Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona-Testcenter unter Druck
Die Zahl der Corona-Tests ist in allen Kaarster Testzentren rückläufig. Die SG Kaarst wird ihres im kommenden Jahr nicht mehr öffnen, die Broicherdorf-Apotheke hat bereits ihre Öffnungszeiten verkürzt.
KAARST Seit dem vergangenen Freitag gilt in Nordrhein-Westfalen eine neue Testverordnung. Mit der Einführung wurden die Corona-Tests für drei Euro in offiziellen Testzentren abgeschafft. Als Grund führte das Bundesgesundheitsministerium an, dass die Drei-Euro-Tests zu wenig angenommen wurden. Diese Tests waren unter anderem für Besucher von Veranstaltungen gedacht, um Super-Spreader-Events zu verhindern, bei denen sich viele Menschen auf einmal anstecken. Auch die Subventionen für die Betreiber wurden im Zuge der neuen Verordnung gekürzt – anstatt 9,50 Euro gibt es nur noch acht Euro.
Den Rückgang im Vergleich zum Zeitraum vor der neuen Verordnung spüren auch die Betreiber der Kaarster Testzentren. Rund 20 Prozent weniger Kunden gebe es seitdem im Drive-In-Testzentrum am Kirmesplatz, wie Claudia Peters-Hinze von der Broicherdorf-Apotheke erklärt. „Wir müssen scharf kalkulieren und die Kosten zusammenstreichen“, sagt sie. In der Apotheke wurden die Öffnungszeiten für Corona-Tests bereits um zwei Stunden reduziert. „Beim Drive-In müssen wir die Nachfrage abwarten“, sagt sie. Eine komplette Schließung sei aber nicht in Sicht. „Schließen werden wir voraussichtlich erst, wenn die Pandemie vorbei ist und keine Tests mehr benötigt werden. Da sind wir aber noch nicht“, sagt Peters-Hinze.
Für Daniel Görnert vom Konradius Krankenfahrdienst, Betreiber der Testzentren in der ehemaligen Sparkassen-Filiale in Vorst und im Kaarster Rathaus, habe sich die neue Verordnung bereits bemerkbar gemacht. „Es sind noch weniger Menschen, die sich testen lassen und es gibt weniger Möglichkeiten, einen kostenlosen Bürgertest zu bekommen“, sagt er. Kostenlose Tests gibt es nur noch für Besucher oder Bewohner von beispielsweise Krankenhäusern, Altenheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Obdachlosenheimen oder Flüchtlingsunterkünften. „Es sind viele kostenlose Testungen weggefallen, beispielsweise für Kinder unter fünf Jahren oder Schwangere“, so Görnert. Dennoch werde er das Testcenter in Vorst nicht schließen, alleine schon, um das Ukraine-Café aufrecht zu erhalten. „Die
Leute brauchen das Testzentrum, deshalb werde ich das aufrecht erhalten“, sagt Görnert. Wie es im Rathaus weitergeht, weiß er selbst noch nicht. Dort lassen sich im Schnitt acht Menschen am Tag testen – zu wenig, um weiterzumachen. Andererseits sieht Görnert in dem Testzentrum im Rathaus auch eine Verpflichtung gegenüber der Bürgerschaft. „Wir müssen versuchen, im Rathaus zu bleiben“, sagt er.
Das Testzentrum im Gesundheitszentrum der SG Kaarst an der Pestalozzistraße macht dagegen definitiv zu, wie der Vorsitzende Andreas Warnt erklärt. „Wir werden voraussichtlich am 23. Dezember schließen. Letzter Tag ist der 22. Dezember“, teilt er auf Anfrage mit. Der leichte Rückgang liege seiner Meinung nach nicht ausschließlich an der neuen Testverordnung. „Der deutliche Rückgang war schon vorher mit dem Wegfall der Kostenübernahme von 100 Prozent zu spüren“, sagt er. Auch die Testmüdigkeit der Bürger sei ein Grund für den Rückgang. Derzeit lassen sich im Schnitt 20 Menschen bei der SG Kaarst auf Corona testen. „Das sind 35 Prozent weniger als im Juli dieses Jahres“, vergleicht Warnt: „Tendenz weiter abnehmend.“