Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wenn Schwerter schnell durch die Luft sausen
Wäre es nicht cool, kämpfen zu können wie die Ritter? Beim historischen Fechten kann man das lernen. Ricardo, Daniel und Henri zeigen, wie das Training abläuft.
Geht ein Mann zum Karussell, sagt er: „Ich hätte gerne zwei Chips.“Sagt der Verkäufer: „Die habe ich gerade aufgefuttert.“ evor es mit dem Training losgeht, lässt Holger Kreutzkamp die Jungs erst noch mal die Schwertregeln aufzählen. Die wichtigste Regel lautet: Mit dem Schwert wird nicht herumgespielt. Eine andere heißt: Die Spitze zeigt immer nach unten. Dann flitzen Ricardo, Daniel und Henri nach hinten und holen sich ihre Schwerter.
Die drei Jungs sind zwischen neun und haben ein gemeinsames Hobby. Die drei wollen kämpfen können wie die Ritter des Mittelalters. „Historische und europäische Kampfkunst“heißt der Sport, kurz Hema. Henri erzählt: „Ich mag Fantasy-Bücher wie den ‚Hobbit‘ oder ‚Herr der Ringe‘ total. Deshalb wollte ich so Fechten lernen wie die Figuren in den Büchern. Das finde ich irgendwie cool.“Die Schwerter, mit denen die Jungs kämpfen, sind aus Schaumstoff. So kann sich niemand verletzen. Wenn aber die Erwachsenen gegeneinander antreten, benutzen sie richtige Schwerter: ein Seitschwert zum Beispiel oder das Langschwert. Das ist, wie der Name schon sagt, ziemlich lang und wird daher mit zwei Händen gehalten. Die Schwerter sind zwar aus
Stahl, aber nicht scharf. Das wäre zu gefährlich.
Ricardo, Daniel und Henri stellen sich im Training in einer Reihe auf. Holger Kreutzkamp macht verschiedene Positionen vor: die Guard des langen Schweifes, die Guard des Einhorns und schließlich die Eisentor-Guard. Das Schwert wandert dabei durch die Luft, schwingt von oben nach unten und von rechts nach links. Dann sind die Jungs an der Reihe. „Diese Bewegungsabläufe sind wichtig. Sie sind die Grundlage, um später frei kämpfen zu können“, erklärt der Trainer. Üben, üben, üben: Das kennt man auch aus Filmen. Dort gibt es meist eine Szene, in der sich der Held auf den Kampf vorbereitet und mit seinem Schwert verschiedene Positionen durchgeht. „Historisches Fechten ist ein bisschen wie Tanzen. Man muss zuerst alle Schritte kennen, bevor man richtig loslegen kann“, sagt Holger Kreutzkamp. Jetzt ist die nächste Übung an der Reihe. Dafür müssen sich die Jungs die schwarzen Fechtmasken aufsetzen. Sie üben einen Angriff abzuwehren und gleichzeitig einen eigenen Treffer zu setzen. Parade und Riposte heißt das in der Fechtsprache.
Dann ist die Trainingsstunde auch schon wieder vorbei. Verabschiedet wird sich nach Ritterart: Man stellt sich gegenüber dem Kampfpartner auf, hält das Schwert vor das Gesicht und führt es dann nach unten. Der Kampf ist vorbei. dpa