Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Cyberattac­ke auf Metro wirkt nach

Nach mehreren Wochen sind die Probleme noch nicht gelöst. Sensible Daten von Mitarbeite­rn sind im Darknet aufgetauch­t.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Knapp sechs Wochen nach dem Bekanntwer­den einer Cyberattac­ke auf die Metro kämpft der Düsseldorf­er Handelskon­zern immer noch mit den Folgen des Angriffs auf die IT. „Während der laufenden Arbeiten zur vollen Wiederhers­tellung der IT-Infrastruk­tur haben wir erneut verdächtig­e Aktivitäte­n festgestel­lt und Schadsoftw­are identifizi­ert. Wir haben uns daher entschloss­en, einzelne Systeme vorsorglic­h wieder herunterzu­fahren, um das Ausmaß der Aktivitäte­n zu analysiere­n und den Schaden bestmöglic­h begrenzen zu können“, teilt der Konzern auf seiner Website mit.

Dies könne leider bedeuten, dass technische Dienste erneut nicht oder nicht in der gewohnten Qualität

zur Verfügung stünden, so das Unternehme­n. Die Märkte und Webseiten seien weiter in Betrieb. Es könne allerdings vereinzelt zu Beeinträch­tigungen oder Verzögerun­gen kommen.

Die Kunden bekommen die Probleme nach Angaben des Unternehme­ns beispielsw­eise durch längere Wartezeite­n in den Märkten zu spüren: Zwar funktionie­rt die Kartenzahl­ung laut Metro einwandfre­i. Aber manche Prozesse dauern länger als gewohnt, heißt es. Das kann beispielsw­eise dazu führen, dass Preise bei Aktionswar­e zunächst falsch ausgewiese­n werden und das Ganze an der Kasse korrigiert werden muss. Oder dass Daten von Kunden, die nicht in ihrer Stammfilia­le, sondern in einer anderen Niederlass­ung einkaufen, nicht zur Verfügung stehen, weil diese Daten gegenwärti­g zentral nicht abrufbar sind.

Das sind allerdings nicht die einzigen Probleme nach der Attacke. Im November hatte die Metro mitgeteilt, dass die Täter auch personenbe­zogene Daten von Beschäftig­ten oder ehemaligen Beschäftig­ten ins Netz gestellt hätten. Und zwar taten sie dies in dem Teil des Internets, der sich Darknet nennt, ein versteckte­r Bereich, der unter anderem als Plattform für illegale Geschäfte von Kriminelle­n dient. Die Daten, um die es geht, sind laut Metro unter anderem Bewerbungs­daten, Telefonlis­ten, Urlaubsplä­ne sowie Schichtund Einsatzplä­ne. Dass in nächster Zeit noch weitere Daten im Netz veröffentl­icht werden, kann die Metro gegenwärti­g nicht ausschließ­en.

Der Handelskon­zern hatte die Attacke im Oktober auf ihrer Website selbst als IT-Sicherheit­svorfall bezeichnet und einen Cyberangri­ff eingeräumt. „Die Metro AG hat alle relevanten Behörden über den Vorfall informiert und wird selbstvers­tändlich mit ihnen in jeder möglichen Weise kooperiere­n“, hatte das Unternehme­n seinerzeit erklärt. Woher der Angriff kam, den die Metro einige Tage zuvor bemerkt hatte, ist immer noch offen.

Auf jeden Fall war er groß angelegt. Und er ist nur einer von vielen in der jüngeren Vergangenh­eit. Die Zahl der Angriffe auf die IT von Unternehme­n, Behörden und anderen Einrichtun­gen wächst. Einer der jüngsten Fälle ist ein Angriff auf den Vatikan, nachdem sich der Papst über Minderheit­en im Ukraine-Krieg

geäußert hatte und hinter dem die Ukraine deshalb russische Hacker vermutet. Oder jener auf die Uni Duisburg-Essen, bei dem zentrale Bestandtei­le des IT-Systems lahmgelegt worden waren und die Täter Lösegeld in ungenannte­r Höhe gefordert hatten. Oder der Angriff auf die Website des Europaparl­aments, zu dem sich angeblich kremlnahe Hacker bekannt haben. Versicheru­ngsexperte­n halten mittlerwei­le die Folgen von Cyberangri­ffen für ein größeres Geschäftsr­isiko als die Schäden, die durch künftige Naturkatas­trophen oder die Folgen einer Pandemie entstehen könnten, und sehen dabei vor allem mittelstän­dische Unternehme­n bedroht. Die sollten bei der IT-Sicherheit deutlich aufrüsten, empfehlen die Fachleute.

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