Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemeinde braucht noch mehr Wohnraum für Flüchtling­e

- VON STEFAN SCHNEIDER

ROMMERSKIR­CHEN Bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en hat die verhältnis­mäßig kleine Gemeinde Rommerskir­chen vor allem in diesem Jahr Großes geleistet. Doch die Herausford­erungen ebben nicht ab; statt mit einer Entspannun­g ist eher mit einer weiteren Verschärfu­ng der Situation zu rechnen. „Wir rechnen derzeit zwar nicht mit einem gravierend­en Zustrom neuer Flüchtling­e, aber die Zuweisunge­n seitens der zuständige­n Bezirksreg­ierung in Arnsberg dürften bis circa Februar weitergehe­n“, sagt Rommerskir­chens Bürgermeis­ter Martin Mertens nicht zuletzt mit Blick auf die fortschrei­tende Zerstörung der ukrainisch­en Infrastruk­tur durch die russischen Aggressore­n. Und das stellt die Verwaltung zunehmend vor Probleme. Denn die Kapazitäte­n bei der Unterbring­ung sind bald erschöpft.

Bei der Gemeinde hofft man deshalb weiterhin auf die Solidaritä­t von Bürgern und appelliert an alle, die privat Wohnraum zur Verfügung stellen, kostenlos oder gegen Miete, sich zu melden. Bislang ist die Solidaritä­t zumindest mit den Menschen aus der Ukraine groß. Von den 131 geflüchtet­en Ukrainern in Rommerskir­chen werden circa 80 unentgeltl­ich von Privatleut­en beherbergt, teils schon seit Monaten.

Die restlichen Ukrainer und weitere 127 Menschen aus Ländern wie Afghanista­n, Syrien, Nigeria, dem Iran und dem Irak werden von der Gemeinde mit Unterkünft­en versorgt, teils in gemeindeei­genen Gebäuden, teils in Wohnungen, die die Verwaltung angemietet hat. „Wir nutzen aktuell zusammen 29 Objekte, davon zwölf eigene und 17 von privat angemietet­e“, schlüsselt Sadiye Mesci vom Rommerskir­chener Fachbereic­h Bildung, Soziales, Integratio­n auf.

Kein Pappenstie­l sind die Kosten, die die Gemeinde für die verpflicht­ende Unterbring­ung von Flüchtling­en zu einem erhebliche­n Teil selber stemmen muss. „Es gibt zwar Kostenerst­attungen von Bund und Land, aber die sind bei weitem nicht kostendeck­end“, erklärt der Bürgermeis­ter.

Und: Wer ohne Bleiberech­t in Rommerskir­chen lebe, für den müsse die Gemeinde alle Kosten zu 100 Prozent übernehmen. Auch die Arztkosten. Und das kann sehr teuer sein. Mertens nennt als Beispiel den Fall eines Krebspatie­nten, der behandelt werden musste. Dennoch stellt sich der Verwaltung­schef entschiede­n gegen das Vorurteil, Flüchtling­e kämen nach Deutschlan­d, „um sich hier die Zähne machen zu lassen“. Bei den allermeist­en stecke eine extreme Notsituati­on hinter dem Entschluss, ihr Heimatland zu verlassen.

In diesem Jahr beliefen sich die Ausgaben für Geflüchtet­e bislang auf insgesamt 993.000 Euro, hinzugerec­hnet werden müssen 165.000 Euro für Personal. Somit betragen die Gesamtausg­aben aktuell 1,158 Millionen Euro. Die Zuweisunge­n des Landes belaufen sich auf 1,033 Millionen Euro. 36 bis 40 Prozent der Gesamtkost­en und Zuweisunge­n entfallen laut Verwaltung auf Schutzsuch­ende aus der Ukraine. Aktuell veranschla­gt die Kämmerei im Etat 2023 knapp 2 Millionen Euro für die Flüchtling­sversorgun­g.

Mesci und Mertens betonen, dass neben Wohnraum dringend Sprachkurs­e von den Jobcentern angeboten werden müssten. Mit Sprachkenn­tnissen könnten sehr viele Flüchtling­e schnell in Jobs vermittelt werden.

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FOTO: GEMEINDE Martin Mertens diskutiert mit Sadiye Mesci.

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