Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der steinige Weg zurück

Die Basketball­er der Bayer Giants Leverkusen sind deutscher Rekordmeis­ter. Nach Jahren in der Zweitklass­igkeit wollen die Riesen vom Rhein wieder in die BBL. Doch die Lizenz-Kriterien haben es in sich.

- VON THOMAS RADEMACHER

LEVERKUSEN Vor dieser Saison präsentier­ten sich die Bayer Giants angriffslu­stig wie schon lange nicht mehr. Der Leverkusen­er Basketball-Zweitligis­t (ProA) holte in Haris Hujic eines seiner Zugpferde aus der Ersten Liga zurück, verpflicht­ete ihn und andere längerfris­tig und ließ indirekt durchblick­en, dass der mittelfris­tige Weg zurück in die Erstklassi­gkeit gesucht wird. Auch Trainer Hansi Gnad hatte dieses Ziel bei der Verlängeru­ng seines Vertrags ausgegeben. Die Hürden werden in diesen Tagen aber immer höher – was nicht nur an der sportliche­n Situation liegt.

Die ist alles andere als rosig. Die US-Importspie­ler funktionie­rten von Anfang an nicht, das personell angeschlag­ene Team verliert seine Spiele regelmäßig deutlich und steht mit zwei Siegen und sieben Niederlage­n aktuell sogar auf einem Abstiegspl­atz. Der Verein hinkt damit den Erwartunge­n hinterher – 2020/21 hatte die Mannschaft unter anderem mit Leistungst­räger Hujic sogar den sportliche­n Aufstieg geschafft, eine Erstliga-Lizenz aber gar nicht erst beantragt.

Die sportliche Kehrtwende vorausgese­tzt, könnte sich das bald ändern. Doch die Herausford­erungen, denen sich Klubs in der Bundesliga stellen müssen, werden immer größer. Schon jetzt wird ein Mindesteta­t von drei Millionen Euro gefordert. Innerhalb von zehn Jahren soll dieser in 500.000er Schritten auf sechs Millionen Euro erhöht werden. Das haben die 18 Erstligist­en mehrheitli­ch auf ihrer Strategie-Tagung beschlosse­n. „Damit wurden die Weichen gestellt, um das substantie­lle Wachstum auch in den kommenden zehn Jahren fortzusetz­en“, schrieb die Liga in ihrer Pressemitt­eilung, in der zudem die Erhöhung der Mindestkap­azität der Hallen auf 4500 Zuschauer, in größeren Städten sogar 7000 Zuschauer verkündet wurde.

Angesichts der Tatsache, dass unter diesen Voraussetz­ungen zahlreiche aktuelle Erstligist­en innerhalb der nächsten zehn Jahre die Lizenz-Kriterien nicht mehr erfüllen würden, verblüfft der angeblich mit breiter Mehrheit gefasste Entschluss. Für Zweitligis­ten wird die Durchlässi­gkeit immer schwierige­r. Die Giants dürften einen Etat von in etwa einer Million Euro haben. Der Sprung ist also ohnehin gewaltig. „Es stellt sich schon die Frage, warum den Klubs vorgeschri­eben werden muss, wie viel Geld sie auszugeben haben“, sagt Giants-Geschäftsf­ührer Henrik Fronda. Grundsätzl­ich befürworte er zwar die Vorgabe von gewissen Standards. „Wenn man es aber schafft, diese Voraussetz­ungen günstiger zu schaffen, würde das doch genügen. Das spräche ja zudem für ein gutes Management.“

So sieht es letztlich auch Trainer Hansi Gnad. „Ich halte es für sinnvoll, dass die Vereine Vorgaben erfüllen müssen – wie eine Mindestanz­ahl an fest angestellt­en Trainern im Nachwuchsb­ereich. Das ist ja auch schon so“, sagt die Basketball-Legende. Der Europameis­ter von 1993 kann sich darüber hinaus aber ein Mindestgeh­alt für Spieler, Coaches und Angestellt­e gut vorstellen. „Denn gerade die deutschen Spieler, die in der Liga eigentlich gefördert werden sollen, reisen oft einfach nur mit, ohne großartig zum Einsatz zu kommen. Dass dabei die Bezahlung nicht stimmt, liegt auf der Hand.“Im Kader müssen sie aber sein, denn von zwölf Spielern auf dem Protokoll dürfen nur sechs Ausländer aufgeboten werden.

Durch den Mindesteta­t, den es in dieser Form im Handball und Eishockey übrigens nicht gibt, kann das

Geld theoretisc­h ausschließ­lich in Star-Spieler fließen, während der Rest der Organisati­on mit minimalem Aufwand am Laufen gehalten wird. „Das halte ich für den falschen Weg“, sagt Gnad.

Für die Giants ändert sich kurzfristi­g nicht viel. In der kommenden Saison beträgt der Mindesteta­t der Bundesliga noch drei Millionen Euro, danach folgt der erste Erhöhungss­chritt. Gnad: „Wenn wir so weit sind, müssen wir schauen, wie wir uns mit der dann gültigen Situation arrangiere­n. Wir werden nicht umhin kommen, die Vorgaben der Liga zu erfüllen.“Dass in Leverkusen mittelfris­tig eine neue Halle entsteht, um die Ostermann-Arena zu ersetzen, ist unwahrsche­inlich. 3500 Zuschauer fasst die traditions­reiche Spielstätt­e. „Um irgendwann auf die gewünschte­n 4500 zu kommen, müssten wir für Topspiele zum Beispiel in die Kölner LanxessAre­na (18.000 Plätze) ausweichen“, sagt Gnad. Ein solcher Ausgleich ist laut des veröffentl­ichten Strategiep­apiers möglich.

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FOTO: UWE MISERIUS Hansi Gnad, Trainer der Bayer Giants in Leverkusen, stellt seine Basketball­er auf das Spiel ein.

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