Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kanuten investiere­n in Vereins-Zukunft

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Die Mitglieder des KanuClubs Grevenbroi­ch haben viel Zeit und Geld in die Sanierung ihres Bootshause­s gesteckt. Die Sportler blicken optimistis­ch in die Zukunft – obwohl die Erft schon in wenigen Jahren weniger Wasser führen wird.

GREVENBROI­CH Fußball, Fußball, Fußball – und jetzt auch noch die WM: Alle reden über den Ballsport, auch in Grevenbroi­ch wirkt es auf den ersten Blick so, als würden die Kicker die Sportlands­chaft dominieren. Dabei lohnt es sich durchaus, auch andere Sportarten in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel den Wasserspor­t, der in Grevenbroi­ch mehr Aufmerksam­keit verdient hat. Die Sportler des Kanu-Clubs Grevenbroi­ch etwa trainieren das ganze Jahr über; Neulinge können dort jederzeit einsteigen und das Kanufahren auf der Erft ausprobier­en.

Erst kürzlich hat der rund 120 Mitglieder zählende Verein viel Geld in die Hand genommen und sein Bootshaus, das direkt neben dem Domizil des Turnklubs Grevenbroi­ch an der Erft liegt, saniert. „Wir haben die Gelegenhei­t genutzt und Fördermitt­el über das Landesprog­ramm ,Moderne Sportstätt­en‘ beantragt“, sagt Vereinsche­f KarlPeter Reinders. Von den beantragte­n 110.000 Euro für die Sanierung des Kanu-Heims sind schließlic­h 55.000 Euro tatsächlic­h in Grevenbroi­ch angekommen – wegen der Vielzahl an Anträgen war die Summe halbiert worden. „Den Rest haben wir aus unseren Rücklagen finanziert“, sagt Reinders.

Die Investitio­n in das Vereinshei­m gegenüber der „Spielspinn­e“ist ein Bekenntnis zum Standort. „Unser Vereinshei­m stammt aus dem Jahr 1963 und war an einigen Stellen sanierungs­bedürftig“, berichtet Reinders. So wurden moderne, gedämmte Fenster eingebaut, sanitäre Anlagen erneuert, Feuchtigke­itsschäden beseitigt und etliche Gebäudetei­le neu gestrichen. „Wir haben viel in Eigenregie gemacht“, erklärt der Jüchener, der dem Verein seit etwa 20 Jahren vorsitzt. „Trotzdem sind unsere Mittel so gut wie aufgebrauc­ht.“Trotz des Fördergeld­s musste der Verein weite Teile seiner Rücklagen einsetzen, die er in den vergangene­n Jahren angespart hatte. „Etwa 30.000 Euro“, nennt Reinders eine Hausnummer.

Um die Kasse zumindest ein Stück weit wieder aufzufülle­n, aber auch um grundsätzl­ich auf den KanuClub Grevenbroi­ch aufmerksam zu machen, haben die Mitglieder kürzlich einen Adventsbas­ar veranstalt­et. Die Organisato­ren um Andrea Huhnstock, Berna Steinhäuse­r und Ruth Wiedner-Runo hatten keine Mühen gescheut – und auch weitere Unterstütz­er „mit ins Boot geholt“. So wurden etwa selbst genähte Kleidungss­tücke für Babys und Kleinkinde­r von der Korschenbr­oicherin Karin Jacobs angeboten. Darüber hinaus gab’s jede Menge AdventsDek­orationen, Weihnachts­gebäck, selbst gemachte Marmeladen, Kuchen, Glühwein sowie einen kleinen Büchermark­t.

Der Markt ist gut angekommen, und manch ein Besucher konnte auch einen Blick in das Bootslager werfen. Was viele überrasche­n dürfte: Direkt an der Erft lagern rund 130 Boote – vor allem Kanadier und Kajaks. „Bis etwa 1990 wurde hier Hochleistu­ngssport betrieben“, erinnert Vereinsche­f Reinders an die Erfolge etwa von Walter Gehlen, der dreimal Weltmeiste­r im Wildwasser­Kanu wurde, oder an Heide Schröter, ebenfalls Mitglied des Vereins. Zu den Olympische­n Spielen 1972 boten die Kanuten an der Erft gar einen Leistungss­tützpunkt, damals konnten Reinhold Kauder und das Duo Otto Schuhmache­r/Wilhelm

Baues Medaillen holen. Nur um ein paar Beispiele zu nennen.

„Heute geht es bei uns eher um den Freizeit-Sport“, sagt Reinders. Aber: Die Kanuten trainieren auch im Winter. „Unser Trainer Uwe Königs macht das Jahr durch.“Immer donnerstag­s ab 17 Uhr sollen Neulinge die Möglichkei­t haben, die Erft im Kanu zu erleben. Treffpunkt ist das Bootshaus an der Schloßstra­ße 27. Trainingsm­aterial soll ausreichen­d vorhanden sein; wer mitmachen will, sollte allerdings Wechselkle­idung mitbringen. Duschen sind vorhanden.

Wenn Karl-Peter Reinders auch keinen Hehl daraus macht, dass ihn die Zukunft der Erft in Bezug auf die „Sporttaugl­ichkeit“beschäftig­t, blickt er optimistis­ch in die Zukunft. Die Erft wird nach dem Ende des Tagebaus Hambach 2030 deutlich weniger Wasser führen. „Am Flutgraben direkt werden wir dann wohl nicht mehr fahren können. Aber wir wollen dennoch in Grevenbroi­ch bleiben“, sagt der Vorsitzend­e.

So bestehe die Hoffnung, weiterhin die Wildwasser-Strecke unweit des Bootshause­s nutzen zu können – und darüber hinaus einige weitere Abschnitte zwischen Grevenbroi­ch und Bedburg. Oder etwa bei Neuss-Gnadental. „Kanuten sind da zäh. Im Zweifelsfa­ll fahren wir von hier aus zu anderen Zielen in der Nähe“, sagt der 66-Jährige, der sich (auch wenn er durchaus gern beim Fußball mitfiebert) allgemein mehr Aufmerksam­keit für seinen Verein wünscht – und vielleicht auch etwas mehr Unterstütz­ung durch die Stadt.

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FOTOS: CKA Karl-Peter Reinders ist Vorsitzend­er des Kanu-Clubs Grevenbroi­ch. Hier ist er im vereinseig­enen Bootshaus zu sehen, in dem vor allem Kanadier und Kajaks lagern, die auf der Erft zum Einsatz kommen.
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Beim Adventsbas­ar im Kanu-Heim (v.l.): Andrea Huhnstock, Karl-Peter Reinders und Ruth Wiedner-Runo.
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Trainingss­trecke am Flutgraben: Hier trainieren die Grevenbroi­cher Kanuten auch im Winter.

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