Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wo Hochzeitsgeschenke Wurzeln schlagen
Als am Samstag elf Paare ihren persönlichen Hochzeitsbaum im Hochzeitshain am Schwarzen Weg in Reuschenberg pflanzen durften, herrschte freudige Stimmung. Bürgermeister Rainer Breuer richtete vor Beginn der Aktion einige Worte an die gut 60 Teilnehmer und wünschte den Brautpaaren auch persönlich alles Gute für den gemeinsamen Lebensweg. Und er dankte den Paaren, die zu ihrer Eheschließung oder aus Anlass eines Ehejubiläums einen Baum spendeten.
Diese Form der Spende hat seit den 1990er Jahren in Neuss Tradition. Zunächst waren die Bäume in Wohnortnähe des Brautpaares gepflanzt worden, bis 1996 am Berghäuschensweg in Erftnähe ein erster und später sogar ein zweiter Hochzeitshain angelegt wurden. Mit mehr als 100 Bäumen sind sie schlicht voll, und so wurde in Reuschenberg ein dritter Hain geschaffen. Für Baumspenden aus anderen Anlässen, wurde dabei festgelegt, sollte auch dort kein Platz sein.
Gepflanzt wird im Herbst oder Winter. Das koordiniert das Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima, das durch Henrike Mölleken vertreten war und den Eheleuten Spaten zur Verfügung stellte. „Ihren“Baum hatten die Paare vorab ausgesucht. Sie konnten dabei aus einem breiten Spektrum auswählen, das von von Waldbäumen wie Eiche oder Buche bis hin zu Obstbäumen wie Birne oder Esskastanie reicht. Jeder Baum bekommt zudem eine Plakette, die seine Spender namentlich nennt.
Alina und Markus Busch, die am 1. September geheiratet haben, pflanzten einen Apfelbaum. „Unsere
Trauzeugen haben ihn uns zur Hochzeit geschenkt“, erklärten sie. „Wahrschlich wollen sie einen Apfelkuchen“, ergänzt Markus Busch mit einem Grinsen. Ein wenig weiter senkten Barbara und Christoph Schneider den Wurzelballen ihres Walnussbaums in das vorbereitete Loch auf der Wiese des Hains. Die Schwester der Braut hatte ihn dem Paar am 10. September zur Hochzeit geschenkt. Zum Pflanztermin war sie natürlich mitgekommen. „Wir sind riesige EichhörnchenFans, das weiß meine Schwester. Deswegen haben wir den Walnussbaum bekommen“, sagt die Braut. „Da haben die Eichhörnchen und wir was vom Geschenk.“
So wie diese Paare bekamen auch Janina und Michael Greff ihren Hochzeitsbaum geschenkt, eine Esskastanie. „Der Baum war ein Geschenk von meiner Tante zu unserer Hochzeit am 17. Oktober“, erzählt Michael Greff, der erst seit kurzem in Neuss lebt. Besonders der Traditionsgedanke habe seiner Tante Anlass zu dem außergewöhnlichen Geschenk gegeben.
Speziell die Nachhaltigkeit des Projekts und die Ausgefallenheit wurde von allen Paaren betont. Ein Hochzeitsbaum sei eben etwas ganz Besonderes, war mehr als einmal zu hören. Und dass iein
Baum Generationen verbinde.
Wie viele Ehen, denen mit einem Baum ein kleines Denkmal gesetzt wurde, wirklich halten, hat die Stadt nie erhoben. Allerdings hat der Umweltausschussvorsitzende Michael Klinkicht in der Vergangenheit schon beobachtet, dass offenbar nach einer Trennung die Spenderplakette entfernt wurde. Aber, sagt er, das sei ja dem Baum egal. Anaïs Muschter