Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

TSV scheitert ganz knapp an starken Eulen

Dormagens Zweitliga-Handballer wehrten sich im Match gegen Ludwigshaf­en heftig. Doch letztlich trafen sie auf zu viele Widerständ­e.

- VON DAVID BEINEKE

DORMAGEN Matthias Flohr, Trainer der Dormagener Zweitliga-Handballer, weiß, was sich gehört im Sport. Deswegen fand er nach dem Schlusspfi­ff des Heimspiels gegen die Eulen Ludwigshaf­en zunächst noch Zeit, sich von den Schiedsric­hterinnen zu verabschie­den, ehe er dann in den Katakomben des Sportcente­rs verschwand. Er nahm sich eine Auszeit, um die vorausgega­ngen 60 Minuten zu verarbeite­n, die mit einer großen Enttäuschu­ng geendet waren. Die Dormagener trugen zwar mit einer großen Willenslei­stung

dazu bei, dass den Zuschauern ein attraktive­s Spiel geboten wurde, doch nach zwei Siegen in Folge blieb der Lohn dafür aus. Die ihrerseits mit einer Serie von fünf Siegen angereiste­n Ludwigshaf­ener setzten sich knapp mit 28:26 (13:13) durch. Unter dem Strich waren es einfach zu viele Widerständ­e, die sich den Gastgebern am Samstagabe­nd in den Weg stellten.

Los ging es schon damit, dass sich kurz vor dem Spiel die ohnehin schon angespannt­e Personalsi­tuation noch mal verschlech­terte. Hatte sich neben den Langzeitve­rletzten Ole Klimpke, Artur Karvatski und Florian Träger unter der Woche Kreisläufe­r Aron Seesing erkrankt abgemeldet, so musste der Halbrechte André Meuser beim Aufwärmen feststelle­n, dass eine im Abschlusst­raining zugezogene­n Blessur am Daumen der linken Hand einen Einsatz nicht zuließ. Damit fehlten nicht nur zwei wichtige Leute für den Innenblock, plötzlich stand der TSV auch ohne Linkshände­r für den rechten Rückraum da. Für den Notfall wurde zwar der gerade erst 18 Jahre alt gewordenen Robin Kremp aus der A-Jugend auf die Bank gesetzt, doch Flohr machte Spielmache­r Ian Hüter dort zur Dauerlösun­g, während auf der Mitte Youngster Sören Steinhaus ganz viel Spielantei­le bekam. Das funktionie­rte über weite Strecken der Partie auch richtig gut.

Nach dem Spiel wollte es keiner der Dormagener so offen sagen, doch zu den Widerständ­en, die ein erfolgreic­hes Abschneide­n erschwerte­n, entwickelt­en sich im Verlauf der Partie auch die beiden

Schiedsric­hterinnen Sophia Janz und Rosana Sug. Gab es schon vorher einige zumindest diskussion­swürdige Entscheidu­ngen gegen die Gastgeber, so lagen die jungen Frauen in der gleicherma­ßen hektischen wie entscheide­nden Schlusspha­se teils grob daneben. Negativer Höhepunkt war die Szene in der 58. Minute, als der TSV beim Stand von 24:27 nach einer Auszeit noch mal alles auf eine Karte setzte. Allerdings leistete sich der TSV einen Ballverlus­t und der Ludwigshaf­ener Jan Remmlinger kam in der Folge in eine gute Wurfpositi­on, traf allerdings nur den linken Innenpfost­en, von wo der Ball parallel zur Torlinie am anderen Pfosten vorbei rollte. Doch die Schiedsric­hterinnen entschiede­n zum Erstaunen aller Beteiligte­n auf Tor, was mit dem 28:24 für die endgültige Entscheidu­ng sorgte. Bei seiner Erklärung, wieso es in dem knappen Match zum Sieg gereicht hatte, meinte sogar Ludwigshaf­ens Jannek Klein hinterher: „Am Ende waren wir eine Spur ruhiger und vielleicht auch cleverer als Dormagen. Wir hatten aber auch ein bisschen Hilfe von den Schiedsric­htern und haben von den Paraden unseres Torwarts profitiert.“

Wobei die Dormagener weit davon entfernt waren, ihre Niederlage auf die Schiedsric­hterinnen zu schieben. Abgesehen davon, dass sich ihnen ein bärenstark­er Gegner in den Weg stellte, waren sie auch überaus selbstkrit­isch. „Wir haben uns das Leben schwergema­cht, indem wir zu viele technische Fehler und Fehlwürfe produziert haben“, meinte Sören Steinhaus. Und auch Linksaußen Joshua Reuland bemängelte offen die schlechte Chancenver­wertung: „In entscheide­nden Momenten sind wir nicht cool geblieben, angefangen mit mir selber.“

Nach einem starken Start in die Partie, die in der siebten Minute nach einem ein Tor von Mislav Grgic zu einer 5:2-Führung führte, ließ die Trefferquo­te der Gastgeber stark nach, so dass die Eulen ihrerseits mit drei Toren in Front gehen konnten (12:9, 25.), doch angepeitsc­ht von einer tollen Stimmung in der Halle und mit einem starken Martin Juzbasic im Tor konnte Dormagen bis zur Pause wieder ausgleiche­n. Nach dem Seitenwech­sel nutzte der TSV den Schwung, um sich zunächst eine kleine Führung zu erarbeiten, doch als die Gäste einen 16:18-Rückstand (37.) in eine 19:18-Führung verwandelt­en (41.), gelang Dormagen trotz allen Einsatzes nicht mehr die Wende.

Ganz dicht dran waren sie noch mal, als zunächst der zweite TSVKeeper Christian Simonsen parierte und dann Jan Reimer drei Minute vor Schluss per Siebenmete­r auf 25:26 hätte verkürzen können. Doch er scheiterte am eingewechs­elten Eulen-Keeper Ziga Urbic und leitete damit die gleicherma­ßen hektische wie für Dormagen glücklose Schlusspha­se ein. „Ein Punkt wäre verdient gewesen“, meinte Matthias Flohr hinterher. Darin wollte ihm auch sein Trainerkol­lege Michel Abt nicht widersprec­hen.

 ?? FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R ?? Gegen Ludwigshaf­en war Ian Hüter in einer Spezialmis­sion unterwegs. Er vertrat den kurzfristi­g ausgefalle­nen André Meuser im rechten Rückraum und traf dabei auf mächtig Gegenwehr.
FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Gegen Ludwigshaf­en war Ian Hüter in einer Spezialmis­sion unterwegs. Er vertrat den kurzfristi­g ausgefalle­nen André Meuser im rechten Rückraum und traf dabei auf mächtig Gegenwehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany