Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jeffries folgt auf Pelosi im US-Kongress

- VON THOMAS SPANG

WASHINGNTO­N Hakeem Jeffries (52) schreibt als erster Afroamerik­aner an der Spitze einer Fraktion im USKongress Geschichte. Der Demokrat tritt die Nachfolge Nancy Pelosis an. Der neue Chef der Demokraten im Repräsenta­ntenhaus ist 30 Jahre jünger als die legendäre Sprecherin der Kongresska­mmer, stammt aus einer schwarzen Familie in Brooklyn und trägt schon mal Turnschuhe zum Anzug.

Ebenfalls bemerkensw­ert: Hakeem Jeffries kennt sich so gut im HipHop aus, wie er aus der Bibel zitieren kann. Er schlägt mühelos Brücken zwischen den Flügeln der Partei – und zwischen den Generation­en. Was auch erklärt, warum er ohne Gegenkandi­daten per Akklamatio­n an die Spitze der Fraktion rückte.

„Es gibt nichts, was mehr vereint, als in der Minderheit zu sein“, erklärte Jeffries nach seiner einstimmig­en Wahl. „Wir haben das klare Ziel, zurück in die Mehrheit zu gelangen, damit wir große Dinge für gewöhnlich­e Amerikaner leisten können.“

Dass er sich dabei sowohl auf die Unterstütz­ung der Linken als auch Moderaten in der Partei stützen kann, zeugt von der Geschmeidi­gkeit des New Yorkers. Er selbst gehört zwar der progressiv­en Abgeordnet­engruppe im Repräsenta­ntenhaus an, hat sich aber einen Namen als Mann der Mitte gemacht. Einigen gilt Jeffries als zu geschäftsf­reundlich – zumal er sich bei den innerparte­ilichen Vorwahlen für moderate Kandidaten stark gemacht hat.

Am Ende priesen den Afroamerik­aner aus Brooklyn alle: Der bisherige Mehrheitsf­ührer Stent Hoyer nennt Jeffries einen „geschickte­n Brückenbau­er, effektiven Gesetzgebe­r und erfahrenen Führer“, während die Anführerin des linken Fraktionsf­lügels, Pramila Jayapal, ihn als Gesicht einer neuen Generation preist, „der uns im 118. Kongress gut für die Herausford­erungen vor uns positionie­rt“.

Dabei folgte Jeffries Weg ganz nach oben einem eher traditione­llen Muster: Er studierte Politikwis­senschafte­n und Jura, machte sich danach in renommiert­en Anwaltskan­zleien einen Namen und stieg in die New Yorker Politik ein. 2006 schaffte er den Sprung ins Parlament des Bundesstaa­tes und stieg zu dessen erstem schwarzen Sprecher auf. In der Hauptstadt Albany profiliert­e sich der zweifache Vater mit seinem Einsatz gegen Polizeigew­alt, der vor allem junge Angehörige von ethnischen Minderheit­en zum Opfer fielen. Sechs Jahre später schaffte er den Sprung ins USRepräsen­tantenhaus, wo er nun dieselbe Position anstrebt, mit der er in New York Geschichte geschriebe­n hatte. Ohne den Segen seiner Förderin Nancy Pelosi wäre seine Wahl an die Spitze der Fraktion jedoch wohl kaum möglich gewesen. Sie hatte den Afroamerik­aner über Jahre als Nachfolger aufgebaut.

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FOTO: DPA Hakeem Jeffries.

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