Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der ausdauerndste Neusser ist ab heute ein Sechziger
NEUSS (-vk) Einer wie er steht wohl nie still. Es dürfen Wetten abgeschlossen werden, dass Martin Grüning auch an seinem heutigen Jubeltag irgendwann die Laufschuhe schnürt – alles andere würde einen, der ihn seit mehr als vier Jahrzehnten kennt, schwer wundern. Und das nicht nur, weil Martin Grüning als Chefredakteur der deutschen Ausgabe von „Runner’s World“, der größten Lauf-Fachzeitschrift der Welt, und deren OnlineAbleger runnersworld.de das Laufen zu seinem Beruf gemacht hat. Wenn er zu einem seiner – seltenen – Heimatbesuche in Neuss weilt, trifft man ihn am ehesten auf der Erftrunde …
Vor genau 60 Jahren in der Quirinusstadt geboren, dürfte er, alle Laufkilometer zusammengerechnet, wohl der ausdauerndste Neusser sein. Eine Zeit lang war er auch der schnellste: Seine 2:13,30 Stunden, aufgestellt als Dritter des Houston-Marathons 1990, sind immer noch Kreisrekord. Sein erster großer Erfolg war der Mannschaftstitel bei der A-Jugend, zusammen mit Thomas Hibbe und Ralf Kionke, bei den Deutschen Crossmeisterschaften 1982 auf der heimischen Galopprennbahn am Hessentor. Da startete er für die DJK Gnadental, begonnen hatte er seine Karriere unter Trainer Jürgen Spira bei der TG Neuss. Seine größten Erfolge, unter anderem Neunter des Berlin-Marathons 1987 (2:14:16 Std). Zweiter des FrankfurtMarathons 1988 (2:13:46 Std.) und
DM-Dritter über 5000 Meter 1988 feierte er im Trikot des TSV Bayer Dormagen. Hätte seine Nervenstärke mit seiner Ausdauerfähigkeit Schritt gehalten, wären wohl noch weitaus mehr hinzu gekommen.
Unvergessen wird mir der gemeinsame „Ausflug“zum weltberühmten Bozener Silvesterlauf 1990 bleiben. Als Vorjahresdritter gelang es ihm, mich trotz fehlender Qualifikationszeit in den Elitelauf zu schmuggeln. Er wurde vor 20.000 Zuschauern Siebter, ich Letzter. Nach durchzechter Nacht bestand Martin Grüning darauf, dass wir um acht Uhr am Neujahrsmorgen vor der Heimfahrt noch eine Trainingseinheit einlegen sollten. Nach einer Viertelstunde auf den menschenleeren und tief verschneiten Bozener Straßen bat er: „Können wir vielleicht etwas langsamer laufen?“Es wird wohl das einzige Mal in 60 Lebensjahren gewesen sein ….