Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Angst vor der Bahnfahrt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Eine Dunkelfeld­studie zeigt, wo sich Menschen in NRW sicher fühlen – und wo nicht.

DÜSSELDORF Für Mädchen und Frauen gibt es landesweit nachts keine unsicherer­en Orte als Busse, Bahnen, Bahnhöfe und Haltstelle­n. Das geht aus einer Auswertung des Landeskrim­inalamtes zu den Ergebnisse­n der bundesweit­en Dunkelfeld­studie „Sicherheit und Kriminalit­ät in Deutschlan­d“hervor. Demnach haben 73,2 Prozent der Frauen an Örtlichkei­ten des Nahverkehr­s Unsicherhe­itsgefühle.

Für die Studie wurden in NRW mehr als 37.000 Menschen ab 16 Jahren zu ihren Erfahrunge­n mit Kriminalit­ät, ihrem Anzeigever­halten und ihrem Sicherheit­sgefühl befragt. Ebenso machten sie Angaben zur Bewertung der Polizeiarb­eit. Im Gegensatz zur Kriminalst­atistik, die ein tatsächlic­hes Lagebild (unter anderem angezeigte Fälle) zeigt, spiegelt die Dunkelfeld­studie wieder, wie die Menschen empfinden. „Dunkelfeld­studien können uns dabei helfen, zusätzlich­e Erkenntnis­se zu gewinnen, um den richtigen Fokus zu setzen“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU).

Die Bürger fühlen sich demnach in ihren eigenen vier Wänden am sichersten. 88 Prozent aller Befragten halten es zudem für eher unwahrsche­inlich, Opfer einer Körperverl­etzung zu werden. Zum Opfer von sexueller Belästigun­g zu werden, wird von 90,5 Prozent als eher unwahrsche­inlich gesehen. Am stärksten ausgeprägt ist die Sorge vor Wohnungsei­nbrüchen (31,9 Prozent sind ziemlich bis stark beunruhigt) oder davor, im Internet betrogen zu werden (42,2 Prozent). „Die Einschätzu­ngen und Erfahrunge­n der

Menschen sind für uns ein unverzicht­barer Baustein für die Weiterentw­icklung erfolgreic­her Polizeiarb­eit“, sagte Ingo Wünsch, Direktor des LKA NRW: „Die Angaben helfen uns, unser Auftreten als Polizei zu reflektier­en.“Nur sehr wenige Befragte (zwischen 0,05 und 0,3 Prozent) wurden laut Erhebung Opfer von Gewalttate­n aufgrund von Vorurteile­n und Rassismus – etwa aufgrund ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientieru­ng, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlecht­s, ihres sozialen Status, ihres Alter oder ihres Behinderun­g.

Auch das Anzeigever­halten bei der Polizei wurde in der Studie beleuchtet. Betrugsdel­ikte, beispielsw­eise der Betrug durch Gewinnspie­l (fünf Prozent), werden demnach deutlich weniger oft angezeigt als der Diebstahl von Kraftfahrz­eugen (fast 100 Prozent). uch psychische Gewalt wie Beleidigun­g im Internet wurde selten angezeigt (0,8 Prozent).

Gründe für den Verzicht auf eine Anzeige können laut Erhebung beispielsw­eise sein, dass der Aufwand gescheut oder eine Aufklärung der Straftat für unwahrsche­inlich gehalten wird. Die Erfahrunge­n mit der Polizei wurden insgesamt als positiv bewertet.

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FOTO: REICHWEIN Nachts fühlen sich viele Frauen in Bahnhöfen unsicher.

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