Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Historisch ins Weihnachtsgeschäft
Den verkaufsoffenen Sonntag kombinierte Neuss Marketing mit dem ersten Quirinusmarkt. Der war nicht so gut besucht wie der Weihnachtsmarkt, doch der Handel ist zufrieden. Er spricht von einem hoffnungsvollen Auftakt.
NEUSS Für den Einzelhandel beginen die wichtigsten Wohen des Jahres. In Neuss hat schon Tradition, mit einem verkaufsoffenen Sonntag in das Weihnachtsgeschäft zu starten, doch in diesem Jahr kommt eine Premiere hinzu: der erste Quirinusmarkt. Und selbst dem Heiligen Jakobus aus Bronze, der da auf seinen Stock gestützt über den Freithof schreitet, scheint das kostümierte Treiben ein paar Meter weiter zu gefallen.
Jedenfalls lächelt er freundlich in die Richtung, wo in viktorianische Gewänder gekleidete Darsteller an diesem ersten Adventswochenende ihre Zelte aufgeschlagen haben. Drei weitere Zelte bieten Getränke wie Bier und Met, mittelalterliche Kleidung und einen Treffpunkt für Steampunk-Fans an.
„Wir sind kein Mittelaltermarkt“, beschreibt Mit-Organisatorin Helgard Meer ihre Veranstaltung. „Wir stellen mit unseren Kostümen und
„Für den Auftakt des Weihnachtsgeschäftes stimmen die Frequenzen hoffnungsvoll“Carina Peretzke Handelsverband NRW
Gewerken die Zeit um 1850 dar, das viktorianische Zeitalter.“Sie selbst zeigt an ihrem Zelt das Kerzengießen mit zum Teil 150 Jahre alten Formen. „Bei den Formen, die ich in den USA gekauft habe, war das Porto höher als der Warenwert“, erinnert sich die gelernte Schneidermeisterin. Helgard Meer ist begeisterte Darstellerin aller möglichen Epochen und schneidert auch die Kostüme für den Quirinusmarkt selbst. Zum internationalen Hansetag Ende Mai war sie mit ihren Freunden schon einmal in Neuss. „Da war es doch wärmer...“
Allerdings besuchen nur wenige Menschen die Stände der Darsteller. Sie sind am Ende des Freithofes vielleicht doch ein wenig zu weit weg zum Trubel des Weihnachtsmarktes auf dem Münsterplatz. Einige kostümierte Frauen mit riesigen Reifröcken begeben sich deshalb in dessen Budenstadt – zu Werbezwecken in eigener Sache. Direkt vor dem Zeughaus steht eine Bühne, auf der Kasperle
den Kindern Geschichten erzählt. Außerdem begeistern Artisten des Circus Traber und Mitsingkonzerte mit dem integrativen „Jedermann“-Chor.
„Wir haben den Mittelaltermarkt, der sonst im Oktober stattfindet, auf den November und das erste Adventswochenende verschoben“, erklärt Jürgen Sturm, der Geschäftsführer
von Neuss Marketing. Das liege an den nur noch drei verkaufsoffenen Sonntagen, die für Neuss ausreichen sollen und immer mit einem Event verknüpft werden.
Ab 13 Uhr öffneten am Sonntag die Geschäfte, und Sturm war zufrieden mit dem, was er im Hauptstraßenzug beobachten konnte. „Die Rückmeldung des Einzelhandels ist positiv“, versuchte er am Nachmittag eine erste Bilanz. „Trotz leichten Regens kaufen die Menschen auch ein.“Und das auch schon am Samstag, wie er hinzufügt.
Noch ist nicht die Frequenz wie vor Corona erreicht, aber auch der Vorsitzende der Zukunfsinitiative Neuss (ZIN) Christoph Napp-Saarbourg ist zufrieden: „Wir sind froh, dass die Leute in der Stadt sind. Samstag war die Stadt bis 18 Uhr gut gefüllt und die Leute sind bereit, Geld auszugeben. Sie haben Taschen in der Hand, es ist ein reges Treiben.“
Das kann Carina Peretzke vom Handelsverband NRW Rheinland nur bestätigen: „Für den Auftakt des Weihnachtsgeschäftes stimmen die Frequenzen hoffnungsvoll. Die Umsatzprognose für die Stadt Neuss und dieses Weihnachtsgeschäft liegen bei 310 Millionen Euro.“Renner bei den Waren des ersten Advents seien diesmal vor allem warme Pullover, Hosen, Hausschuhe und Adventskalender gewesen, fasst sie ein Ergebnis einer Umfrage des Verbandes in der Branche zusammen. Elektronikhändler berichteten zudem, dass nach energieeffizienten Geräten gefragt wird.
Besucher wie Leon Schulz und Freundin Luzie Ingensand freuen sich aber auch auf den ersten Weihnachtsmarktbesuch in diesem Jahr. „Wir kommen jedes Jahr“, erzählt Schulz. „Wir wollen einfach mal gucken, was hier los ist.“