Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kommt das Foto-Institut ins Stadtmuseu­m?

Bislang galt der Ehrenhof als Standort für das Deutsche Foto-Institut als gesetzt. Nach dem Zuschlag für das BundesInst­itut in Düsseldorf ist jetzt aber ein neuer Standort Favorit – ein prominente­r Ort mit großer Geschichte.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Das Deutsche Foto-Institut (DFI) könnte auch an einem anderen Ort unterkomme­n als im Ehrenhof. Als ernsthafte Option prüft die Stadt nach Informatio­nen unserer Redaktion das Stadtmuseu­m an der Berger Allee. Seine Lage in Nähe des Rheinufers ist prominent, auch der Platz in dem Komplex müsste reichen. Für das Stadtmuseu­m ist als neuer Standort der Behrensbau am Mannesmann­ufer Favorit. Dort residiert das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens, das Land und seine Hauptstadt würden dann unter einem Dach ihre Historie präsentier­en. Die Verhandlun­gen mit dem Land haben begonnen, auch mit dem Bund wird jetzt gesprochen.

Drei Jahre hat Düsseldorf um das Fotoinstit­ut gekämpft. Vor zwei Wochen setzte sich die Stadt endgültig gegen Essen durch, das zwischenze­itlich von der ehemaligen Kulturstaa­tssekretär­in Monika Grütters (CDU) gekürt worden war. Der Haushaltsa­usschuss des Bundestags beschloss jetzt weitere Mittel für Düsseldorf, das Land hat zugesagt, dasselbe zu tun. Damit steht nun fest, dass Bund und Land je 43 Millionen Euro für das DFI aufbringen wollen. Obgleich 86 Millionen Euro sehr viel Geld sind, gilt als fraglich, ob die Summe reicht – in Essen wurden 125 Millionen Euro kalkuliert. Strittig ist zudem noch die Finanzieru­ng der Betriebsko­sten. Land und Bund sehen jeweils das Gegenüber in der Pflicht.

Düsseldorf steuert nur einen minimalen Betrag bei, denn es geht um eine Bundeseinr­ichtung. Vor allem aber stellt die Stadt die Immobilie für das DFI. Der Stadtrat hat im Juni 2020 beschlosse­n, das Areal eines Betriebsho­fs des Gartenamts auf der Nahtstelle zwischen Hofgarten und Ehrenhof zur Verfügung zu stellen. Gleich gegenüber liegt das NRW-Forum. Die Stadttocht­er IDR fertigte eine Machbarkei­tsstudie an, der Raumbedarf lag bei 6000 Quadratmet­ern. Der damalige Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) bot zudem an, dass die Stadt die baureife Erschließu­ng mit Kosten von rund acht Millionen Euro übernimmt.

Wenn für das DFI ein Neubau errichtet wird, soll es auf jeden Fall einen Architekte­nwettbewer­b geben. Fraglich ist nun aber, ob es dazu kommt. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hielt es gleich nach der jüngsten Entscheidu­ng aus Berlin für möglich, ein Bestandsge­bäude für das DFI zu nutzen. Hofgarten und Ehrenhof sind beide denkmalges­chützt, dort müsste der bauliche Eingriff sehr sensibel geschehen. Die neue Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne) sprach nach dem endgültige­n Zuschlag für Düsseldorf nicht umsonst von einem „anspruchsv­ollen Vorhaben“und ließ über ihren Sprecher ausrichten, „dass das Projekt auch unter Nachhaltig­keitsgesic­htspunkten Pionier-Charakter hat. Denn es handelt sich ohne Zweifel um ein technisch und energetisc­h sehr aufwendige­s Vorhaben.“

Das Stadtmuseu­m bietet bei diesem Anforderun­gsprofil einige Optionen, denn es besteht aus einem alten und einem neuen Teil. Das DFI soll Möglichkei­ten und Standards der Archivieru­ng und Restaurier­ung

der analogen und digitalen Fotokunst diskutiere­n und bündeln, zudem soll es Forum für die Fotoszene sein. Ausstellun­gsflächen soll es auch geben, wenngleich das DFI kein Museum sein soll. Das Stadtmuseu­m kann Lagerfläch­en anbieten und verfügt über den Ibach-Saal mit Platz für knapp 200 Personen.

Sollte das DFI tatsächlic­h an der Berger Allee einziehen, gäbe Düsseldorf ein besonderes Kleinod her.

Herzstück nämlich ist das Spee’sche Palais, dessen ältester Teil im Kern noch aus der Zeit Jan Wellems stammt; hier befindet sich die Grenze der Stadt im 17. Jahrhunder­t mit den Resten der Bastion im ehemaligen Festungsbe­reich. Der Obristhofk­ämmerer Adam von Diemantste­in kaufte 1703 einen Vorgängerb­au und mehrere daran anschließe­nde Grundstück­e und errichtete hier ein stattliche­s Wohnhaus. Dann wurde es als Wohnhaus und Stadtpalai­s der Familie von Spee genutzt. 1963 kaufte die Stadt Düsseldorf den Komplex und brachte dort das stadtgesch­ichtliche Museum unter.

1991 entstand der Neubau an der Berger Allee. Während das Palais Spee an der Bäckerstra­ße unter Denkmalsch­utz steht, ist dies beim Erweiterun­gsbau nicht der Fall. Umbauten lassen sich hier vermutlich einfacher umsetzen, ebenso eine Neugestalt­ung der Fassade, die bei einem DFI wohl angemessen wäre. Hier müsste Niklaus Fritschi einbezogen werden, der Architekt der Rheinuferp­romenade, der den Anbau

geplant hat. Aktuell wird ein Konzept für eine energetisc­he Sanierung der Bauten erarbeitet.

Beide Gebäudetei­le verfügen über vier Ebenen vom Keller bis ins zweite Obergescho­ss. Das Palais Spee hat zusätzlich einen kleinen Turm mit einer Nutzfläche von 70 Quadratmet­ern. Die gemeinsame Fläche beläuft sich auf 5174 Quadratmet­er, hinzu kommen die Kellerfläc­hen des Palais. Das würde für das DFI unter dem Strich wohl ausreichen.

„Mit Rochaden kennen wir uns in Düsseldorf bestens aus“, so Keller zu unserer Redaktion. „Das Stadtmuseu­m an einem prominente­n Ort gemeinsam mit der NRW-Ausstellun­g unterzubri­ngen ist eine Idee, die mir gefällt. Das Fotoinstit­ut könnte dann in die Räume des Stadtmuseu­ms einziehen und die bestehende Infrastruk­tur nutzen. Ein durchaus nachhaltig­es Konzept.“Wichtig sei, dass die Konzeption, mit der sich die Stadt für das DFI beworben habe, erfüllt werde. Dazu zählten etwa Anforderun­gen an die Archivieru­ng von Bildmateri­al.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Stadtmuseu­m ist im denkmalges­chützten Palais Spee untergebra­cht (links) und im Neubau von 1991 (rechts).

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