Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neukirchener Hallenbad ist fürs Erste gerettet
Der TV Jahn führt den Betrieb bis Juni weiter, die Stadt übernimmt die Energiekosten. Die weitere Zukunft aber ist ungewiss.
NEUKIRCHEN Jetzt steht endgültig fest: Das Hallenbad in Neukirchen bleibt über den Jahreswechsel hinaus bis Ende Juni 2023 geöffnet. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Vertretern des TV Jahn Kapellen, der Stadt und den Stadtbetrieben. Mitte kommenden Jahres soll die Politik im Stadtrat entscheiden, wie es mit dem Schwimmbad endgültig weitergeht, die Schließung ist damit nicht vom Tisch.
Fürs erste jedoch können Badegäste aufatmen: „Für ein halbes Jahr besteht Planungssicherheit“, betont Beigeordneter Michael Heesch. Und auch die ersten der circa 100 Menschen, die wegen der angekündigten Schließung von Bad und Fitnessraum die Mitgliedschaft im Turnverein gekündigt haben, sind – wie TV-Präsident Klaus Calvis erklärt – wieder eingetreten.
Im September hatte der Verein, der seit 1998 Eigentümer des Bades an der Viehstraße ist, die Reißleine gezogen und die Schließung zum Jahresende angekündigt. Der TV kann die hohen Energiekosten nicht mehr stemmen, der Gasvertrag
läuft zum Jahresende aus. Klaus Calvis rechnen für die Zukunft mit Kosten in vielfacher Höhe.
Eine Neusserin startete darauf eine Petition zum Erhalt des Bades, Ratsfraktionen beantragten zu prüfen, ob und wie das Bad in städtischer oder anderer Regie weitergeführt werden kann. Der Hauptausschuss fasste in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine Art „Doppelbeschluss“. Erstens: Die Stadtverwaltung soll Gespräche mit dem Turnverein aufnehmen, damit dieser bis Ende Juni den Betrieb im Hallenabd sicherstellt. Zweitens: Bis zur letzten Ratssitzung vor der Sommerpause 2023 soll die Verwaltung unter Hinzuziehung von Gutachten Entscheidungsgrundlagen zum Weiterbetrieb oder zur Schließung der Einrichtung erarbeiten. Für die Übergangszeit bis zum Juni übernimmt die Stadt die Energiekosten, zahlt aber nicht den jährlichen Zuschuss von 60.000 Euro. Der Verein bleibt Eigentümer.
„Wir sind bereit, den Betrieb weiterzuführen. Wir haben erreicht, dass die Stadt die Energiekosten übernimmt“, erklärt Klaus Calvis im Gespräch mit unserer Redaktion.
Wie oft er in den vergangenen Tagen und Wochen zum Thema Bad telefoniert hat, kann er nicht sagen. Schließlich waren die Personalverträge für die Schwimmlehrerin und Hausmeister, die auch die Badtechnik betreuen, bereits gekündigt worden. „Zum Glück sind alle wieder dabei“, berichtet Calvis.
Die Schwimmlehrerin des Turnvereins könne sich zurzeit „vor Anrufen nicht retten“, weil nun Kurse nach Dezember weiterlaufen oder neu eingerichtet werden können. „Und auch die Eltern sind glücklich, viele suchen ja verzweifelt nach Schwimmkursen für ihre Kinder“, berichtet der Vereinspräsident. Das übrige Bad-Personal arbeite auf Übungsleiter-Basis.
Auch die Schließung des Kraftraums im Hallenbad zum Jahresende ist vom Tisch. Der TV Jahn habe alle Vereinsmitglieder, die gekündigt hatten, angeschrieben und über die Neuerung informiert. Ein weiteres Problem, das geklärt ist: Bei der mittlerweile 20 Jahre alten Heizung steht eine dringende Reparatur an. „Der TV Jahn wird die Reparaturen vornehmen lassen, die zum Weiterbetrieb erforderlich sind“, sagt Michael Heesch. Laut Klaus Calvis soll dies in der Bad-Schließzeit vom 22. Dezember bis Mitte Januar geschehen. Er hofft, dass die Kosten für diese Reparaturarbeiten unter 10.000 Euro bleiben werden.
Endgültiges Aufatmen ist für die Bad-Nutzer aber nicht angesagt: Für die Entscheidung über die Zukunft des Hallenbades werden die Stadtbetriebe Grevenbroich einen Sachverständigen einschalten. Der soll prüfen, in welchem Zustand sich das rund 50 Jahre alte Bad befindet und welche Investitionen für die Zukunft anstehen. Ob es dann weiter gehen wird, „ist eine Entscheidung der Politik“, sagt Michael Heesch.
„Wir würden der Stadt weiter die Betriebsführung anbieten. Am liebsten wäre uns, wenn die Stadt Eigentümerin des Bades ist und die Kosten für Unterhaltung und Energie übernimmt“, meint Vereinspräsident Calvis und betont: „Ich könnte dann besser schlafen.“