Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Krise macht das Theater kreativ
FFT und Deutsche Oper am Rhein beschäftigen sich intensiv mit den Chancen digitaler Darstellung.
DÜSSELDORF Das Theatermuseum im Hofgärtnerhaus ist derzeit ganz auf Zukunft eingestellt. Seit knapp zwei Monaten zeigt man dort eine Ausstellung mit dem Titel „Viral Theatres: Pandemic Past/Hybrid Futures“. Das Schlüsselwort des sperrigen Themas ist die Pandemie. Die Angst vor dem Coronavirus führte im März 2020 zur Schließung aller kulturellen Einrichtungen mit Publikum. Eine Katastrophe für Schauspielund Opernhäuser, für kleine und große Theater gleichermaßen. Eigentlich für alle, die für ihre Kreativität den Kontakt mit daran interessierten Menschen brauchen.
Gerade diese Kreativität aber trug in der Krise neue Früchte. Bei einem runden Tisch zur Theaterarbeit in und nach der Pandemie zeigte sich, dass bereits Wochen nach dem regierungsamtlichen Lockdown über neue Formate der Darstellungskunst gebrütet wurde. Es war die Stunde der „Digital Natives“, jener Menschen also, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind und denen die Kultur bislang nur kleinere Unterstützungsrollen zugewiesen hatte. Ramona Mosse, Theaterwissenschaftlerin aus Berlin, brachte die neue Kunstform auf den Punkt: „Wir wollten ein digitales Theatererlebnis schaffen, ein geografisch entgrenztes, globales Theater.“Ihr
Kollege Christian Stein, der für das Gespräch aus dem argentinischen Buenos Aires zugeschaltet war, ergänzte: „Die Pandemie bot uns die Chance, aus bestehenden Bahnen experimentell auszubrechen.“
Von Anfang an war allen Kreativen bewusst, dass der Erfolg nur über Kooperationen erreichbar war. Leichter gesagt als getan, wie sich bei dem Gespräch am Beispiel des Düsseldorfer Forums Freies Theater und der Deutschen Oper am Rhein zeigte. Jens Breder und Katja Grawinkel-Classen als Vertreter dieser beiden Häuser staunen noch immer, dass aus der völligen Gegensätzlichkeit eine fruchtbare Zusammenarbeit entstand.