Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Weihbischof macht Gesprächsangebot
Nach der Kritik einiger Mitglieder der Gemeinde Sankt Martinus an der bevorstehenden Firmung durch Weihbischof Dominik Schwaderlapp räumt dieser Fehler ein und sucht den Dialog. Doch die Gemeindemitglieder lehnten ab.
KAARST Anfang November empörten sich einige Gemeindemitglieder von Sankt Martinus gegen die Spendung des Firmsakraments durch Weihbischof Dominik Schwaderlapp in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen (die NGZ berichtete). Ursache waren acht Verstöße gegen die Aufklärungsund Meldepflicht in seiner Zeit als Generalvikar, nachgewiesen durch das Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke. Als Reaktion suchte Weihbischof Schwaderlapp das persönliche Gespräch mit den Gemeindemitgliedern. Das lehnten diese ab und nehmen stattdessen ein Gesprächsangebot des Kirchengemeindeverbands mit Vertreten des Kirchenvorstands, Pfarrgemeinderats und Pastoralteams am 5. Januar wahr.
Inzwischen liegt unserer Redaktion ein Brief von Weihbischof Schwaderlapp vor, der sich besonders an die Firmbewerber richtet. Der Brief ist auf den 21. September 2022 datiert. Der Inhalt bezieht sich auch auf den Umgang des Weihbischofs mit dem ihm zur Last gelegten Pflichtverletzungen. Schwaderlapp räumt ein: „Dennoch habe ich in fünf von 100 Vorfällen acht Pflichtverletzungen zu verantworten. Zu dieser Verantwortung stehe ich. Vieles würde ich heute anders – und so hoffe ich – besser machen. Ich wünsche mir sehr, dass ich damals die Erkenntnis gehabt hätte, die ich heute habe“, schreibt er. Von daher hofft Schwaderlapp auf einen intensiven Austausch mit den Firmanden, „wenn Zweifel oder Vorbehalte zu meiner Person im Raum stehen“, schreibt er. Es sei ihm wichtig zu verstehen und auch seine eigene Perspektive mit einzubringen.
Auf Nachfrage unserer Redaktion, ob der Brief Firmanden und Katecheten erreicht hat, Reaktionen ausgelöst und eine Kommunikation darüber stattfindet, antwortet die
Pressestelle des Erzbistums Köln: „Weihbischof Schwaderlapp hat sich damals entschieden, den Brief an die Pfarrer in seinen zuständigen Seelsorgebereichen zu verschicken, da diese den besten Kontakt in die Gemeinden haben und zu den Katechetinnen und Katecheten, Firmandinnen und Firmanden. Dieser Brief enthielt die Bitte um Weitergabe an die adressierten Gruppen. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Es wurden vereinzelt Gespräche vereinbart, manche haben auch schon stattgefunden. Andere haben sich auch nur für das Angebot bedankt“. Weshalb der Brief nicht direkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, wird im Nachhinein
vom Erzbistum negativ bewertet „Das Büro von Weihbischof Schwaderlapp hat außerdem Kontakt zu den Gemeinden gesucht, in denen er seine ersten Firmungen hatte. Rückblickend stimmt der Weihbischof der Einschätzung jedoch zu, dass ein breiter Versand in alle Seelsorgebereiche besser gewesen wäre, um seine Bereitschaft für einen Dialog deutlicher zu machen“, heißt es aus dem Erzbistum.
In Sankt Martinus bereiten sich aktuell 96 Firmanden in acht Gruppen auf die Firmung vor. Geleitet wird das Ganze von Pfarrer Gregor Ottersbach. Auf Nachfrage erklärte er, dass der Brief von Weihbischof Schwaderlapp den Firmandenfamilien
zugeschickt und mit einigen Firmgruppen bereits besprochen wurde. Auch die Eltern erhielten die Möglichkeit der Beteiligung. Ihnen sei es wichtig, dass sich ihre Kinder zunächst einmal auf die Firmvorbereitung konzentrieren und nicht in Auseinandersetzungen verwickelt werden sollen: „Bei einer Berichterstattung über Firmung und Firmvorbereitung sollten die Firmanden im Mittelpunkt stehen, nicht der Firmspender“, so Pfarrer Ottersbach. Einige Eltern sind durchaus für eine kontroverse mediale Diskussion des Gesamtkomplexes Firmung. Dies sollte jedoch nicht zum Nachteil der jugendlichen Firmanden geschehen.