Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Vier Millionen Rentner mehr bis 2035
Die Bevölkerung in Deutschland wird trotz Zuwanderung immer älter.
BERLIN Mehr Rentner, weniger Erwerbstätige – so wird sich die deutsche Bevölkerung in den kommenden Jahren verändern. „Der Alterungsprozess ist bereits weit vorangeschritten“, sagte Stephan Lüken vom Statistischen Bundesamt bei der Vorstellung der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung am Freitag in Berlin. Demnach wird die Zahl der Menschen, die 67 Jahre und älter sind, bis zum Jahr 2035 um etwa vier Millionen steigen. Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter dagegen in den kommenden 15 Jahren je nach Zuwanderungsszenario um 1,6 bis 4,8 Millionen sinken.
Diese Veränderungen sind vor allem auf die sogenannten Babyboomer zurückzuführen. Die Generation der Menschen, die in den Jahren zwischen 1955 und 1970 geboren wurden, bildet die größte Altersgruppe in Deutschland. Sie stehen jetzt vor dem Eintritt ins Rentenalter. Das macht sich bemerkbar. Wesentlich beeinflusst werden die Berechnungen darüber hinaus durch die Lebenserwartung, die Geburtenrate und die Nettozuwanderung.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt aktuell bei 78,5 Jahren für Männer und bei 83 Jahren für Frauen, so das Statistische Bundesamt. Durch die Corona-Pandemie
kam es zu einem leichten Rückgang der Lebenserwartung. Es sei aber anzunehmen, dass diese mittelfristig wieder steige, sagte Lüken. Gründe dafür seien der medizinische Fortschritt und der immer weiter abnehmende Konsum von Alkohol und Tabak.
Die Zahl der über 80-Jährigen bleibt laut der Vorausberechnung bis Anfang der 2030er-Jahre zunächst noch relativ stabil bei rund sechs Millionen Menschen, steigt dann allerdings zwischen den Jahren 2040 und 2070 stark auf etwa zehn Millionen Menschen. „Die künftige Entwicklung der Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, bedeutet, dass der demografisch bedingte Pflegebedarf zwischen 2035 und 2050 besonders stark ansteigen wird“, erklärte Karsten Lummer vom Bundesamt die Zahlen.
Der Alterungsprozess läuft nicht in allen Regionen in Deutschland gleich ab. Die ostdeutschen Flächenländer haben bereits heute eine deutlich ältere Bevölkerung als der Westen. Die Zahl der Senioren werde hier bis Ende der 2030erJahre nur noch um zehn bis 17 Prozent steigen, während die Zahl in den Stadtstaaten bis 2040 um 15 bis 24 Prozent zunehmen werde. In den westdeutschen Ländern erwarten die Statistiker sogar eine Zunahme der Zahl älterer Menschen um 28 bis 35 Prozent. Während das Niveau sich in den westdeutschen Bundesländern anschließend stabilisiere und in den ostdeutschen sogar zurückgehe, werde es in den Stadtstaaten jedoch noch weiter steigen.
Die Bevölkerungsprognose ist auch abhängig von der Geburtenziffer, die angibt, wie viele Kinder pro Frau geboren werden. Zuletzt lag die Geburtenziffer bei 1,58. Für 2032 rechnen die Experten mit Geburtenraten von 1,55 bis 1,67 Kindern je Frau.
Bis 2070 könnte die deutsche Bevölkerung auf eine Einwohnerzahl von 75 Millionen sinken – oder auch auf bis zu 90 Millionen ansteigen. Das hänge wesentlich von der Nettozuwanderung in den nächsten Jahren ab, sagen die Statistiker. Die Zahl gibt an, wie viele Menschen nach Deutschland einwandern, während die Zahl der Ausgewanderten abgezogen wird. „Die Nettozuwanderung hängt vom Migrationsdruck der Herkunftsländer ab und kann dadurch stark schwanken“, sagte Lüken. Das zeige beispielsweise auch die Zuwanderung durch den Krieg in der Ukraine.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt aktuell bei 78,5 Jahren für Männer und bei 83 Jahren für Frauen