Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Kämpfer für die Moderne
Dieser Generalintendant hielt auch bei minderen Anlässen geschliffene Reden. Er liebte die Sentenz und die Pointe, das Gedrechselte und die umfängliche Ergänzung durch tiefe Gedanken. Kurt Horres, der an diesem Montag 90 Jahre alt wird, führte die Deutsche Oper am Rhein von 1986 bis 1996 wie ein wahrhaft Begeisterter, der die Baustellen des Alltäglichen umschiffte, um im rein Künstlerischen aufzugehen. Er schöpfte aus großem Wissen und liebte den Umweg zur Erweiterung der Perspektive. Wunderbare Produktionen ließ er uns erleben, aber auch solche, die uns kopfig vorkamen, wie Botschaften aus Horres’ innerer Welt. Immer waren sie spannende Versuche, die Bühne als moralische Anstalt zu beleben.
Der 1932 in Düsseldorf geborene Theatermann hatte in Köln und in seiner Heimatstadt studiert, wurde
Oberspielleiter in Lübeck, Operndirektor in Wuppertal, schließlich Generalintendant in Darmstadt, Hamburg und Düsseldorf/Duisburg. Überall setzte er sich vehement für Werke der Moderne ein, von denen er viele erst- und sogar uraufführte. Seine Profession des Theatermachens gab Horres als Professor an der Folkwang-Hochschule in Essen weiter.
Derzeit lebt Horres zurückgezogen in Düsseldorf. Sein Denken aber wirkt fort – vor allem in seinen Kindern Bernarda und Gregor, die ebenfalls Regisseure sind. Sie werden an seinem Geburtstag zu den ersten Gratulanten zählen. Wir reihen uns gerne ein.