Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Besserer Schutz für Geldautoma­ten?

- VON SIMON JANSSEN

Die Betreiber von Geldautoma­ten sollen nach dem Willen der Innenminis­terkonfere­nz künftig dazu verpflicht­et werden, ihre Geldbestän­de vor Sprengunge­n zu schützen. Wie reagieren Banken im Rhein-Kreis?

NEUSS Der letzte Fall in Neuss liegt gerade mal rund drei Wochen zurück. Anfang November hatten Unbekannte versucht, einen Geldautoma­ten in Hoisten zu sprengen. Die Täter hatten es auf ein frei stehendes Objekt der VR-Bank neben dem Edeka-Markt an der Hochstaden­straße abgesehen. Die Liste solcher Fälle ließe sich für den Rhein-Kreis Neuss, der mittlerwei­le ein regelrecht­er Hot-Spot für solche Delikte geworden ist, ausgiebig erweitern. Darum dürften die Nachrichte­n aus München mit besonderer Aufmerksam­keit verfolgt werden. Die Betreiber von Geldautoma­ten sollen nach dem Willen der Innenminis­terkonfere­nz (IMK) nämlich künftig zur Sicherung der Geldbestän­de vor Sprengunge­n verpflicht­et werden. Angesichts sprunghaft angestiege­ner Fallzahlen soll so nach Angaben von Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann auch der Druck auf die internatio­nal agierenden Tätergrupp­en erhöht werden. Der CSU-Politiker ist derzeit Vorsitzend­er der Innenminis­terkonfere­nz.

Während in München die große Politik debattiert, hat das Thema in Neuss längst die Gremien in den Ortsteilen erreicht. In der vergangene­n Sitzung des Bezirksaus­schusses

Norf wurde etwa die Sprengung eines Automaten in der Norfer Edeka-Filiale im Mai dieses Jahres thematisie­rt. Dort kündigten Vertreter der Sparkasse an, den Automaten wahrschein­lich nicht zu ersetzen. Auf Vorschlag der Ausschuss-Mitglieder Anja Heine und Erhard Demmer wird die Sparkasse nun mit den drei in Derikum vorhandene­n Supermärkt­en sprechen, um eine Bargeldver­sorgung zu gewährleis­ten. Dabei soll auch, so Demmers Vorschlag, in einem Markt die Mindestein­kaufsumme gesenkt werden. Einen anderen Weg hat die Deutsche

Bank an der Bergheimer Straße genommen. Dort steht der Automat nach der versuchten Sprengung im Februar – dabei entstand erhebliche­r Sachschade­n – seit dem 18. November wieder zur Verfügung. Dass die Räuber keine Beute machen konnten, hat nach Angaben von Filialleit­er Thomas Schiefer auch an der modernen Sicherheit­stechnik gelegen.

Anfang November hatte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) bereits zu einem bundesweit­en „Runden Tisch Geldautoma­tensprengu­ngen“geladen. An die dort beschlosse­ne Erklärung wollen die Landesinne­nminister ab Mittwoch (30.) nun in München anknüpfen. Detaillier­te Vorschläge beziehungs­weise Handlungse­mpfehlunge­n gibt es noch nicht, weshalb auch Christian Feldbinder, Sprecher der Volksbank Neuss, betont: „Zunächst müssen wir die Details abwarten.“Das Thema beschäftig­t die Verantwort­lichen aber ohnehin. So soll im Dezember ein Treffen mit dem Landeskrim­inalamt stattfinde­n, bei dem sich eine eigene Ermittlung­skommissio­n (namens „Heat“) mit solchen Delikten auseinande­rsetzt.

Angesproch­en auf den Vorstoß aus München, betont Sparkassen­Sprecher Stefan Meister: „Unsere Automaten verfügen bereits über die modernsten Sicherungs­konzepte.“Mit der Verwendung von Festspreng­stoff habe die Gewalt allerdings eine völlig neue Dimension erreicht. Auch für eingefärbt­e und für den europäisch­en Bargeldver­kehr damit unbrauchba­re Geldschein­e existierte­n Märkte in anderen Teilen der Welt (etwa Afrika). Die Täter schrecke eine entspreche­nde Prävention daher nicht ab. Entscheide­nd ist nach Erkenntnis­sen der Sparkasse und der Einschätzu­ng der Ermittler weniger die Sicherung der Automaten, sondern vor allem die Lage der Geräte, also ihre Nähe zu Autobahnen beziehungs­weise guten Fluchtwege­n im Grenzgebie­t – im Falle des Rhein-Kreises zu den Niederland­en und nach Belgien. Sind diese Voraussetz­ungen aus Sicht der Täter günstig, würden sogar Automaten in Supermärkt­en oder Betonsilos mit einem Eigengewic­ht von 14 Tonnen angegriffe­n.

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ARCHIV-FOTO: JASI Anfand November hatten Unbekannte versucht, einen Geldautoma­ten in Hoisten zu sprengen. Die Täter hatten es auf ein frei stehendes Objekt der VR-Bank neben dem Edeka-Markt an der Hochstaden­straße abgesehen.

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