Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
DFB-Präsident fordert Antworten von Flick und Bierhoff
DOHA/AL-RUWAIS (dpa) Das Schlussbild der für Deutschland von vorne bis hinten vermaledeiten FußballWM in Katar zeigte die Flucht des geschockten DFB-Trosses aus der staubigen Wüste. Im sterilen Flughafen-Ambiente mühte sich der wartende Verbandspräsident um Sachlichkeit und Geduld. Hansi Flick, Oliver Bierhoff und die anderen großen WM-Verlierer saßen im
Bus auf dem Weg aus ihrer Quartier-Blase im Norden des Emirates, als Bernd Neuendorf nach dem nächsten Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei einem improvisierten Medientermin am Hamad International Airport das weitere Vorgehen skizzierte.
Kein Aktionismus, kein Rauswurf, keine Schnellschüsse – das war die Botschaft des DFB-Bosses.
Der erst seit knapp neun Monaten amtierende Neuendorf hatte noch in der Nacht nach dem nächsten deutschen VorrundenDesaster einen „Fahrplan“entwickelt, ein „geordnetes Verfahren“, wie er es nennt. Erste Maßnahme: Für die kommende Woche berief er eine erste Krisensitzung ein. Teilnehmer: Bundestrainer Flick, Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff,
DFB-Vizepräsident und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und ihm als Verbandsboss.
„Meine Erwartung an die sportliche Leitung ist, dass sie zu diesem Treffen eine erste Analyse vornimmt, eine sportliche Analyse dieses Turniers. Dass sie aber auch Perspektiven entwickelt für die Zeit nach dem Turnier mit dem Blick auf die Europameisterschaft im eigenen
Land“, sagte Neuendorf. Die Analyse müsse auch „die Entwicklung der Nationalmannschaft, unseres Fußballs seit 2018, seit der letzten WM“, umfassen, betonte Neuendorf. Damit gerät der seit 18 Jahren verantwortlich zeichnende Langzeit-Manager Bierhoff deutlich mehr ins Visier als Flick, der als Bundestrainer erst vor 15 Monaten Joachim Löw abgelöst hatte.
„Das Ausscheiden aus dem Turnier schmerzt außerordentlich“, sagte Neuendorf noch. Heißt: Titelerwartungen nicht erfüllt, nicht mal Minimalziele. Der Boss muss nun aufräumen. Neuendorf kündigte noch an, „keine Wasserstandsmeldungen“abgeben zu wollen. Erst nach dem internen Gesprächs- und Analyse-Prozess will er „ein Ergebnis“verkünden.