Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Aussichtsturm ist erst einmal vom Tisch
Strukturwandel-Ausschuss legt Prioritäten für das Freiraum-Konzept des Rhein-Kreises Neuss fest.
GREVENBROICH Der Turm ist erst einmal vom Tisch. Die Mehrheit des Strukturwandel-Ausschusses will einer Aussichtsplattform auf der Vollrather Höhe zunächst keine Chance geben. Das Gremium setzte in seiner jüngsten Sitzung andere Prioritäten.
Der Turm auf der Halde war eine von insgesamt drei Projektideen, die in der vom Rhein-Kreis initiierten „Zukunftswerkstatt Freiräume“für Grevenbroich vorgeschlagen wurden. Bürger und Planungsexperten hatten sich im Rahmen eines Workshopverfahrens mit der Frage beschäftigt, welche kommunalen Areale im Zuge des Strukturwandels für attraktive Naherholungsziele genutzt werden können.
Zwei der drei Vorschläge sollte der Ausschuss jetzt mit einer Priorität versehen. Einstimmig von den Politikern befürwortet wurde der vorgeschlagene „Naturerfahrungsraum“, der jungen Leuten die heimische Fauna und Flora spielerisch näher bringen soll. Dreh- und Angelpunkt dieses Vorhabens soll das Umweltzentrum Schneckenhaus sein, aber auch der Bend und das Wildfreigehege sollen in das noch zu entwickelnde Konzept mit einbezogen werden, sagte die städtische Planungsexpertin Dorothea Rendel.
Mit der Mehrheit von SPD, Grünen und Mein Grevenbroich landete der Welchenberg auf Platz zwei der Prioritätenliste. Das Ziel: Die 99 Meter hohe, sagenumwobene Kuppe soll zu einem attraktiven Naherholungsgebiet umgestaltet werden. „Perspektivisch sollen dafür auch das Gelände der heutigen Mülldeponie und die dort noch stehenden ehemaligen Klostergebäude genutzt werden“, sagte Grünen-Fraktionschef Peter Gehrmann.
CDU, FDP und UWG hätten lieber den in der „Zukunftswerkstatt“vorgeschlagenen Aussichtsturm auf Platz zwei der Prioritätenliste gesehen. Mit einer solchen, zentral errichteten Attraktion ließen sich etwa die Naherholungsgebiete Welchenberg und Neurather See besser verknüpfen, gab Ralf Cremers (CDU) zu bedenken. Zudem richtete er seinen Blick auf den „Indemann“– einen Aussichtsturm auf der Goldsteinkuppe
im Kreis Düren, der sich zu einem beliebten touristischen Ziel entwickelt hat. Ähnliches könnte auch in Grevenbroich entstehen, meinte Cremers.
Dass „Landmarken“dieser Art auch hier entstehen sollten, machte Martina Suermann-Igné (Mein Grevenbroich) deutlich. „Wenn wir das Dokumentationszentrum zum Tagebau schon nicht bekommen, sollten wir gemeinsam überlegen, wie wir an unsere Industriekultur erinnern wollen – vielleicht mit Lichtinstallationen oder Skulpturen wie es sie bereits im Ruhrgebiet gibt“, betonte die Fraktionsvorsitzende.
Die beiden priorisierten Pilotprojekte werden nun dem Rhein-Kreis übermittelt. Sie sollen in das noch zu erstellende „Freiraum-Konzept“einfließen. Ob der Kreis die notwendigen Planungsleistungen erbringen wird, ist noch unklar. Dorothea Rendel vermutet, dass letztendlich die Stadt für die Realisierung und Finanzierung der Vorhaben zuständig sein wird. Beigeordneter Florian Herpel schließt nicht aus, dass der Aussichtsturm „in einer zweiten oder dritten Runde“noch einmal in den Blickpunkt genommen werden könnte.