Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Anwälte von Dealerin protestier­en vor Gericht

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DÜSSELDORF (wuk) Mit der Verlesung der Anklage und heftigem Protest der Anwälte hat am Dienstag beim Landgerich­t der Prozess gegen eine mutmaßlich­e Dealerin (31) begonnen. Die Frau soll von Anfang bis Mitte 2020 den illegalen Drogentran­sport einer Bande per Lkw von Spanien nach Deutschlan­d sowie in die Schweiz mit organisier­t haben. Konkret nennt die Anklage sieben Fälle, in denen mehr als 250 Kilogramm Marihuana, Kokain sowie Haschisch im Gesamtwert von nahezu 750.000 Euro illegal eingeschmu­ggelt und verkauft worden sein sollen.

Die 31-Jährige hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert – und auch zu Prozessbeg­inn eine entspreche­nde Gelegenhei­t verstreich­en lassen. Ihre Anwälte jedoch widersprec­hen der Datenverwe­rtung, auf der die Anklage basiert – zumal die Informatio­nen über ein Kommunikat­ionsnetz namens EnchroChat gewonnen worden waren. Bis

Mitte 2020 hatte das in Frankreich ansässige Unternehme­n seinen Kunden die Verschlüss­elung von Botschafte­n auch über Krypto-Handys angeboten. Französisc­he Behörden hatten den Dienst infiltrier­t und Nutzer abgehört. Mitte 2020 stellte das Unternehme­n den Betrieb ein. Die Daten aus diesen Ermittlung­en haben auch in Deutschlan­d zu Verfahren gegen Enchro-Chat-Kunden geführt, darunter gegen die jetzt angeklagte Frau aus Düsseldorf.

Deren Anwälte widersprac­hen dieser Daten-Verwertung allerdings per Beweisantr­ag. Der Bundesgeri­chtshof hatte dies bisher als zulässig eingestuft. Dagegen wehren sich ehemalige Enchro-ChatKunden derzeit allerdings vor dem Bundesverf­assungsger­icht sowie auch vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte. Für den Prozess gegen die 31-Jährige hat das Landgerich­t jetzt noch fünf Verhandlun­gstermine bis Ende Dezember anberaumt.

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