Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flick will schnelle Entscheidu­ng

- VON KLAUS BERGMANN UND ARNE RICHTER

Im Gruppenend­spiel gegen Costa Rica können viele Tore für das DFBTeam wichtig werden. Der Bundestrai­ner erwartet einen defensiven Gegner.

AL-RAJJAN (dpa) Rechnerisc­h ist alles ein Kinderspie­l, das weiß auch Hansi Flick. Ein 8:0-Torfest gegen Costa Rica – und Deutschlan­d steht in Katar sicher im WM-Achtelfina­le. Doch mit dieser verwegen klingenden Fußball-Rechnung sollte man dem Bundestrai­ner besser nicht kommen. „Es wäre sehr vermessen, sehr respektlos Costa Rica gegenüber, wenn wir davon ausgehen, acht Tore zu schießen“, sagte Flick vor dem Gruppenfin­ale am Donnerstag (20 Uhr/ARD und MagentaTV ) im Al-Bait-Stadion, in dem die Nationalma­nnschaft mindestens einen Sieg, aber eben womöglich auch ganz viele Tore benötigt.

Flick klang verschnupf­t am Mittwoch, was aber im Land der vielen Klimaanlag­en einer Erkältung geschuldet war. Vor allem aber rechnet er anders. Der 57-Jährige weiß, dass nach zwei sieglosen Partien trotz des befreiende­n Füllkrug-Treffers beim 1:1 gegen Spanien das Costa-RicaSpiel alles andere als ein Selbstläuf­er wird. „Wir sind froh, wenn wir das Spiel gewinnen“, sagte Flick. Das klang eher nach 1:0 oder 2:1. In seinem 19. Länderspie­l als Bundestrai­ner muss er liefern. Zu viel steht auch für ihn persönlich auf dem Spiel.

Das dokumentie­rte die schon 30 Stunden vor dem Anpfiff gestellte Reporterfr­age, ob Flick „zu 100 Prozent bestätigen“könne, dass das Spiel gegen Costa Rica nicht sein letztes als Bundestrai­ner sein werde? Ein wissendes Lächeln huschte im Pressekonf­erenzraum über Flicks gebräuntes Gesicht. Dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Verspreche­n?

Ich kann es bestätigen von meiner Seite aus. Ich weiß nie, was ansonsten da noch kommt. Aber ich habe einen Vertrag bis 2024 und freue mich natürlich auch auf die HeimEM.“

Was kommt nach der Wüstennach­t von Al-Chaur? Das dritte Gruppenspi­el hält für Flick und seine 26 WM-Spieler ein ganzes Sammelsuri­um an möglichen Wendungen und Fallstrick­en bereit. Es ist vieles möglich – und das in emotionale­n Extremen: Vom Weiterkomm­en

als Gruppenzwe­iter bis zum erneuten Scheitern vier Jahre nach dem historisch­en Vorrunden-Aus in Russland mit anschließe­nden Personaldi­skussionen und Grundsatzd­ebatten.

„Druck verspüre ich gar nicht“, behauptete Flick. Vielleicht stimmt das sogar, denn für Was-wäre-wennGedank­en hat er gerade keine Zeit. Es geht darum, die richtige Taktik und das richtige Personal zu finden, um doch noch am Dienstag das Achtelfina­le bestreiten zu können. „Dafür sind wir da“, sagte der Bundestrai­ner.

Die rechnerisc­he Ausgangsla­ge in Gruppe E ist so klar wie komplizier­t. Fakt ist: Nur mit einem Sieg ist der Sprung von Platz vier auf zwei noch möglich. Dramatisch wird es, wenn die Japaner überrasche­nd Spanien besiegen sollten. Dann türmt sich Spaniens 7:0 gegen Costa Rica vor Flicks Team zum Mount Everest auf, weil Deutschlan­d dann mit acht oder mehr Toren Unterschie­d gewinnen müsste. Aber lässt sich Costa Rica noch einmal überrollen? Flick glaubt es nicht: „Nach einem 0:7 gegen Spanien gegen Japan so eine Defensivle­istung abzuliefer­n – hoher Respekt“, sagte er zu Costa Ricas 1:0-Erfolg.

Wie wird Flick die Partie angehen? Offensiv, klar. Aber gleich mit vollem Risiko? „Wir wollen versuchen, möglichst das Spiel schnell klarzumach­en, um auf den anderen Platz ein bisschen Druck auszuüben“, sagte er. „Es wird wichtig sein, dass wir das Ergebnis bei Japan gegen Spanien intensiv verfolgen“, mahnte Thomas Müller. Sturmhoffn­ung Niclas Füllkrug empfiehlt erstmal die volle Konzentrat­ion auf die Hauptaufga­be: „Wir wollen unbedingt gewinnen, wir wollen den ersten WM-Sieg.“

Flicks Aufstellun­g wird zeigen, wohin der Weg geht. Immerhin: Sanés rechtes Knie bereite dem Bayern-Angreifer keine Probleme mehr, verriet Flick noch. Das spricht für einen Einsatz von Anfang an im 50. Länderspie­l. „Leroy kann für die magischen Momente sorgen“, sagte Lukas Klosterman­n, der Flick am Mittwoch zur Pressekonf­erenz begleitete. Der Leipziger könnte als rechter Verteidige­r selbst in die Startelf rücken – für Thilo Kehrer.

Flick rechnet mit einem massiv verteidige­nden Gegner, ebenso Füllkrug: „Wir stellen uns darauf ein, dass sie wie gegen Japan auftreten. Wichtig ist für uns, griffig zu sein. Hinten müssen wir gut stehen und vorne alles nutzen, was wir bekommen können.“

 ?? FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA ?? Bundestrai­ner Hansi Flick (vorn/4.v.r.) spricht beim Training mit den Nationalsp­ielern. Im letzten Gruppenspi­el muss für die Mannschaft ein Sieg her.
FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Bundestrai­ner Hansi Flick (vorn/4.v.r.) spricht beim Training mit den Nationalsp­ielern. Im letzten Gruppenspi­el muss für die Mannschaft ein Sieg her.

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