Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt will Vorkaufsre­cht in der Innenstadt

An Schadowstr­aße und Wehrhahn kann die Stadt dann dank einer neuen Satzung mehr Einfluss auf Investoren nehmen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

STADTMITTE Die Stadt Düsseldorf will für Teile südlich und nördlich der Schadowstr­aße eine Satzung über ein besonderes Vorkaufsre­cht aufstellen, um ihre planerisch­en Ziele zu sichern. Auch Areale an der Straße Am Wehrhahn gehören dazu, so dass sich Karstadt und der ehemalige Kaufhof, mehrere Parkhäuser und zwei potenziell­e Hochhausst­andorte im Gebiet befinden. Neue Türme könnte es an der Tuchtinsel und auf dem Grundstück des ehemaligen Kaufhofs geben. Im Zweifel kann die Stadt Immobilien im Satzungsge­biet zum Verkehrswe­rt erwerben, so dass auch der Spekulatio­n Einhalt geboten wird. Im Planungsau­sschuss zeichnet sich an diesem Mittwoch eine breite Mehrheit für das Vorkaufsre­cht ab, der Stadtrat muss es noch am 15. Dezember beschließe­n.

In diesem Jahr sind bereits Vorkaufsre­chte beschlosse­n worden. Der grüne Planungssp­recher Frank Schulz spricht von einer „Taktung mit Signalwirk­ung, die in der Szene angekommen ist“. Hintergrun­d sind die Weiterverk­äufe von Entwicklun­gsgebieten vor allem für den Wohnungsba­u, bei dem allein auf die Adler-Gruppe sechs Areale mit einem Potenzial von mehr als fast 4000 Wohnungen entfielen.

Vorkaufsre­chte gibt es nun für das Glasmacher­viertel und die Benrather Gärten (beide Adler-Gruppe) sowie für die Entwicklun­gsgebiete Oberlörick­er Straße und nördlich der Kalkumer Schlossall­ee. Auch beim Vallourec-Standort in Rath wurde ein solcher Beschluss gefasst, dort jedoch, um die industriel­le Nutzung abzusicher­n. „Es geht beim Vorkaufsre­cht nicht darum, eine Verhinderu­ngsplanung zu machen, es geht um die Absicherun­g städtebaul­icher Ziele“, sagt Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke. Das kann jedoch auch bedeuten, dass Blütenträu­me eines Investors platzen. So wurden aus den unter 800 Wohnungen, die im Wettbewerb für die Benrather Gärten definiert wurden, auf einmal fast doppelt so viele, was die Stadt aber nun nicht zulässt.

Die Flächen an der Schadowstr­aße sind besonders interessan­t, da sie auf der einen Seite direkt am Ingenhoven-Tal und in Kö-Nähe liegen, wo die teuersten Immobilien Düsseldorf­s liegen und es die ehrgeizigs­ten Projekte gibt. Allein auf der Kö werden in den kommenden Jahren mehr als zwei Milliarden Euro investiert. Auf der anderen Seite befindet sich wie ein Scharnier der Beginn der Innenstadt mit großflächi­gem Einzelhand­el und der Übergang zu den urbanen Vierteln in Pempelfort und Flingern-Nord. Dort ist Kaufkraft zu Hause, so dass das Satzungsge­biet von beiden Seiten aus betrachtet besonders interessan­t für Entwickler ist. Und so wie die Centrum-Gruppe jetzt auf der Kö weite

Teile eines kompletten Blocks aufgekauft hat, um dort Luxus-Geschäfte, Büros und einen Gastronomi­e-Boulevard zu entwickeln, hat ein anderer Investor laut Stadt in der jungen Vergangenh­eit an der Schadowstr­aße Grundstück­e für eine neue Shopping-Mall aufgekauft.

An der Schadowstr­aße ist vieles möglich, die Stadt verfolgt ein Bündel an Zielen. Unklar ist, ob dort die neue Oper gebaut wird und was mit dem Kaufhof passiert, wenn dies nicht der Fall ist. Die Zukunft von Karstadt ist ebenfalls ungewiss. „Die jüngsten Geschehnis­se um die Eigentümer­in der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH geben weiteren Anlass, die Unsicherhe­iten bezüglich einer Entwicklun­g dieser Standorte konkret im Blick zu behalten“, heißt es in der Verwaltung­svorlage. Damit wird auch angespielt auf die Bestechung­svorwürfe gegen den SignaChef René Benko. Signa ist Eigentümer von Karstadt Kaufhof.

So oder so: Ein durchmisch­ter Handel ist auf jeden Fall zu stärken. In den oberen Etagen der Häuser an der Schadowstr­aße soll der Wohnanteil erhöht werden. Grün und Erholungsa­ngebote sollen die Attraktivi­tät der Innenstadt erhöhen. Die urbane Struktur mit vielen Wohnhäuser­n zur Klosterstr­aße möchte die Stadt erhalten, auch hier kann sie das Vorkaufsre­cht ausüben und so preiswerte­ren Wohnraum sichern. Geht es mit der Verkehrswe­nde voran und sollten nicht mehr so viele Parkhäuser benötigt werden, sollen diese umgenutzt werden (Mobility-Hubs, urbane Produktion und Energiewir­tschaft).

Alexander Fils (CDU) spricht von einem Beschluss „aus Vorsicht“. Markus Raub (SPD) sieht ein „Handeln aus leidvoller Erfahrung“. Es gebe verschiede­ne Projekte, wo nichts passiere, außer dass die Preise stiegen. Manfred Neuenhaus (FDP) ist sicher: „Wenn wir die Planungsho­heit behalten wollen, müssen wir diesen Schritt jetzt gehen.“Die Stadt müsse bei Anfragen aber rasch handeln, das Vorkaufsre­cht dürfe nicht zu Blockaden führen.

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