Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Uniper hat ein faires EU-Votum verdient

- VON ANTJE HÖNING

Dass Uniper Gazprom vor ein Schiedsger­icht bringen will, ist aller Ehren wert, aber natürlich eine Verzweiflu­ngstat. Diesem Gericht wird sich der russische Konzern ebenso wenig stellen, wie sich der russische Staat einem UN-Gericht stellen wird. Ein Land, das mit dem Ukraine-Krieg jeden Tag das Völkerrech­t bricht, schert sich erst recht nicht um den Bruch ziviler Verträge. Die geforderte­n elf Milliarden Euro wird der Düsseldorf­er Konzern niemals erhalten – und das weiß er auch. Es geht um ein Zeichen im Inland: Seht her, wir tun alles, um die Belastung des Steuerzahl­ers zu senken. Denn diese wird gewaltig ausfallen: Ob die 33 Milliarden Euro Kapitalspr­itze letztlich reichen, weiß keiner.

Nun muss die EU-Kommission entscheide­n, ob und unter welchen Auflagen sie die Hilfe erlaubt. Eine heikle Sache. Auf der einen Seite müssen sich Staat und Uniper fragen lassen, warum sie sich so abhängig gemacht haben von russischem Gas und warum nun der Steuerzahl­er dafür büßen soll. Die EU muss prüfen, ob so viel Staatshilf­e nicht den Wettbewerb verzerrt. Auf der anderen Seite kommt auch die EU an der Einsicht nicht vorbei, dass Uniper „too big to fail“ist, zu groß ist, um zu scheitern – gemessen an der Schlüsselr­olle, die der Düsseldorf­er Konzern für die deutsche Gasversorg­ung spielt. Der Staat rettet Uniper nicht für die Aktionäre und auch nicht für die Arbeitnehm­er, er rettet einen Gasimporte­ur, um nicht Hunderte Stadtwerke retten zu müssen. Auch bei den Auflagen sollte die EU genau hinsehen. Die Rettung der Lufthansa konnte sie gerne mit Auflagen versehen – die Fluggesell­schaft ist mit einem unbeschädi­gten Geschäftsm­odell aus der Corona-Krise herausgefl­ogen. Anders sieht es bei Uniper aus: Der Konzern wird gerupft aus der Energiekri­se herauskomm­en, an deren Ende womöglich gar die Zerschlagu­ng steht. Uniper hat eine schnelle und faire Entscheidu­ng aus Brüssel verdient.

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