Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Jeffries folgt auf Pelosi im US-Kongress
WASHINGNTON Hakeem Jeffries (52) schreibt als erster Afroamerikaner an der Spitze einer Fraktion im USKongress Geschichte. Der Demokrat tritt die Nachfolge Nancy Pelosis an. Der neue Chef der Demokraten im Repräsentantenhaus ist 30 Jahre jünger als die legendäre Sprecherin der Kongresskammer, stammt aus einer schwarzen Familie in Brooklyn und trägt schon mal Turnschuhe zum Anzug.
Ebenfalls bemerkenswert: Hakeem Jeffries kennt sich so gut im HipHop aus, wie er aus der Bibel zitieren kann. Er schlägt mühelos Brücken zwischen den Flügeln der Partei – und zwischen den Generationen. Was auch erklärt, warum er ohne Gegenkandidaten per Akklamation an die Spitze der Fraktion rückte.
„Es gibt nichts, was mehr vereint, als in der Minderheit zu sein“, erklärte Jeffries nach seiner einstimmigen Wahl. „Wir haben das klare Ziel, zurück in die Mehrheit zu gelangen, damit wir große Dinge für gewöhnliche Amerikaner leisten können.“
Dass er sich dabei sowohl auf die Unterstützung der Linken als auch Moderaten in der Partei stützen kann, zeugt von der Geschmeidigkeit des New Yorkers. Er selbst gehört zwar der progressiven Abgeordnetengruppe im Repräsentantenhaus an, hat sich aber einen Namen als Mann der Mitte gemacht. Einigen gilt Jeffries als zu geschäftsfreundlich – zumal er sich bei den innerparteilichen Vorwahlen für moderate Kandidaten stark gemacht hat.
Am Ende priesen den Afroamerikaner aus Brooklyn alle: Der bisherige Mehrheitsführer Stent Hoyer nennt Jeffries einen „geschickten Brückenbauer, effektiven Gesetzgeber und erfahrenen Führer“, während die Anführerin des linken Fraktionsflügels, Pramila Jayapal, ihn als Gesicht einer neuen Generation preist, „der uns im 118. Kongress gut für die Herausforderungen vor uns positioniert“.
Dabei folgte Jeffries Weg ganz nach oben einem eher traditionellen Muster: Er studierte Politikwissenschaften und Jura, machte sich danach in renommierten Anwaltskanzleien einen Namen und stieg in die New Yorker Politik ein. 2006 schaffte er den Sprung ins Parlament des Bundesstaates und stieg zu dessen erstem schwarzen Sprecher auf. In der Hauptstadt Albany profilierte sich der zweifache Vater mit seinem Einsatz gegen Polizeigewalt, der vor allem junge Angehörige von ethnischen Minderheiten zum Opfer fielen. Sechs Jahre später schaffte er den Sprung ins USRepräsentantenhaus, wo er nun dieselbe Position anstrebt, mit der er in New York Geschichte geschrieben hatte. Ohne den Segen seiner Förderin Nancy Pelosi wäre seine Wahl an die Spitze der Fraktion jedoch wohl kaum möglich gewesen. Sie hatte den Afroamerikaner über Jahre als Nachfolger aufgebaut.