Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD holt zum Rundumschl­ag aus

Nach Beendigung der Haushaltsb­eratungen hat die Kaarster SPD harsche Kritik an der schwarz-grünen Koalition geäußert. Auch die Verwaltung bekommt ihr Fett weg. CDU und Grüne spielen den Schwarzen Peter aber zurück.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Die Haushaltsb­eratungen sind vorbei, die Änderungsl­iste beschlosse­n. Doch die SPD ist mit den Ergebnisse­n überhaupt nicht einverstan­den und holt zum Rundumschl­ag aus: Sowohl die schwarz-grüne Koalition als auch die Verwaltung wird scharf kritisiert. „Der konservati­ve Block hat gezeigt, dass er gegen Klimaschut­z, gegen Wohnungen für die arbeitende Mitte, gegen Entlastung für Familien mit Kindern und gegen die Verbesseru­ng der Freizeitmö­glichkeite­n für Jugendlich­e ist“, kommentier­t die SPD-Fraktionsv­orsitzende Hildegard Kuhlmeier.

Die SPD hatte Erhöhungen der Mittel beim Klimaschut­z, für die Planung von sozialem Wohnungsba­u, eine Stelle für einen Streetwork­er und für die Planung einer Toilettena­nlage nebst Trinkwasse­rspender für die Sport- und Freizeitan­lage am Bruchweg gefordert. „Nichts davon macht Schwarz-Grün mit. Sie setzen zwar selbst 120.000 Euro für Spielgerät­e ein, von denen sie nicht mal wissen, wo sie hinkommen sollen, aber vorhandene Angebote werden nicht verbessert“, kritisiert Göran Wessendorf, jugendpoli­tischer Sprecher der SPD. „Auch die Wohnsituat­ion von Menschen, denen sozial geförderte­r Wohnraum zusteht, ist ihnen egal“, ergänzt der sozialpoli­tische Sprecher Lothar Fink – und wird dabei persönlich. Er wirft der stellvertr­etenden Bürgermeis­terin Nina Lennhof (Grüne) vor, „im September noch die Einweihung des Neubauvier­tels Kaarst-West“gefeiert zu haben und ihren Enthusiasm­us nun „wohl wieder vergessen zu haben“. Dabei vertrat Lennhof in offizielle­r Funktion Bürgermeis­terin

Ursula Baum.

Auch an der Verwaltung wird nicht mit Kritik gespart. Der Haushalt sei schlecht vorbereite­t gewesen, da etliche Beschlüsse vergessen worden und nur scheibchen­weise nachgereic­ht worden waren. Den Ratsmitgli­edern wurde eine geheime Liste mit Sparvorsch­lägen vorgelegt, aus denen sich die Fraktionen bedienen sollten, um städtische Leistungen zu streichen. „Diese Liste mit pikanten Vorschläge­n ist nichtöffen­tlich, soll also vor den Wählern lieber verborgen bleiben“, erklärt Gereon Schüller, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r: „Aus diesem Angebot pickt sich die Koalition die Beendigung des subvention­ierten Mietverhäl­tnisses der VHS raus. Nicht einmal die Verwaltung in Korschenbr­oich weiß wohl bislang davon. Dass damit das Ende der VHS drohen könnte, scheint wohl nachrangig zu sein.“

Die Koalition weist die Vorwürfe entschiede­n zurück. „Die SPD hat vorzeitig ihren Weihnachts­wunschzett­el ausgepackt. Bei einer Zustimmung zu den Anträgen hätte sich das Haushaltsd­efizit um rund 750.000 Euro weiter vergrößert“, erklärt Dominik Broda. Der Grünen-Fraktionsv­orsitzende bezeichnet die Vorschläge als „inhaltslee­re Show-Anträge“. Ingo Kotzian wird deutlicher. Die SPD habe unter Beweis gestellt, „dass sie entweder keine Ahnung von den Möglichkei­ten der Stadt hat oder einfach nur populistis­che Anträge stellt, die niemand ernst nehmen kann“, sagt der CDUFraktio­nsvorsitze­nde. Anders könne man beispielsw­eise die erneute Forderung nach kostenlose­n Kitas und OGS nicht deuten. „Diese bleibt wie immer ohne Gegenfinan­zierung und das bei ohnehin schon sieben Millionen Euro minus in 2023, typisch Sozialdemo­kraten“, so Kotzian. Dass die SPD ihr Herz für die Pumptrack-Anlage entdeckt hat, sei löblich. „Wäre es nach den Sozialdemo­kraten gegangen, ständen dort jetzt Hochhäuser“: „Ein wenig mehr Realismus und Ernsthafti­gkeit stünde der SPD gut zu Gesicht.“

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ARCHIV-FOTO: GEORG SALZBURG Die SPD-Fraktionss­pitze um Hildegard Kuhlmeier und Gereon Schüller hat scharfe Kritik an der schwarz-grünen Koalition und der Verwaltung­sspitze geäußert.

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