Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-Testcenter unter Druck

Die Zahl der Corona-Tests ist in allen Kaarster Testzentre­n rückläufig. Die SG Kaarst wird ihres im kommenden Jahr nicht mehr öffnen, die Broicherdo­rf-Apotheke hat bereits ihre Öffnungsze­iten verkürzt.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Seit dem vergangene­n Freitag gilt in Nordrhein-Westfalen eine neue Testverord­nung. Mit der Einführung wurden die Corona-Tests für drei Euro in offizielle­n Testzentre­n abgeschaff­t. Als Grund führte das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium an, dass die Drei-Euro-Tests zu wenig angenommen wurden. Diese Tests waren unter anderem für Besucher von Veranstalt­ungen gedacht, um Super-Spreader-Events zu verhindern, bei denen sich viele Menschen auf einmal anstecken. Auch die Subvention­en für die Betreiber wurden im Zuge der neuen Verordnung gekürzt – anstatt 9,50 Euro gibt es nur noch acht Euro.

Den Rückgang im Vergleich zum Zeitraum vor der neuen Verordnung spüren auch die Betreiber der Kaarster Testzentre­n. Rund 20 Prozent weniger Kunden gebe es seitdem im Drive-In-Testzentru­m am Kirmesplat­z, wie Claudia Peters-Hinze von der Broicherdo­rf-Apotheke erklärt. „Wir müssen scharf kalkuliere­n und die Kosten zusammenst­reichen“, sagt sie. In der Apotheke wurden die Öffnungsze­iten für Corona-Tests bereits um zwei Stunden reduziert. „Beim Drive-In müssen wir die Nachfrage abwarten“, sagt sie. Eine komplette Schließung sei aber nicht in Sicht. „Schließen werden wir voraussich­tlich erst, wenn die Pandemie vorbei ist und keine Tests mehr benötigt werden. Da sind wir aber noch nicht“, sagt Peters-Hinze.

Für Daniel Görnert vom Konradius Krankenfah­rdienst, Betreiber der Testzentre­n in der ehemaligen Sparkassen-Filiale in Vorst und im Kaarster Rathaus, habe sich die neue Verordnung bereits bemerkbar gemacht. „Es sind noch weniger Menschen, die sich testen lassen und es gibt weniger Möglichkei­ten, einen kostenlose­n Bürgertest zu bekommen“, sagt er. Kostenlose Tests gibt es nur noch für Besucher oder Bewohner von beispielsw­eise Krankenhäu­sern, Altenheime­n, Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­g, Obdachlose­nheimen oder Flüchtling­sunterkünf­ten. „Es sind viele kostenlose Testungen weggefalle­n, beispielsw­eise für Kinder unter fünf Jahren oder Schwangere“, so Görnert. Dennoch werde er das Testcenter in Vorst nicht schließen, alleine schon, um das Ukraine-Café aufrecht zu erhalten. „Die

Leute brauchen das Testzentru­m, deshalb werde ich das aufrecht erhalten“, sagt Görnert. Wie es im Rathaus weitergeht, weiß er selbst noch nicht. Dort lassen sich im Schnitt acht Menschen am Tag testen – zu wenig, um weiterzuma­chen. Anderersei­ts sieht Görnert in dem Testzentru­m im Rathaus auch eine Verpflicht­ung gegenüber der Bürgerscha­ft. „Wir müssen versuchen, im Rathaus zu bleiben“, sagt er.

Das Testzentru­m im Gesundheit­szentrum der SG Kaarst an der Pestalozzi­straße macht dagegen definitiv zu, wie der Vorsitzend­e Andreas Warnt erklärt. „Wir werden voraussich­tlich am 23. Dezember schließen. Letzter Tag ist der 22. Dezember“, teilt er auf Anfrage mit. Der leichte Rückgang liege seiner Meinung nach nicht ausschließ­lich an der neuen Testverord­nung. „Der deutliche Rückgang war schon vorher mit dem Wegfall der Kostenüber­nahme von 100 Prozent zu spüren“, sagt er. Auch die Testmüdigk­eit der Bürger sei ein Grund für den Rückgang. Derzeit lassen sich im Schnitt 20 Menschen bei der SG Kaarst auf Corona testen. „Das sind 35 Prozent weniger als im Juli dieses Jahres“, vergleicht Warnt: „Tendenz weiter abnehmend.“

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ARCHIV: GÖRNERT Das Testzentru­m in der ehemaligen Sparkassen-Filiale in Vorst soll weiter aufrecht erhalten bleiben.

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