.

Die technische­n Daten zu der am Donnerstag vorgestell­ten Anlage in Gill sind aber auch für sich allein genommen sehr beeindruck­end. Die Gesamthöhe des Windrades wird bei Inbetriebn­ahme 180 Meter betragen, die Nabe für die Rotoren wird sich in einer Höhe von 117 Metern befinden. Die Windblätte­r haben einen Durchmesse­r von 126 Metern. Auch die Gewichtsan­gaben lassen staunen. Jedes der Windblätte­r wiegt stolze 17 Tonnen.

„Die Rotoren sind nachts per Schwertran­sport aus Cuxhaven angeliefer­t worden“, beantworte­te Bauleiter Lars Halling eine Frage der Grünen-Politikeri­n Katharina Janetta. Das Mitglied des Naturschut­zbundes (Nabu) machte sich Sorgen um die Vogelwelt, besonders um Rotmilane, die durch die Windkrafta­nlage gefährdet werden könnten. Dass es zu Vogelschäd­en kommen könne, räumte Daniel Duben ein. Er betonte aber, dass es sich erfahrungs­gemäß um extrem wenige Fälle handele (der Sprecher nannte die Zahl von zehn Vögeln, die jährlich im Durchschni­tt pro Anlage getötet würden), da der Vogelschut­z mittlerwei­le in der Bundesrepu­blik sehr stark gewichtet werde und einen hohen Stellenwer­t habe. „Zum Beispiel wird die Anlage abgestellt, wenn auf dem umliegende­n Acker gepflügt wird“, erklärte Duben. Rotmilane und andere Greifvögel, die in den Furchen auf Mäusejagd gingen, könnten dies deshalb dann gefahrlos tun. „Zudem ist die Population der Rotmilane in Deutschlan­d parallel zur Zahl der Windenergi­eanlagen gewachsen“, sagte Duben.

Martin Mertens fragte nach dem

Havarieris­iko bei den Rädern. Er spielte damit unter anderem auf den aktuellen Fall in der Nachbarsta­dt Jüchen an, wo sechs Anlagen schadhaft sind. Erst am vergangene­n Wochenende wurde eine der Anlagen gesprengt. Die Technik und die Rotorblätt­er fünf weiterer Anlagen sollen gerettet werden: Die Komponente­n werden abgebaut und auf einem Areal bei Bedburg zwischenge­lagert. Es sollen nur die übrig bleibenden Betontürme gesprengt werden. Bei den rund 30.000 Windenergi­eanlagen in Deutschlan­d kämen solche Schäden aber nur sehr selten vor, beruhigte Daniel Duben.

Wenn alles normal läuft, hat die Anlage bei Gill nach Auskunft der Fachleute eine Lebensdaue­r von circa 30 Jahren.

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FOTO: WALTER Die Rotoren für die neue Windenergi­eanlage in Gill liegen bereits einbaufert­ig am Ingendorfe­r Weg. Der Mast soll im Dezember errichtet werden.

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