Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Für die Schweiz geht die Reise weiter

Die Eidgenosse­n gewinnen das sportlich und politisch brisante Duell mit Serbien 3:2 und ziehen in die K.o.-Phase ein.

- VON CHRISTOPH LOTHER, SEBASTIAN STIEKEL UND JAN KUHLMANN

DOHA (dpa) Die Schweiz ist zum dritten Mal nacheinand­er ins Achtelfina­le einer Fußball-WM eingezogen, Serbien erneut weit hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben. Die Eidgenosse­n besiegten das Team von Coach Dragan Stojkovic zum Abschluss der Gruppenpha­se am Freitag in einer höchst unterhalts­amen Partie mit 3:2 (2:2). Xherdan Shaqiri (20. Minute), Breel Embolo (44.) und Remo Freuler (48.) trafen vor 41.378 Zuschauern für die Schweiz, die in der K.o.-Phase nun auf Portugal trifft. Die Tore der Serben erzielten Aleksandar Mitrovic (26.) und Dusan Vlahovic (35.). Auch bei ihrer vierten WM-Teilnahme in Serie scheiterte­n die Serben in der Vorrunde - und das jeweils in prominente­r Besetzung.

Das Spiel war nicht nur sportlich, sondern auch wegen seiner Vorgeschic­hte brisant. Beim WM-Duell in Russland vor viereinhal­b Jahren hatten die Schweizer Torschütze­n Granit Xhaka und Shaqiri mit ihrem Doppeladle­r-Jubel für einen Skandal gesorgt. Diesmal hielten sich die Protagonis­ten in ihren Gesten weitgehend zurück. Beim Verlesen der Aufstellun­gen war das Ex-Bundesliga-Duo von den serbischen Fans allerdings schon ausgepfiff­en worden.

Die Partie war keine 30 Sekunden alt, da hatten Embolo und Xhaka schon eine Doppelchan­ce für die Schweiz - Serbiens Keeper Vanja Milinkovic-Savic parierte jeweils. Und es ging flott weiter. Andrija Zivkovic

Serbien: V. Milinkovic-Savic - Milenkovic, Veljkovic (55.

Gudelj), Pavlovic - A. Zivkovic (78. Radonjic), Lukic, Kostic

- S. Milinkovic-Savic (68. Maximovic), Tadic (78. Djuricic)

- Vlahovic (55. Jovic), A. Mitrovic

Schweiz: Kobel - Widmer, Akanji, Ricardo Rodriguez,

Schär - Freuler - Sow (69. E. Fernandes), G. Xhaka Shaqiri

(69. Zakaria), Vargas (83. Fassnacht) - Embolo

(90.+6 Okafor)

Schiedsric­hter: Fernando Rapallini (Argentinie­n)

Tore: 0:1 Shaqiri (20.), 1:1 A. Mitrovic (26.), 2:1 Vlahovic

(35.), 2:2 Embolo (44.), 2:3 Freuler (48.)

Gelbe Karten: S. Milinkovic-Savic (1), Pavlovic (2), Rajkovic

(1), Gudelj (2), A. Mitrovic (1), Milenkovic (2), Lukic

(2) / Widmer (1), Vargas (1), G. Xhaka (1), Schär (1)

hämmerte den Ball auf der Gegenseite an den Pfosten (11.). Dortmunds Gregor Kobel, der anstelle des erkälteten Gladbacher­s Yann Sommer im Schweizer Tor stand, hätte keine Chance gehabt.

Auch Ex-Bayern-Profi Shaqiri, nach Oberschenk­elprobleme­n zurück in der Startelf, war gleich mittendrin - und sorgte nach 20 Minuten für die Führung der Eidgenosse­n. Als erster Schweizer hat er bei drei Weltmeiste­rschaften nun mindestens ein Tor erzielt. Sein Schuss wurde von Serbiens Verteidige­r Strahinja Pavlovic noch abgefälsch­t und schlug im rechten unteren Eck ein - genau vor der serbischen Fankurve. Alle warteten gespannt darauf, wie Shaqiri jubeln würde. Erst hielt er sich den Finger auf den Mund, dann zeigte er auf seinen Namen auf dem Rücken. Auf den Doppeladle­r verzichtet­e der 31-Jährige vom USClub Chicago Fire diesmal.

Im Vorrunden-Spiel der WM 2018 hatten Xhaka und Shaqiri, die beide kosovarisc­he Wurzeln haben, nach ihren Toren zum Schweizer 2:1-Sieg die Serben provoziert. Beim Jubel hatten sie mit ihren Händen den doppelköpf­igen Adler geformt, der die Flagge Albaniens ziert - ein Symbol der Abgrenzung des Kosovos gegen Serbien. Die Serben betrachten die seit 2008 unabhängig­e Republik weiterhin als Teil ihres Territoriu­ms.

Bei der Partie im Stadion 974 von Doha meldeten sie sich nach dem Shaqiri-Schock erstaunlic­h schnell zurück. Die Stürmer Mitrovic mit einem herrlichen Kopfball und Vlahovic, der erstmals bei dieser WM von Beginn an auflief, per Flachschus­s drehten die Partie. Shaqiri hatte vor dem 1:2 erst eine dicke Chance vergeben und dann auch noch den Ball verloren. Kurz vor der Pause holte Embolo die Schweizer nach Vorarbeit des Mainzers Silvan Widmer aber zurück.

Auch nach der Pause ging die Vollgas-Veranstalt­ung zunächst weiter. Freuler, der einzige Profi in der Schweizer Startelf, der noch nie in der Bundesliga gespielt hat, traf nach einer traumhafte­n Kombinatio­n und Hackenabla­ge des Augsburger­s Ruben Vargas. Embolo hätte für die Schweizer nachlegen können, schoss aber drüber (57.). Die Serben erholten sich jedoch auch so nicht mehr und schieden wieder einmal vorzeitig aus.

 ?? FOTO: RICARDO MAZALAN/AP ?? Serbiens Strahinja Pavlovic (r.) und der Schweizer Xherdan Shaqiri in einem Zweikampf in einem der bislang packendste­n WM-Begegnunge­n in Katar.
FOTO: RICARDO MAZALAN/AP Serbiens Strahinja Pavlovic (r.) und der Schweizer Xherdan Shaqiri in einem Zweikampf in einem der bislang packendste­n WM-Begegnunge­n in Katar.

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