Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Costa Ricaner mit Herz für Deutschland
Das dritte deutsche Gruppenspiel bei der Fußball-WM in Katar gegen Costa Rica am Donnerstag ist für viele ein ganz besonderes: Zum ersten Mal in der Geschichte der Männer-WM darf eine Frau – Stéphanie Frappart aus Frankreich – als Schiedsrichterin bei einem Spiel pfeifen. Auch Daniel Sequeira freut sich schon auf das Match, allerdings aus einem anderen Grund. Er kommt aus Costa Rica, arbeitet derzeit aber als Bundesfreiwilliger im Kinder- und Jugendhilfeträger „Interkulturelle Projekthelden“in Neuss. Beide Länder haben daher einen hohen Stellenwert für ihn.
Daniel Sequeira ist kein großer Fußballfan. Doch das deutsche Gruppenspiel gegen sein Heimatland Costa Rica lässt er sich nicht entgehen – und zwar aus einem bestimmten Grund. „Ich erinnere mich noch an die Fußball-Weltmeisterschaft vor vier Jahren. Dort hätten Deutschland und Costa Rica auch aufeinandertreffen können, doch dazu ist es nicht gekommen. Ich freute mich sehr darauf, denn schon damals hatte ich zu beiden Ländern einen großen Bezug. Das blieb mir seitdem im Gedächtnis“, sagt Daniel Sequeira.
Vertraut mit der deutschen Kultur ist der 19-Jährige durch seine Familie. Bereits seine ältesten Geschwister reisten mit einer Organisation nach Deutschland und arbeiteten dort. Zudem nahmen sie als Gastfamilie vor einigen Jahren einen deutschen Jungen bei sich in Costa Rica auf. „Dadurch wurde mir klar, dass ich eines Tages das Gleiche machen und Deutschland erkunden möchte“, so Sequeira, der aus der westlichen Provinz Puntarenas stammt.
Durch die positiven Erfahrungen seiner Engsten hat sich Sequeira
ebenfalls für einen einjährigen Auslandsaufenthalt entschieden. Durch den weltweit vertretenen gemeinnützigen Verein ICJA konnte er Ende August schließlich in die Bundesrepublik einreisen. „Ich wusste nicht, wohin ich genau geschickt werde, das wurde zufällig entschieden. Doch ich fühle mich in Neuss und bei meiner Gastfamilie sehr wohl“, meint der Costa Ricaner.
Doch nicht nur die Stadt, sondern auch die Arbeit bei den „Interkulturellen Projekthelden“bereitet ihm Freude. „Ich war erst in einem Kindergarten tätig, doch die Kinder waren mir noch zu jung. Hier bei ‚Inkult‘ fühle ich mich total wohl. Ich mag den Hintergrund der Einrichtung“, so Sequeira. Sein Aufgabenbereich ist breit gefächert. So kocht, spielt, spaziert oder werkelt der 19-Jährige mit den Kindern, lernt dadurch auch Deutsch. „Daniel ist unser erster ausländischer Praktikant, wir wollen das auch künftig fortführen. Durch Daniel haben wir nämlich gemerkt, dass sowohl die Kinder als auch er von der Bekanntschaft profitieren. Er begegnet den Kindern auf Augenhöhe und kann so sein Deutsch verbessern. Das ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Marianne Bouguettaya von den „Interkulturellen Projekthelden“.
Daniel Sequeira ist einer von vier Bundesfreiwilligen aus Lateinamerika. Ein weiteres Mädchen aus Costa Rica wurde in Ratingen eingesetzt. Sie ist Sequeiras Ansprechpartnerin, mit ihr tauscht er sich über seine Erfahrungen aus. Gemeinsam möchten sie sich das WM-Spiel ansehen. „Aber ich gönne beiden Mannschaften den Sieg, das ist für mich ganz gleich“, sagt Sequeira. Emma Büns