Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Löscht die Feuerwehr bald mit Roboter?
Neueste Technik wurde dem Feuerschutzausschuss vorgeführt – Blickfang war ein fernsteuerbarer Roboter für viele Einsatzzwecke. Die Stadt denkt an den Kauf eines Geräts, es wäre das erste einer kommunalen Feuerwehr im Kreis.
VON CARSTEN SOMMERFELD
GREVENBROICH Ein Druck auf den Joystick, schon setzt sich das kleine Kettenfahrzeug in Bewegung. Und dann zeigt RTE Robot, was er kann. Aus dem vorn montierten Wasserwerfer schießt ein Strahl weit über die Wiese neben der Feuerwache. Ein Roboter im Löscheinsatz – die Zukunft hat schon begonnen. Nur so piepen wie R2-D2 aus Star Wars kann der rote Kollege nicht, dafür aber vieles anderes.
Zu einer Technik-Vorführung der besonderen Art auf dem Hof der Feuerwache hatte die Stadtverwaltung die Mitglieder des Feuerschutzausschusses vor ihrer Sitzung eingeladen. Die Zahl der Vegetationsbrände nimmt zu, gefährliche Einsätze etwa in Tiefgaragen gehören zum Einsatzspektrum, und dann muss sich die Stadt für eine mögliche Energiemangellange, zum Beispiel einen längeren Stromausfall, wappnen. Kurzum: Die Feuerwehr muss technisch aufrüsten.
Klaus Poggenpohl hat das kleine, Roboterfahrzeug aus einem Anhänger herausgefahren. „Es ist beispielsweise für Einsätze ideal, wo es für Feuerwehrleute zu gefährlich ist“, erläutert der Mitarbeiter der Leipziger Firma „BTL Brandschutztechnik“bei der Vorführung des Geräts des Herstellers Rosenbauer. Der Löschstrahl reicht bis zu 95 Meter weit. Je nach Werfer schießen bis zu 3800 Liter Wasser in der Minute im Einsatzfall in die Flammen. Doch der Roboter ist universell einsetzbar: Auf dem Kettenlaufwerk lassen sich im Modularsystem statt des Werfers beispielsweise eine Kamera zur Lage-Erkundung, eine Wärmebildkamera, ein Lüfter, Stromerzeuger oder Transportbehälter montieren.
Der Roboter könne aber auch mehrere gefüllte Löschschläuche hinter sich herziehen, erfahren die Politiker. „Das Fahrzeug kann Treppen steigen und ist genau so breit, dass es auf Bahnstrecken zwischen den Schienen fahren kann“, erklärt Klaus Poggenpohl, der als weitere Einsatzmöglichkeit den Kohlebunker im Tagebau nennt. Zwei Elektromotoren bringen das Gefährt auf bis zu Tempo 6,5. Laut dem Hersteller können je nach Beladung bis zu zehn Kilometer zurückgelegt werden. Die rund 500 Kilogramm Gewicht samt Werfer sieht man dem Roboter nicht an.
Die Bedienung: Kein Problem. „Probieren Sie es mal“, sagt Poggenpohl und drückt die Funkfernbedienung Gunter Schillings (SPD) in die Hand. Der kommt mit den zwei Joysticks – einer fürs Fahrwerk, der andere für den Werfer – sofort zurecht.
Wichtig für brenzlige Einsätze etwa in der Dunkelheit.
„Super“, sagt Ausschussvorsitzender André Dresen (CDU) nach der Präsentation. „Ein solcher Roboter ist für uns sinnvoll, etwa bei Tiefgaragenbränden wie in diesem Jahr bei Wevelinghoven. Bei den dort herrschende Temperaturen konnten wir nicht Einsatzkräfte hinein schicken“, erklärt Feuerwehr-Chef Udo Lennartz. Auch bei Vegetationsoder Industriebränden könne der kleine Roboter gut eingesetzt werden. Unterstützt also bald Kollege Roboter die Feuerwehr? Entschieden ist das nicht, „aber wir überlegen, einen Feuerwehr-Roboter zu beschaffen und ihn dann im Rahmen der überörtliche Hilfe auch den anderen Wehren im Kreis zur Verfügung zu stellen“, erklärt Dezernent Claus Ropertz. So müssen nicht jede Wehr jede Technik vorhalten.
Für unter 50.000 Euro ist das präsentierte Gerät gut ausgestattet zu haben. Bislang verfügt keine kommunale Wehr im Kreisgebiet über eine solche Technik. Zu sehen gab es bei der Vorführung noch mehr. Feuerwehrleute vom Löschzug JüchenHochneukirch waren mit zwei Fahrzeugen vorgefahren, die auch für Grevenbroich interessant sind. In Hochneukirch ist ein mobiles Notstromaggregat stationiert, das der Kreis beschafft hat. Der Dieselmotor kann bei 1500 Umdrehungen in der Minute 100 Kilowatt Strom produzieren. Mit Blick auf einen möglichen längeren Stromausfall, auf den sich die Kommunen vorbereiten, sind solche Netzersatzanlagen wichtig. „Wir benötigen dringend ein mobiles Notstromaggregat, aber leider beträgt die Lieferzeit rund anderthalb Jahre“, sagt Ropertz.
Ebenfalls zu sehen war das neue Jüchener Großtanklöschfahrzeug TLF 4000 mit 5000 Litern Wasser. Ein solches Fahrzeug könnte das betagte, 27 Jahre alte Großtanklöschfahrzeug der Grevenbroicher Wehr ersetzen, das bei der Vorführung das Wasser für den Roboter lieferte.