Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Besserer Schutz für Geldautomaten?
Die Betreiber von Geldautomaten sollen nach dem Willen der Innenministerkonferenz künftig dazu verpflichtet werden, ihre Geldbestände vor Sprengungen zu schützen. Wie reagieren Banken im Rhein-Kreis?
NEUSS Der letzte Fall in Neuss liegt gerade mal rund drei Wochen zurück. Anfang November hatten Unbekannte versucht, einen Geldautomaten in Hoisten zu sprengen. Die Täter hatten es auf ein frei stehendes Objekt der VR-Bank neben dem Edeka-Markt an der Hochstadenstraße abgesehen. Die Liste solcher Fälle ließe sich für den Rhein-Kreis Neuss, der mittlerweile ein regelrechter Hot-Spot für solche Delikte geworden ist, ausgiebig erweitern. Darum dürften die Nachrichten aus München mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Die Betreiber von Geldautomaten sollen nach dem Willen der Innenministerkonferenz (IMK) nämlich künftig zur Sicherung der Geldbestände vor Sprengungen verpflichtet werden. Angesichts sprunghaft angestiegener Fallzahlen soll so nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auch der Druck auf die international agierenden Tätergruppen erhöht werden. Der CSU-Politiker ist derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz.
Während in München die große Politik debattiert, hat das Thema in Neuss längst die Gremien in den Ortsteilen erreicht. In der vergangenen Sitzung des Bezirksausschusses
Norf wurde etwa die Sprengung eines Automaten in der Norfer Edeka-Filiale im Mai dieses Jahres thematisiert. Dort kündigten Vertreter der Sparkasse an, den Automaten wahrscheinlich nicht zu ersetzen. Auf Vorschlag der Ausschuss-Mitglieder Anja Heine und Erhard Demmer wird die Sparkasse nun mit den drei in Derikum vorhandenen Supermärkten sprechen, um eine Bargeldversorgung zu gewährleisten. Dabei soll auch, so Demmers Vorschlag, in einem Markt die Mindesteinkaufsumme gesenkt werden. Einen anderen Weg hat die Deutsche
Bank an der Bergheimer Straße genommen. Dort steht der Automat nach der versuchten Sprengung im Februar – dabei entstand erheblicher Sachschaden – seit dem 18. November wieder zur Verfügung. Dass die Räuber keine Beute machen konnten, hat nach Angaben von Filialleiter Thomas Schiefer auch an der modernen Sicherheitstechnik gelegen.
Anfang November hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bereits zu einem bundesweiten „Runden Tisch Geldautomatensprengungen“geladen. An die dort beschlossene Erklärung wollen die Landesinnenminister ab Mittwoch (30.) nun in München anknüpfen. Detaillierte Vorschläge beziehungsweise Handlungsempfehlungen gibt es noch nicht, weshalb auch Christian Feldbinder, Sprecher der Volksbank Neuss, betont: „Zunächst müssen wir die Details abwarten.“Das Thema beschäftigt die Verantwortlichen aber ohnehin. So soll im Dezember ein Treffen mit dem Landeskriminalamt stattfinden, bei dem sich eine eigene Ermittlungskommission (namens „Heat“) mit solchen Delikten auseinandersetzt.
Angesprochen auf den Vorstoß aus München, betont SparkassenSprecher Stefan Meister: „Unsere Automaten verfügen bereits über die modernsten Sicherungskonzepte.“Mit der Verwendung von Festsprengstoff habe die Gewalt allerdings eine völlig neue Dimension erreicht. Auch für eingefärbte und für den europäischen Bargeldverkehr damit unbrauchbare Geldscheine existierten Märkte in anderen Teilen der Welt (etwa Afrika). Die Täter schrecke eine entsprechende Prävention daher nicht ab. Entscheidend ist nach Erkenntnissen der Sparkasse und der Einschätzung der Ermittler weniger die Sicherung der Automaten, sondern vor allem die Lage der Geräte, also ihre Nähe zu Autobahnen beziehungsweise guten Fluchtwegen im Grenzgebiet – im Falle des Rhein-Kreises zu den Niederlanden und nach Belgien. Sind diese Voraussetzungen aus Sicht der Täter günstig, würden sogar Automaten in Supermärkten oder Betonsilos mit einem Eigengewicht von 14 Tonnen angegriffen.