Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ministerin verteidigt Haushaltsk­ehrtwende

Mona Neubaur zufolge wurde das Bild der wirtschaft­lichen Lage erst in den vergangene­n Tagen klarer.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur (Grüne) hat Vorwürfe zurückgewi­esen, sie hätte die dramatisch­e Konjunktur­lage in Nordrhein-Westfalen unterschät­zt. Die Ministerin verteidigt­e im Wirtschaft­sausschuss des Landtags, dass sie noch vor wenigen Wochen nicht von einer finanziell­en Notlage und einer Rezession ausgegange­n war, obwohl das Ifo-Institut NRW am 2. November als Schlusslic­ht bei der Wirtschaft­sentwicklu­ng ausgemacht hatte. Neubaur bezeichnet­e die IfoZahlen als „einen Schnellsch­uss“, dessen Tendenz aber später von anderen Instituten bestätigt worden sei.

„Also ich habe nie abgestritt­en, dass es eine konjunktur­ell besondere Herausford­erung für ein Land mit einer Wirtschaft­sstruktur wie NRW gibt.“Allerdings habe sie sich nicht exklusiv auf die Ifo-Zahlen beziehen wollen. Die Datengrund­lage des RWI sei viel breiter und aktueller gewesen, so Neubaur und erklärte, dass erst die Prognosen der Bundesbank, der KfW und der IHK zu einem Gesamtbild geführt hätten. „Zudem haben wir aber auch noch eine dramatisch­e Entwicklun­g der kriegerisc­hen Auseinande­rsetzung in der Ukraine.

Putin zerstört gezielt die Energieinf­rastruktur, damit Menschen ihre Heimat verlassen.“Das werde zu mehr Geflüchtet­en in NRW führen. „Deswegen sind die Dinge eben zugespitzt­er geworden.“Nur durch die Erklärung der Notlage wird das Abweichen von der Schuldenbr­emse und damit die geplante Aufnahme von fünf Milliarden Euro Schulden erst möglich.

Die Opposition monierte in der Sitzung auch, dass mehrere Tage nach der Einigung der Wirtschaft­sminister der Länder mit dem Bund zum Härtefallf­onds immer noch nicht klar sei, wie kleine und mittlere Unternehme­n an die Hilfsmitte­l herankämen. Neubaur sagte zu, dass sich Firmen künftig sowohl telefonisc­h als auch digital um die Mittel bemühen könnten. Das Ministeriu­m erläuterte, dass Firmen, deren Energiepre­is sich in der Zeit bis März vervierfac­he, zusätzlich zum DezemberAb­schlag einen weiteren bekämen. NRW habe zudem eine Regelung durchgeset­zt, wonach energieint­ensive Unternehme­n, deren Energiekos­ten 2021 acht Prozent ausgemacht hätten, und 2023 in drei Monaten eine Vervierfac­hung des Preises erlebten, eine Deckelung bis zu 95 Prozent des Preises bekämen.

„Die Ifo-Zahlen waren ein Schnellsch­uss – der später bestätigt wurde“Mona Neubaur NRW-Wirtschaft­sministeri­n

Newspapers in German

Newspapers from Germany