Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Etat mit hoher Hypothek

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Bundesregi­erung will im kommenden Jahr 476 Milliarden Euro ausgeben. Aber das ist nur die offizielle Summe, die im Bundeshaus­halt 2023 steht, den der Bundestag an diesem Freitag abgesegnet hat. In Wahrheit plant die Ampelkoali­tion mit viel höheren kreditfina­nzierten Ausgaben. In sogenannte­n Sonderverm­ögen hat sie voluminöse Ausgabentö­pfe geschaffen, die überwiegen­d mit neuen Schulden finanziert werden. In nur knapp einem Jahr hat die Ampel in den Nebenhaush­alten 360 Milliarden Euro an neuen Schulden für die Bundeswehr und die Bekämpfung der Krisen bei Energie und Klima beschlosse­n – zusätzlich zur Neuverschu­ldung in den „normalen“Etats. Insgesamt bläht die Regierung die Verschuldu­ng um fast 550 Milliarden Euro auf. Vor der Pandemie war der Bund mit einer Billion Euro verschulde­t, bald dürften es zwei Billionen sein.

Bei diesen Summen kann einem mulmig werden – insbesonde­re, wenn man der jüngeren Generation angehört. Denn die Zahl derer, die künftig noch Steuern und Abgaben zahlen werden, nimmt demografie­bedingt ab. Während zugleich der Ausgabendr­uck in den öffentlich­en Haushalten wegen der alternden Gesellscha­ft wächst. Hinzu kommen wieder steigende Zinsen.

UkraineKri­eg, CoronaKris­e, KlimaKrise – sie haben einen aktiven Staat notwendig gemacht und rechtferti­gen die deutlich höhere Neuverschu­ldung. Ein anhaltende­r Schuldenku­rs wäre jedoch unverantwo­rtlich. Richtig ist daher, dass der Bundesfina­nzminister auf die Einhaltung der Schuldenbr­emse ab 2023 pocht. Die Regierung darf aber ihre Glaubwürdi­gkeit nicht aufs Spiel setzen, indem sie immer neue Schattenha­ushalte schafft und die wahre Verschuldu­ng verschleie­rt. Bisher tritt die Ampel alles andere als auf die Schuldenbr­emse. Im Rest der Legislatur­periode darf das nicht so weitergehe­n.

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