Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der steinige Weg zurück
Die Basketballer der Bayer Giants Leverkusen sind deutscher Rekordmeister. Nach Jahren in der Zweitklassigkeit wollen die Riesen vom Rhein wieder in die BBL. Doch die Lizenz-Kriterien haben es in sich.
LEVERKUSEN Vor dieser Saison präsentierten sich die Bayer Giants angriffslustig wie schon lange nicht mehr. Der Leverkusener Basketball-Zweitligist (ProA) holte in Haris Hujic eines seiner Zugpferde aus der Ersten Liga zurück, verpflichtete ihn und andere längerfristig und ließ indirekt durchblicken, dass der mittelfristige Weg zurück in die Erstklassigkeit gesucht wird. Auch Trainer Hansi Gnad hatte dieses Ziel bei der Verlängerung seines Vertrags ausgegeben. Die Hürden werden in diesen Tagen aber immer höher – was nicht nur an der sportlichen Situation liegt.
Die ist alles andere als rosig. Die US-Importspieler funktionierten von Anfang an nicht, das personell angeschlagene Team verliert seine Spiele regelmäßig deutlich und steht mit zwei Siegen und sieben Niederlagen aktuell sogar auf einem Abstiegsplatz. Der Verein hinkt damit den Erwartungen hinterher – 2020/21 hatte die Mannschaft unter anderem mit Leistungsträger Hujic sogar den sportlichen Aufstieg geschafft, eine Erstliga-Lizenz aber gar nicht erst beantragt.
Die sportliche Kehrtwende vorausgesetzt, könnte sich das bald ändern. Doch die Herausforderungen, denen sich Klubs in der Bundesliga stellen müssen, werden immer größer. Schon jetzt wird ein Mindestetat von drei Millionen Euro gefordert. Innerhalb von zehn Jahren soll dieser in 500.000er Schritten auf sechs Millionen Euro erhöht werden. Das haben die 18 Erstligisten mehrheitlich auf ihrer Strategie-Tagung beschlossen. „Damit wurden die Weichen gestellt, um das substantielle Wachstum auch in den kommenden zehn Jahren fortzusetzen“, schrieb die Liga in ihrer Pressemitteilung, in der zudem die Erhöhung der Mindestkapazität der Hallen auf 4500 Zuschauer, in größeren Städten sogar 7000 Zuschauer verkündet wurde.
Angesichts der Tatsache, dass unter diesen Voraussetzungen zahlreiche aktuelle Erstligisten innerhalb der nächsten zehn Jahre die Lizenz-Kriterien nicht mehr erfüllen würden, verblüfft der angeblich mit breiter Mehrheit gefasste Entschluss. Für Zweitligisten wird die Durchlässigkeit immer schwieriger. Die Giants dürften einen Etat von in etwa einer Million Euro haben. Der Sprung ist also ohnehin gewaltig. „Es stellt sich schon die Frage, warum den Klubs vorgeschrieben werden muss, wie viel Geld sie auszugeben haben“, sagt Giants-Geschäftsführer Henrik Fronda. Grundsätzlich befürworte er zwar die Vorgabe von gewissen Standards. „Wenn man es aber schafft, diese Voraussetzungen günstiger zu schaffen, würde das doch genügen. Das spräche ja zudem für ein gutes Management.“
So sieht es letztlich auch Trainer Hansi Gnad. „Ich halte es für sinnvoll, dass die Vereine Vorgaben erfüllen müssen – wie eine Mindestanzahl an fest angestellten Trainern im Nachwuchsbereich. Das ist ja auch schon so“, sagt die Basketball-Legende. Der Europameister von 1993 kann sich darüber hinaus aber ein Mindestgehalt für Spieler, Coaches und Angestellte gut vorstellen. „Denn gerade die deutschen Spieler, die in der Liga eigentlich gefördert werden sollen, reisen oft einfach nur mit, ohne großartig zum Einsatz zu kommen. Dass dabei die Bezahlung nicht stimmt, liegt auf der Hand.“Im Kader müssen sie aber sein, denn von zwölf Spielern auf dem Protokoll dürfen nur sechs Ausländer aufgeboten werden.
Durch den Mindestetat, den es in dieser Form im Handball und Eishockey übrigens nicht gibt, kann das
Geld theoretisch ausschließlich in Star-Spieler fließen, während der Rest der Organisation mit minimalem Aufwand am Laufen gehalten wird. „Das halte ich für den falschen Weg“, sagt Gnad.
Für die Giants ändert sich kurzfristig nicht viel. In der kommenden Saison beträgt der Mindestetat der Bundesliga noch drei Millionen Euro, danach folgt der erste Erhöhungsschritt. Gnad: „Wenn wir so weit sind, müssen wir schauen, wie wir uns mit der dann gültigen Situation arrangieren. Wir werden nicht umhin kommen, die Vorgaben der Liga zu erfüllen.“Dass in Leverkusen mittelfristig eine neue Halle entsteht, um die Ostermann-Arena zu ersetzen, ist unwahrscheinlich. 3500 Zuschauer fasst die traditionsreiche Spielstätte. „Um irgendwann auf die gewünschten 4500 zu kommen, müssten wir für Topspiele zum Beispiel in die Kölner LanxessArena (18.000 Plätze) ausweichen“, sagt Gnad. Ein solcher Ausgleich ist laut des veröffentlichten Strategiepapiers möglich.