Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wohnen – von supergünstig bis sündhaft teuer
NEUSS Wer von Uedesheim im äußersten Süden bis Vogelsang im Neusser Norden eine schöne, ausreichend große und gleichzeitig bezahlbare Wohnung sucht, hat es aktuell nicht leicht. „Die Preise steigen in allen Segmenten“, berichtet Alexander Busch. Er ist Sprecher der Neusser Immobilien-Börse, einem Zusammenschluss von sieben Maklern in Neuss. Insbesondere große Mietwohnungen mit vier oder mehr Zimmern seien kaum zu finden. Diese Misere bestätigt sich mit Blick in die einschlägigen Immobilien-, und Kleinanzeigenportale.
Auf dem Internetportal Immonet erzielt die Suche nach einer Wohnung in Neuss ab vier Zimmern gerade einmal drei Treffer. Auf dem wohl bekanntesten Portal Immobilienscout24, auf dem auch Busch und seine Kollegen ihre Mietwohnungen anbieten, sind es sieben. Die günstigste davon ist eine 90-Quadratmeter-Wohnung auf der Neusserfurth in einem 1900 erbauten Haus. Sie kostet 930 Euro kalt.
Hinzu kommen fast 400 Euro Nebenkosten. Noch weitaus tiefer in die Tasche greifen die Interessenten für die teuerste der aktuell in Neuss auf dem Markt befindlichen Mietwohnung, eine 185 Quadratmeter große „Traumwohnung mit unverbaubarem Rheinblick“an der Deichstraße in Uedesheim. Für diesen Wohntraum direkt an der Deichkrone werden monatlich 4200 Euro fällig. Dafür werden den künftigen Mietern unter anderem ein Hofgarten mit Sonnenterrasse und ein Luxusbad mit Panorama-Blick auf den Rheinbogen geboten.
Auf solchen Immobilien-Portalen tauchen meist die höherpreisigen Wohungen auf, sagt Alexander Busch. Günstigere Mietobjekte werden in der Regel über Hausverwalter und Bestandshalter angeboten. „Das ist jedoch in Neuss momentan ein sehr geringer Teil“, merkt er an.
Um den „Mietmarkt deutlich zu entlasten“stellt der Neusser Bauverein bis Ende 2022 insgesamt 356 „neue, bezahlbare und barrierefreie Wohnungen“fertig. „Das heißt: Dadurch haben dann rund 1000 Neusserinnen und Neusser ein neues Zuhause gefunden“, sagt Dirk Reimann, Vorsitzender der NBV-Geschäftsführung.
Insgesamt weist der „Immoscout“für Neuss aktuell 106 Mietwohnungen aus; die meisten davon haben ein oder zwei Zimmer, plus Küche, Diele und Bad. Die zurzeit günstigste
Neuss gilt als attraktiver Wohnort. Ein Blick in die einschlägigen Mietportale zeigt: Wer in der Stadt eine schöne Bleibe sucht, braucht nicht nur Geduld.
dieser Wohnungen kann an der Kaarster Straße bezogen werden; eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit immerhin 58 Quadratmetern. Allerdings gibt es zwei Haken – der künftige Mieter muss mindestens 60 Jahre alt sein und über einen Wohnberechtigungsschein verfügen.
Mit 350 Euro Monatsmiete kaum teurer ist eine 43-Quadratmeter„Single-Wohnung“ an der Münsterstraße. Sie ist nicht nur günstig, sondern laut Anzeige auch „schön und saniert“– ein Schnäppchen also, von denen der Neusser Mietmarkt nicht gerade viele zu bieten hat.
Das bestätigen auch die langen Wartelisten bei der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft (GWG). „Der Markt in Neuss ist seit Jahren schon eng – das merken wir daran, dass unser letzter Leerstand mangels Bewerbern bestimmt fünf Jahre her ist“, sagt GWG-Sprecher Thomas Schwarz. Seit Anfang 2022 haben sich 3000 Wohnungssuchende auf deren Liste neu eingetragen; hinzu kommen rund 2000 aus dem Vorjahr, die immer noch nicht fündig geworden sind. Diesen Interessenten
werden jährlich rund 350 Mietwohnungen neu angeboten.
Für frei werdende Wohnungen werden die Bewerber ausgesucht, die den Kriterien des jeweiligen Wohnungsprofils am ehesten entsprechen. „Das heißt“, übersetzt Schwarz: „Wer sucht wie lange schon mit wie vielen Personen in welchem Stadtteil?“Manchmal sei auch entscheidend wie sich der künftige Mieter in die Hausgemeinschaft einfügen könnte oder wie dringend das Wohnungsgesuch ist. „Bei Familien mit Kindern ist das Finden einer geeigneten Bleibe manchmal besonders dringend“, sagt Schwarz. Doch auch er sieht bei den größeren Mietwohnungen ab vier Zimmern den größten Engpass. „Die Preise sind nicht zuletzt durch das Düsseldorfer Einzugsgebiet deutlich gestiegen.“Das helfe nur eines: „Die Hemmnisse in Sachen Neubau verringern.“