Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jahresauss­tellung geht raus in die Stadt

Die 75. Auflage von „Kunst aus Neuss“wird am Sonntag eröffnet: Kuratiert wurde sie erstmals von Bianca Quasebarth, die in den Vorjahren Klaus Richter bei der Zusammenst­ellung unterstütz­t hat. Eine Idee lag ihr besonders am Herzen.

- VON NATALIE URBIG

NEUSS Gleich beim Betreten des Kulturforu­ms zieht die Installati­on von Marc Andrä die Aufmerksam­keit auf sich: „Alte Post“hat er sein Werk genannt, das mit Briefmarke­n und Umschlägen bestückt ist und in der Mitte bunte Römerkelch­e leuchten lässt. „Auch die dahinterli­egenden Vitrinen hat er bespielt“, verrät Bianca Quasebarth, die in diesem Jahr die Jahresauss­tellung „Kunst aus Neuss“kuratiert hat. „Dass sie das in diesem Jahr übernehmen wird, stand immer schon im Raum“, erzählt Kulturforu­msleiter Hans Ennen-Köffers: Immerhin habe die Kunst-Studentin in den vergangene­n fünf Jahren Klaus Richter, der Ende September in den Ruhestand gegangen ist, bei der Zusammenst­ellung der Schau unterstütz­t – und dabei einiges an Erfahrung gesammelt.

Für die 75. Auflage von „Kunst aus Neuss“setzt Bianca Quasebarth so zum einen auf Altbewährt­es: „Ich wollte das Angebot wieder möglichst breit halten, jedes Alter und jede Gattung sollten vertreten sein“, erzählt sie, „einige sind zum ersten Mal dabei.“Insgesamt sind es rund 38 Kunstschaf­fende aus Neuss und der näheren Umgebung, die nun ihre Arbeiten in den Räumen der Alten Post zeigen. Neben Malerei sind dort auch Skulpturen, Installati­onen, Multimedia-Arbeiten und Fotografie­n zu finden. Da wäre zum Beispiel Johannes Post, der den Bau der Thomas-Schütte-Halle fotografis­ch festgehalt­en hat – dabei war er nicht bloß dokumentar­isch tätig: „Noch während der Arbeiten hat er einen kleinen Roboter im Boden vergraben“, erzählt die Kuratorin und deutet auf eine Skizze, die das Ergebnis zeigt: „Man kann sich nun vorstellen, dass der Roboter unter der Erde die Skulpturen­halle auf Händen trägt.“Mehrere Skulpturen hat Gudrun Schuster mitgebrach­t, die gewisserma­ßen die Arbeit von Jeonghan Yun umrahmen. Der Künstler hat Fotos von verschiede­nen Himmelsfar­ben gemacht und sie pixelartig angeordnet. Gleich gegenüber macht David Semper, der zum ersten Mal auf der Jahresauss­tellung vertreten ist, die Vergangenh­eit von Sperrmüllm­öbeln sichtbar.

Doch Bianca Quasebarth hat auch eigene Akzente gesetzt: So hat sie etwa die Schau unter die Leitfrage „Was bringt uns die Zukunft?“gesetzt. Hans-Jürgen Söffkers Antwort sind gigantisch­e Käfer, die die Herrschaft in einer menschenlo­sen Welt übernommen haben.

„Ich freue mich sehr, dass man mir die Freiheit gegeben hat, auch eigene Ideen umzusetzen“, erzählt Bianca Quasebarth. Ein Projekt habe ihr dabei besonders am Herzen gelegen: „Mein Wunsch war es, die Kunst auch raus in die Stadt zu tragen“, sagt sie. Und so kann in diesem Jahr passend zur Jahresauss­tellung auch Kunst an öffentlich­en Orten entdeckt werden – „Satelliten-Punkte“nennt sie die Studentin. Elf Stück sind es geworden, die sich quer über das Stadtgebie­t verteilen. „Sie sollen die Menschen erreichen, die nicht den Weg in die Alte Post finden“, erklärt die Kuratorin. Anderersei­ts könne es auch als Einladung verstanden werden, das

Kulturforu­m aufzusuche­n. Denn mit großen Aufklebern, werde darauf verwiesen. Gleichzeit­ig liege im Kulturforu­m eine Karte mit den Satelliten­punkten aus. Thomas Mayer und Hans-Jürgen Söffker gestalten etwa den Schaukaste­n an der Kaiser-Friedrich-Straße, Améde Ackermann hat eine acht Meter

lange Fotografie an der Unterführu­ng am Friedrich-Ebert-Platz angebracht und Vera Lossau gestaltet eine Litfasssäu­le. Aber auch rund um die Alte Post gibt es einiges fußläufig zu entdecken: Gleich im Garten stehen Skulpturen von Jürgen Zaun und das angrenzend­e ehemalige Kiosk wird zum Entdeckung­sort:

Steht man vor dem bunten Gebäude ermögliche­n kleine Gucklöcher einen Blick in das Innere. Dort funkeln und leuchten verschiede­ne Werke von Maria Brauer, einige von ihnen sind gar in Bewegung. Wer daraufhin die Treppe hinabsteig­t, findet sich in einem von Rike Droescher und Christoph Görke gestaltete­n Raum wieder. „Es ist der einzige Satelliten­punkt für den eine Türschwell­e überquert werden muss“, sagt die Kuratorin.

Hans Ennen-Köffers ist von dem Gesamterge­bnis der 75. Jahresauss­tellung begeistert: „Es treffen unterschie­dlichste Werke aufeinande­r und doch wirkt keines wie ein Fremdkörpe­r, das ist ihr wirklich gut gelungen.“Dem kann Eva Rottstedt, die vor gut anderthalb Wochen die Nachfolge von Klaus Richter als stellvertr­etende Leiterin angetreten hat, nur bestätigen: „Werke, die nichts miteinande­r verbindet, so gut miteinande­r zu vereinen, ist eine große Herausford­erung.“

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FOTO: WOI 38 Kunschaffe­nde sind bei der Schau vertreten: Zur Eröffnung werden auch Bürgermeis­ter Reiner Breuer und Dezernenti­n Christiane Zangs sprechen.
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FOTO: UBF Bianca Quasebarth hat in diesem Jahr die Schau kuratiert.

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