Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neue Mobilität: Umsetzung dauert noch
Beim „Themenforum Mobilität“der CDU im Rhein-Kreis wurde eins deutlich: Es mangelt nicht an Ideen und Plänen, mit denen die Wende umgesetzt werden soll. Doch scheint vieles erst in ferner Zukunft umsetzbar.
RHEIN-KREIS Neue Mobilität und Dringlichkeit – zwei Begriffe, die sich auszuschließen scheinen, was auch mal wieder beim „Themenforum Mobilität“der CDU im RheinKreis deutlich wurde. Bereits zum vierten Mal fand jetzt eine Veranstaltung der Kreis-CDU auf Gut Gnadental statt. Lars Christoph, stellvertretender Kreisvorsitzender, konnte zum Forum eine kleine, aber kompetente Zuhörerschar begrüßen. Unter ihnen waren mit Katharina Reinhold die erste stellvertretende Landrätin, mit Axel Stucke ein Mitglied im Parteivorstand der Neusser CDU und des Stadtrates, zu dessen Arbeits-Schwerpunkten die Mobilität zählt. Und vor allen war mit Heiner Cöllen ein Kreistagsabgeordneter unter den Zuhörern, der als Mitglied der CDU-Fraktion im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und als Aufsichtsratsvorsitzender der Regiobahn-Gesellschaften in die Thematik stark involviert ist.
Christoph wies zu Beginn der Veranstaltung darauf hin, dass weniger motorisierter Individualverkehr das Ziel sei als die Stärkung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV). Besonders in Ballungsgebieten wie Nordrhein-Westfalen sind nachhaltige Verkehrskonzepte äußerst dringlich, wie der allenthalben spürbare Klimawandel, die Schadstoffbelastungen, nicht zuletzt die täglichen Staus zeigten.
Von Dringlichkeit war dann allerdings weniger die Rede, denn Georg Seifert, Abteilungsleiter beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), verschob in seinem Vortrag „Zielnetz 2040“alle Planungen um ein Jahrzehnt nach hinten. „Der Umstieg vom Auto auf die Schiene muss bis dahin gelingen“betonte er. Dazu nannte er als Ziele: die Reaktivierung aufgegebener Schienennetze, Reisezeitverkürzungen, die Schaffung neuer Direktverbindungen und vor allem dichtere Taktzeiten. Planungsprämissen gelten bei der Übernahme des Fernverkehrs unter Einbezug der Gütertransporte, des Ausbaues des 15-Minuten-Taktes und der Ausdehnung der Betriebszeiten, wegen der hohen Nachfrage besonders an Wochenenden.
Dann nahm der Referent detailliert Stellung zu einzelnen Zügen im Schwerpunktbereich Neuss-Düsseldorf-Mönchengladbach-Köln. Cöllen dürfte sich gefreut haben, als er hörte, dass die S 28 über Kaarst hinaus nach Viersen Planungssicherheit bekomme. 18 Fahrten pro Stunde zwischen Neuss und Düsseldorf sind ein Ziel, Köln ist von Neuss aus im 30-Minuten-Takt erreichbar.
Und auch für Grevenbroich ergeben sich deutliche Verbesserungen – allerdings erst 2040. Die Finanzierung des notwendigen Infrastrukturausbaus liege noch nicht vor, musste Seifert zugeben, und auch „die Finanzierung der Mehrleistungen ist bis heute nicht gesichert.“
„Also ist die Finanzierung der Verkehrswende gescheitert“, lautete eine der vielen kritischen Stimmen
auf das Referat. Eine andere: „Was nützen die ganzen Planungen, wenn die Infrastruktur nicht vorhanden ist? Lange Bauzeiten von 20 Jahren und mehr haben in Deutschland Tradition, Einsprüche nicht einmal mitgerechnet.“Lars Christoph bestätigte den Einwand: „Alle Planung gleicht bei uns einer Utopie!“Zu einer gewissen Beruhigung trug Benjamin Ey, Leiter des Verkehrsvertragsmanagements der Deutschen Bahn in Köln, bei. Er gab Ausfälle und Missstände zu, gelobte aber Besserung: Als eine erste Maßnahme sei die Ausbildung hochgefahren worden.