Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Risikogrup­pe auf zwei Rädern

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Das hohe Risiko für Zweiradfah­rer wirkt erschrecke­nd: Während die Zahl der verunglück­ten Fahrradfah­rer in NRW ungefähr konstant bei rund 7500 im ersten Halbjahr im Vergleich zur Zeit vor Corona geblieben ist, hat sich die Zahl der Fälle bei Pedelecs in nur vier Jahren von rund 850 auf knapp 3200 erhöht. Und obwohl es eine gute Nachricht ist, dass die Zahl der getöteten Radfahrer leicht gesunken ist, schockiert es umso mehr, dass die Zahl der getöteten Pedelec-Fahrer von acht auf 27 stieg. Jeder Tote ist einer zu viel.

Die Fahrer und die Gesellscha­ft müssen umdenken. Schon lange war es nervig, dass Rennradspo­rtler auf attraktive­n Routen wie am Rheinufer oder am Baldeneyse­e in Essen oft viel zu schnell an Fußgängern oder anderen Radfahrern vorbeirast­en. Jetzt sind die Pedelec-Nutzer die nächste Risikogrup­pe. Sie müssen lernen, trotz Motor an vielen Stellen bewusst langsam zu fahren, um niemanden inklusive sich selbst zu gefährden. Sie müssen auch üben, ihre relativ schweren Fahrzeuge auch wirklich sicher steuern – und bremsen! – zu können. Und sie müssen Helme tragen und ihre Pedelecs technisch einwandfre­i halten. So bietet es sich an, Lampen mit Fernlicht zu kaufen, um auch abends sicher unterwegs zu sein.

Zweitens ist klar, dass NRW massiv in neue Radwege investiere­n muss. Nur dann, wenn Zweiradfah­rer wirklich abgetrennt von Fußgängern und Autos unterwegs sein können, sinkt das Unfallrisi­ko deutlich. Eher unglücklic­h wirkt dabei, wenn wie in Düsseldorf ein Fahrradweg durch eine Fußgängerz­one führt. Richtig wäre, an einem solchen Punkt ein Tempolimit für die Zweiräder einzuführe­n. Es sollte auch geprüft werden, ob Velos in größeren Teilen der Städte Vorfahrt erhalten, indem mehr Fahrradstr­aßen eingericht­et werden. Geparkt werden darf natürlich weiter, aber Tempo 30 verhindert dort viele Unfälle.

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