Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Leihen statt kaufen
Kleidung tauschen Menschen schon lange untereinander. Doch auch Haushaltsgeräte, Instrumente und sogar Kunst muss nicht jeder sofort kaufen. Eine Ausleihe ist in vielen Fällen nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger.
DÜSSELDORF Wie oft im Jahr braucht man denn wirklich eine Bohrmaschine? Ist die Begeisterung der Tochter fürs Gitarrespielen eine dauerhafte? Und sehe ich mich nicht irgendwann an dem teuren Kunstwerk satt? Wer gerade bei kostspieligeren Investitionen zögert, für den kann ein Leihmodell eine gute Alternative sein. Zumal es auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist, wenn beispielsweise Werkzeug nicht den größten Teil seines Daseins ungenutzt im Keller steht. Wir haben einige Leihmodelle in NRW ausgewählt.
Die Bibliothek der Dinge
Für eine Stadtbücherei ist das Konzept „Leihen statt Kaufen“nicht ganz neu. Dass dieses Prinzip aber nicht nur für Bücher funktioniert, zeigt die große Beliebtheit der „Bibliothek der Dinge“der Stadtbücherei Düsseldorf. In acht Stadtteil-Büchereien, sortiert nach Themenbereichen, können Alltagsgegenstände ausgeliehen werden.
In der Zentralbibliothek gibt es Gegenstände aus den Bereichen Technik, Gaming und Musik, in Bilk und Garath dominieren die Themenwelten Basteln und Handarbeiten. In Benrath, Flingern, Rath und Unterbach gibt es Dinge zu Spiel und Bewegung, in Unterrath zum Thema Fitness, und in Gerresheim werden Outdoor-Fans fündig. Insgesamt gibt es 128 Dinge in der Bibliothek, vom Kegelset bis hin zur Nähmaschine.
„Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Norbert Kamp, Leiter der Stadtbüchereien Düsseldorf, „in den knapp fünf Monaten, in denen wir das Angebot haben, gab es schon rund 1200 Ausleihen. Die Regale sind oft leer, das freut uns natürlich.“Der unerwartete Renner: ein Digitalisierungsgerät für alte Dias. „Solche Dinge werden ja oft nur einmal oder zumindest nicht oft benutzt, da lohnt sich eine Ausleihe besonders. Das Gerät haben wir jetzt auch schon zweimal im Angebot“, sagt Kamp.
Leihen kann jeder, der über zwölf Jahre alt ist (beim Angebot der Zentralbibliothek ab 16 Jahre) und einen Büchereiausweis besitzt. Die Leihfrist
ist mit 14 Tagen kürzer als bei Büchern, wegen der hohen Nachfrage empfiehlt sich eine Vormerkung.
Die Kleiderei
Das Motto der Kleiderei in Köln steht auf einer Jute-Tasche: „Stil hast Du, Kleider leihst Du“. Das Bekleidungsgeschäft im Stadtteil Ehrenfeld ist eine Bibliothek für Kleidung. Das bedeutet: Für eine monatliche Gebühr von 29 Euro kann man sich vier Kleidungsstücke ausleihen, die Sachen so lange man möchte behalten und so oft man möchte tauschen. Damit soll übermäßiger Konsum verhindert und ein nachhaltiger Umgang mit Kleidung gefördert werden.
„Ziel unseres Konzeptes ist, dass wir Kleidung, die Menschen aussortieren, wieder in den Kreislauf bringen, sodass andere Menschen sie wieder wertschätzen können“, sagt Mitarbeiterin Carla Toenneßen. Es handelt sich also um SecondhandKleidung, im Shop gibt es aber auch Kollektionen von verschiedenen Fair-Fashion-Labels.
Kleidungsstücke aus dem Secondhand-Bereich zu kaufen, ist auch möglich – für Mitglieder gibt es 20 Prozent Rabatt. Die Kundschaft ist breit gefächert, von Jung bis Alt, allerdings gibt es keine Kinder- oder Männerabteilung in der Kleiderei.
Lena Schröder hat das Geschäft im Jahr 2016 eröffnet. Inzwischen gibt es drei weitere Läden in Berlin, Stuttgart und Freiburg.
Artothek
Eine ständig wechselnde Kunstausstellung im eigenen Wohnzimmer? Das geht: Die Artothek in Köln bietet seit 1973 die Möglichkeit, Werke
aktueller Kunst auszuleihen. Die Idee dahinter: „Anders als bei einer flüchtigen Begegnung in einer Ausstellung können sich Qualität und Aussage einer Arbeit über eine gewisse Zeit in der eigenen Umgebung oder am Arbeitsplatz in besonderer Weise entfalten“, wie es auf der Homepage heißt.
Die Sammlung der Artothek umfasst Kunstwerke internationaler und Kölner Künstler verschiedener Stilrichtungen und Techniken. Fachgerecht gerahmt und verpackt kann jedes Bild für zehn Wochen mit nach Hause genommen werden. Die Gebühr für den Ausleihausweis beträgt fünf Euro pro Jahr, und für die Ausleihe muss der Nutzer noch mal sieben Euro bezahlen – inklusive ist die Versicherung. Artotheken gibt es auch in anderen Städten, zum Beispiel in Kaarst.