Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beim 49-Euro-Ticket bleibt trotz Einigung vieles unklar

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Was die Finanzen angeht, scheint man wieder am Anfang zu stehen: Zum 1. April soll jetzt das 49-Euro-Ticket kommen, das sei „angestrebt“, heißt es bei den Verkehrsmi­nistern von Bund und Ländern. Heißt übersetzt: Fest ist der Starttermi­n noch lange nicht. Denn die organisato­rischen und rechtliche­n Hürden sind weiterhin immens. Vor allem wurde bei der Sonderkonf­erenz der Ressortche­fs bis in den späten Dienstagab­end das Finanzfass wieder aufgemacht. Und wo war danach eigentlich Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP), fragten sich viele.

Drei Milliarden Euro wollen Bund und Länder jeweils zur Hälfte für das Deutschlan­dticket ausgeben. Allen Beteiligte­n ist inzwischen klar, das wird wohl nicht reichen. Niemand wisse, erläuterte der Hauptgesch­äftsführer des Städtetage­s, Helmut Dedy, wie groß die Einnahmena­usfälle tatsächlic­h seien. „Denn das kommt auch darauf an, wie viele Menschen das Ticket kaufen“, sagte Dedy unserer Redaktion. Die Städte würden ein bundesweit einheitlic­hes Deutschlan­dticket unterstütz­en, ergänzte er. „Ein Erfolg kann es nur werden, wenn es nachhaltig finanziert ist. Das fehlt bisher.“

Schon jetzt reicht das Geld im

Nahverkehr an allen Ecken und Enden nicht – daran dürfte auch die unlängst beschlosse­ne Erhöhung der Regionalis­ierungsmit­tel seitens des Bundes nur wenig ändern. „Die Länder-Verkehrsmi­nister haben sich bereit erklärt, mögliche Mehrkosten hälftig zu tragen. Das ist gut. Jetzt muss sich der Bund noch bewegen“, so Dedy.

Im Beschluss der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz heißt es zu möglichen höheren Ausgaben, hierzu seien Gespräche „zwischen Bund und Ländern zu deren Finanzieru­ng zeitnah zu führen“. Auch beim Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) sieht man die Bundesregi­erung in der Pflicht: „Nur so haben Verkehrsun­ternehmen die Sicherheit, nicht auf hohen Kosten sitzen zu bleiben“, so VCD-Nahverkehr­experte Bastian Kettner. Jede Menge Hausaufgab­en für die Ministerpr­äsidentenk­onferenz am 8. Dezember, bei der das Ticket erneut eine Rolle spielen dürfte. NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (Grüne) sagte mit Blick auf Wissings Rolle, es reiche nicht, immer nur auf Beschlüsse zu verweisen. „Niemand draußen kann verstehen, wenn ein Bundesverk­ehrsminist­er die größten Fortschrit­te im öffentlich­en Verkehr an Summen scheitern lässt, für die er in seinem Etat nicht mal fünf Kilometer Autobahn baut“, ätzte Krischer.

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