Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein „Stadt-Teil der Zukunft“für Jüchen
Die Stadt Jüchen wächst, südlich der Eisenbahn und A46 soll der neue Stadtteil „Jüchen-Süd“entstehen. Bei einem Symposium stellteten Experten ihre Überlegungen für die Siedlung vor, die klimaneutral werden soll.
JÜCHEN Die Stadt Jüchen macht sich bereit für den „Sprung nach Süden“. Das Ende des Braunkohletagebaus eröffnet der Kommune Entwicklungschancen – etwa bei der geplanten Siedlung „Jüchen Süd“, südlich der Eisenbahn und Autobahn 46 im heutigen Tagebaugebiet. Der Zweckverband Landfolge Garzweiler, Jüchen ist Mitglied, lud jetzt Bürger und Experten zu einem Symposium zum „Stadt-Teil der Zukunft“ins Haus Katz ein.
Bei der von Christian Jürgensmann moderierten Veranstaltung ging es weniger um die konkrete Planung des Areals als vielmehr um den planerischen Weg, wie Jüchen-Süd einmal aussehen wird. Jürgensmann, der als Planer des Büros „planb Alternativen“aus Duisburg bereits bei der Planung der Siedlung beteiligt war, betonte, dass die nach dem Tagebaue rekultivierte Fläche mehr werden müsse als eine große Agrarwüste. Sie biete großes Potenzial für die städtebauliche Entwicklung von Jüchen. Darin stimmt er mit Bürgermeister Harald Zillikens überein, der sich über die große Resonanz der Bürgerschaft beim Symposium freute. Seit vielen Jahrzehnten sei der Bereich südlich der Kernstadt der städtebaulichen Planung entzogen. Jetzt habe die Bezirksregierung Köln die Fläche als „Allgemeinen Siedlungsbereich“definiert und eine Planung zugelassen, obwohl der Bereich noch dem Bergbaurecht unterliegt. Den Verzicht auf die bergbaurechtliche Inanspruchnahme sieht Zillikens durch die jüngsten Vereinbarungen zwischen RWE sowie der Bundes- und Landesregierung gegeben.
Laut Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbandes, kann es in Jüchen bei der Planung jetzt konkret werden. „Hier ändert sich nicht mehr viel an den Abbaugrenzen und an der Lage des künftigen Restsees.“Jüchen sei in der Rheinschiene ein „urbaner Kandidat“zwischen den
Metropolregionen Düsseldorf und Köln. Die Autobahnverbindung und der Bahnhof machen die Stadt und insbesondere den neuen Stadtteil attraktiv. Jüchen soll – allerdings erst – 2033 S-Bahn-Anschluss erhalten.
Jüchen-Süd soll aber auch ein „Klima-Quartier“werden. Professor Andreas Fritzen von der Hochschule Bochum machte mit drastischen Worten deutlich, dass künftiges Bauen klimaangepasst und klimaschützend sein muss. Wenn die Verpflichtung, bis 2045 klimaneutral zu sein, nicht erreicht werde, werde das für künftige Generationen dramatische Folgen haben. Die Politik habe Angst und zaudere, sagte er in Bezug auf Maßnahmen, die unbedingt erforderlich seien und die in JüchenSüd umgesetzt werden müssten, um die Klimaziele zu erreichen. Die Politik müsse beschließen, dass die Wohnflächen für die einzelnen Menschen kleiner werden, dass recycelte Baustoffe und insbesondere Holz als Baumaterial sowie regenerative Energien genutzt werden müssten. „Wir haben im Moment noch nicht die Lösungen, um alle Klimaziele zu erreichen, aber wir kennen die Wege.“
Mehr Grün ins Quartier, weniger Platz für Autos, das ist die Forderung von Landschaftsarchitekt Clas Scheele vom Planungsbüro RPM Stephan Lenzen aus Bonn. Parks statt Parkplätze, Grün an Fassaden und auf Dächern, Autos in multifunktional nutzbaren „Scheunen“statt an Straßenrändern und in Einzelgaragen – der Maßnahmenkatalog
ist groß. Alles dient dem Ziel, das Stadtklima zu verbessern, die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen zu senken, die Luft zu reinigen.
Wie es bei der Planung weitergehen könnte, erläuterte Brigitte Scholz, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln. Sie empfahl aus der Erfahrung einer Neukonzeptionierung für den künftigen Stadtteil Kreuzfeld zunächst die Erstellung eines Leitbildes.
„Vom Leitbild zum Wettbewerb“lautet der dann folgende Schritt. In Köln hätten sechs Planungsbüros Vorschlage unterbreitet, im Bürgerdialog seien drei ausgewählt worden, aus denen ein Siegerentwurf ermittelt wurde.