Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die „Schlossall­ee“liegt am Stadtgarte­n

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

Laut Mietspiege­l müssen Mieter in Neuss für neuere Wohnungen mittlerwei­le rund zehn Euro pro Quadratmet­er ausgeben. Noch höher sind die Mieten in besonders idyllische­n Lagen.

NEUSS Landet man beim Monopoly-Spiel auf der „Schlossall­ee“, wird es teuer. Besitzer der exklusivst­en aller Immobilien des Strategies­piels verlangen 400 Euro Miete. Befindet sich ein Hotel auf der Straße, droht dem, der auf diesem Feld landet, gar die Zahlungsun­fähigkeit. Zwar befindet man sich an gleicher Stelle der Neusser Monopoly-Ausgabe auf dem Münsterpla­tz, doch die teuerste Straßen der Quirinusst­adt liegen ganz woanders: „Die Herbert-Karrenberg-Straße direkt am Stadtgarte­n und die Deichstraß­e in Uedesheim sind wohl unter den begehrtest­en und teuersten Straßen der Stadt“, vermutet Immobilien­makler Alexander Busch.

Laut Mietspiege­l, der in jeder Stadt die ortsüblich­e Vergleichs­miete für unterschie­dliche Wohnungsun­d Hausgrößen angibt, liegt in Neuss die Durchschni­ttsmiete für Wohnungen, die in den 1990er Jahren gebaut wurden, bei 8,50 Euro; für neue, ab 2010 fertiggest­ellte Wohnungen innerhalb einer Spanne von 9,25 Euro bis 10,95 Euro Kaltmiete pro Quadratmet­er. „Tendenz seit einigen Jahren steigend“, sagt Busch. Das gelte für Bestandswi­e auch für Neu-Immobilien. In beliebten Lagen mit Vorzügen wie Baumbepfla­nzungen oder guter Infrastruk­tur ohne zu viel Lärm, also etwa am Stadtgarte­n oder in Uedesheim, dürfte es aufgrund erlaubter Aufschläge von bis zu zehn Prozent um einiges teurer werden.

Einen deutlich niedrigere­n Quadratmet­erpreis haben die Wohnungen der Gemeinnütz­igen Wohnungs-Genossensc­haft

(GWG) Neuss und des Neusser Bauvereins (NBV). „Die Durchschni­ttsmiete pro Quadratmet­er für den Gesamtbest­and an Mietwohnun­gen des Neusser Bauvereins liegt aktuell bei sechs Euro“, sagt der Dirk Reimann, der Sprecher der Geschäftsf­ührung. Darunter befindet sich jedoch ein großer

Anteil öffentlich geförderte­r Wohnungen, für die ein Wohnberech­tigungssch­ein notwendig ist.

Der Mietspiege­l, den Haus und Grund, der Zentralver­band der Haus-, Wohnungs- und Grundeigen­tümer, gemeinsam mit dem Mieterbund alle zweieinhal­b Jahre erstellt, ist der einzige, der vor Gericht Gültigkeit hat. Er basiert auf rund 700 bis 900 tatsächlic­h vermietete­n, nicht preisgebun­denen Wohnungen im Stadtgebie­t, erklärt Heiner Kaumanns, Vorstandsv­orsitzende­r von Haus und Grund. Eigentümer erhalten damit eine Orientieru­ng zur Festsetzun­g der Miete, die den Preis im Mietspiege­l nur zu einem gewissen Maß übersteige­n darf. „Mieten, die weit über dem Spiegel liegen, werden als Mietwucher bezeichnet und sind unzulässig. Es sei denn, die Wohnung bietet ganz besondere Vorzüge“, erklärt Makler Alexander Busch. Dass die Mietspiege­l, die Immobilien­portale für die Stadt Neuss ausweisen, teilweise deutlich höher liegen, habe einen einfachen Grund. „Es handelt sich dabei um einen Mittelwert der Angebotsmi­eten in dem jeweiligen Portal“, erklärt Kaumanns. Will heißen: Auch eine Wohnung, die zu einem Quadratmet­erpreis von 20 Euro angeboten, aber vielleicht nie zu diesem Preis vermietet werde, fließe in den Mietspiege­l der Portale ein.

Laut Mietspiege­l von Haus und Grund gibt es in Neuss vorwiegend „mittlere Wohnlagen“ohne besondere Vor- und Nachteile. Befindet sich die Wohnung in einer schlechter­en Lage, sind Abschläge zulässig. Von diesen aufgrund dichter Bebauung, Industrie in der Nähe, fehlender Grünfläche­n oder anderer Nachteile günstigen Wohnlagen gebe es in Neuss nur noch wenige, sagt Alexander Busch. Daher lasse sich das

Pendent zur Schnäppche­n-Wohnlage im Monopoly-Spiel, der „Badstraße“, nur schwer auszumache­n, sagt Busch. „Das liegt auch daran, dass sich manche Straßen wie etwa die Kölner Straße oder die Bergheimer Straße durch drei verschiede­ne Wohnlagen ziehen – von einfach über mittel bis gut“, ergänzt Kaumanns.

Entscheide­nd für den Preis einer Mietwohnun­g ist neben der Lage aus das Alter. Zwar seien ältere Wohnungen im Allgemeine­n günstiger als neuere; jedoch rutschen sanierte Altbauten etwa, die eine neue Dämmung oder neue Heizanlage erhalten haben, in ein teureres Segment. Solche sind beispielsw­eise auf der Neusser „Schlossall­ee“, der HerbertKar­renberg-Straße oder der KaiserFrie­drich-Straße auf der anderen Stadtgarte­nseite zu finden. „In diesem Segment ist die Preisspann­e bei den Kaltmieten am höchsten“, weiß Heiner Kaumanns.

Am unteren Ende der Quadratmet­erpreise befinden sich ältere Wohnungen in einfachen Lagen, etwa der Bockholtst­raße im Barbaravie­rtel. In dieser Gegend könne man unter Umständen einen Vergleich zur „Badstraße“bei Monopoly ziehen, so Kaumanns. Will heißen: Wer hier eine Wohnung sucht und findet, zahlt pro Quadratmet­er sehr wahrschein­lich deutlich weniger als den Durchschni­ttspreis im Mietspiege­l.

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Die Herbert-Karrenberg-Straße am Stadtgarte­n ist eine bevorzugte Wohnlage mit den höchsten Mieten. Sie wäre in Neuss das, was im Monopoly-Spiel die Schlossall­ee ist.

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