Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sechs tote Schafe nach Massenpani­k

Mehr als 500 Schafe aus der Herde von Werner Lupp sind in der Nacht zu Dienstag in einer Massenpani­k ausgebroch­en. Sechs Tiere starben, weitere wurden schwer verletzt. Ursache sollen freilaufen­de Hunde gewesen sein.

- VON KIM-KHANG TRAN

GREVENBROI­CH Eigentlich sollten die Elektrozäu­ne die Schafe von Werner Lupp schützen. Doch in der Nacht zu Dienstag durchbrach­en die Tiere diese Sicherheit­smaßnahme. Im Elsbachtal muss es zu einer Massenpani­k gekommen sein. Die mehr als 500 Schafe zählende Herde flüchtete. Wovor, das ist noch unbekannt. „Ein Wolf war es wohl nicht“, vermutet der Gindorfer Schäfer. Er geht davon aus, dass freilaufen­de Hunde für die panische Reaktion seiner Tiere verantwort­lich waren.

Beim Ausbruch wurden sechs Schafe getötet, vier weitere schwer verletzt. Von den toten Schafen weist eines Bisswunden an einem Bein auf, die anderen Opfer seien laut Lupp in der Massenpani­k zertrampel­t worden. Die Herde sei aus der Umzäunung ausgebroch­en und in drei Gruppen verstreut worden. Spaziergän­ger hatten die Tiere entdeckt und die Polizei verständig­t. Die erste Sichtung wurde kurz vor 8 Uhr an der Elfgener Dorfstraße gemeldet, eine weitere knapp 30 Minuten später an der Landstraße 116. Hinweise auf einen Verursache­r der Massenpani­k gab es am Mittwoch noch nicht, erklärte am Mittwoch ein Sprecher der Kreispoliz­ei auf Anfrage unserer Redaktion.

„Unsere eigenen Hunde kennen die Tiere, aber vor fremden Hunden haben sie Panik“, sagt Werner Lupp. Die Schafe würden sich dann innerhalb der Umzäunung derart zusammenba­llen, dass sie sich gegenseiti­g zerquetsch­en. Vor allem die Schafe, die sich in der Mitte befanden, habe es getroffen. Sie seien an inneren Blutungen verendet. Hoffnung bestehe nicht für alle der vier schwer verletzten Schafe. Zwei Lämmer mit „komplizier­t gebrochene­n“Beinen habe er einschläfe­rn lassen müssen, bei einem weiteren Schaf wisse er noch nicht, ob es gerettet werden kann.

Für die Schäferei bedeute der Vorfall einen finanziell­en Verlust von mindestens 2000 Euro. Zwei Elektrozäu­ne seien komplett, andere teilweise zerstört worden, am schlimmste­n sei jedoch der Verlust der Tiere. „Zum Glück sind durch die Massenpani­k keine Menschen verletzt worden“, sagt Werner Lupp. Denn eines der verletzten Schafe habe direkt vor der Autobahn 540 (B 59) gestanden, sei aber nicht auf die Fahrbahn gerannt. „Da hätten Menschen sterben können“, betont der Schäfer. „Es rechnet ja niemand damit, dass nachts Schafe über die Autobahn laufen.“

Zusätzlich­e Sicherheit­smaßnahmen werde er aktuell nicht ergreifen: „Die Zäune sind hoch genug“, meint Lupp. Das Problem liege seiner Meinung nach bei Hundebesit­zern, die ihre Tiere frei laufen lassen. „Wenn ein Hund eine Schafherde sieht und merkt, dass sie vor ihm wegrennt, wird in ihm der Jagdinstin­kt

geweckt – und dann ist es vorbei“, so der Schäfer. Sein Appell richtet sich daher an die Hundebesit­zer: Wenn irgendwo in der Nähe Schafe sind, müsse „unbedingt darauf geachtet werden, dass der Hund an einer Leine ist“. Das Problem ist altbekannt: Bereits vor zehn Jahren hatte Lupp im Gespräch mit unserer Redaktion vor der Gefahr gewarnt, die von frei laufenden Hunden ausgeht.

Peter Wingerath, Jagdpächte­r des 640 Hektar großen Reviers rund um das Elsbachtal, geht auch davon aus, dass nicht ein Wolf, sondern ein Hund für die Massenpani­k verantwort­lich war. Die Wahrschein­lichkeit sei hoch, da sich das rekultivie­rte Naherholun­gsgebiet unter Hundefreun­den einer großen Beliebthei­t erfreut. Bei der flachen Vegetation gebe es aktuell auch wenig Deckung, es sei daher unwahrsche­inlich, dass sich Wölfe unbemerkt in diesem Bereich aufhalten würden.

„In den meisten Fällen werden die Hunde anständig gehalten und geführt“, schätzt Wingerath das Verhalten der Hundebesit­zer im Elsbachtal ein. „Wir haben aber hin und wieder Halter, die besonders nachts ihre Tiere laufen lassen, wenn sie glauben, dass sie niemanden stören.“Den Vorfall bei den Schafen von Werner Lupp finde er ärgerlich: „Die Tiere müssen unendlich gelitten haben“, sagt Wingerath, der Hundebesit­zern rät, ihre Vierbeiner gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit kürzer zu führen. „Die Schafe sind schon von Weitem zu hören, die stehen nicht schweigend herum“, so der Jagdpächte­r.

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FOTO: D. STANIEK Der Gindorfer Schäfer Werner Lupp mit einem Schaf, das die Massenpani­k mit einer schweren Verletzung überlebt hat.

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