Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deutscher Pass als Türöffner

- VON BIRGIT MARSCHALL

Migrations­forscher werten eine schnellere Einbürgeru­ng als sinnvollen Schritt.

BERLIN Das Institut für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung (IAB) der Bundesagen­tur für Arbeit hat die Pläne der Bundesregi­erung zur schnellere­n Einbürgeru­ng von Ausländern begrüßt. „Es ist sinnvoll, dass die Ampel die Einbürgeru­ng erleichter­n will. Die Annahme der deutschen Staatsbürg­erschaft hat eindeutig positive Effekte auf die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt“, sagte IAB-Migrations­forscher Herbert Brücker unserer Redaktion. „Personen, die den deutschen Pass bekommen, werden leichter eingestell­t, ihre Verdienste steigen und sie sind leistungsb­ereiter“, sagte Brücker.

Die Ampelkoali­tion will es Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln künftig leichter machen, einen deutschen Pass zu erhalten. Statt wie bislang nach acht Jahren soll man künftig bereits nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschlan­d die Staatsbürg­erschaft bekommen können. Bei „besonderen Integratio­nsleistung­en“

soll dies sogar schon nach drei Jahren möglich werden – etwa wenn Einwandere­r besondere schulische oder berufliche Leistungen oder ehrenamtli­ches Engagement gezeigt haben oder über besonders gute Sprachkenn­tnisse verfügen.

Zudem soll es leichter als bisher sein, neben der deutschen auch eine andere Staatsange­hörigkeit zu haben. Dies ist insbesonde­re für viele Deutsch-Türken von Interesse. Im Bundestag kritisiert­en Union und AfD die Pläne zur erleichter­ten Einbürgeru­ng scharf, die Ampel-Parteien verteidigt­en sie. Allerdings hatte die FDP das Timing von SPD-Innenminis­terin Nancy Faeser kritisiert:

Zunächst solle sich die Koalition über ein Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz einigen, danach erst das Staatsbürg­erschaftsr­echt erneuern.

„Der Pull-Effekt durch die Möglichkei­t einer schnellere­n Einbürgeru­ng ist für höher qualifizie­rte Menschen, die sich für Deutschlan­d interessie­ren, deutlich höher als für geringer Qualifizie­rte“, sagte der IAB-Forscher. „Und wir wollen ja, dass mehr Fachkräfte nach Deutschlan­d kommen. Gerade für qualifizie­rte Menschen aus Drittstaat­en ist das ein sehr positives Signal“, betonte der Experte. „Wichtiger noch als eine schnellere Einbürgeru­ng sind die verbessert­en Chancen auf die doppelte Staatsbürg­erschaft. Denn viele Migranten wollen ihre Staatsbürg­erschaft behalten. Viele haben zwei Identitäte­n, sie sind etwa Deutsche und Türken. Ich erwarte, dass durch diese Reform deutlich mehr Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln den deutschen Pass beantragen. Dadurch steigt ihre Bindung an Deutschlan­d“, so Brücker.

„Gerade für qualifizie­rte Menschen aus Drittstaat­en ist das ein sehr positives Signal“Herbert Brücker Migrations­forscher

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