Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Von A wie Anis bis Z wie Zimt
In keiner Jahreszeit sind Gewürze so wichtig wie im Advent. Sie geben nicht nur Glühwein und Lebkuchenhaus das besondere Aroma, auch in deftige Speisen gehören die Stangen und Nüsse. Was jetzt in der Küche nicht fehlen darf.
MÜNCHEN/BONN (kna) Die meisten Menschen verbinden mit dem TÜV vor allem Autos und TechnikSiegel. Doch der 1866 gegründete Technische Überwachungsverein befasst sich mit mehr als neuen Technologien – beispielsweise mit der Nutzung von Gewürzen für Adventsund Weihnachtsgebäck. Anis, Kardamom, Ingwer und Co. sind, darauf wies der TÜV-Süd hin, empfindliche Aromen, die leicht verfliegen. Das hängt mit ihrem hohen Anteil an ätherischen Ölen zusammen, die „wasserdampfflüchtig“sind: Bei Erwärmung – insbesondere bei Heißgetränken – gehen sie mit dem Wasserdampf verloren.
„In einen Punsch gibt man die Gewürze am besten erst kurz vor dem Einschenken hinzu“, heißt es. Zimt in Form gerollter Rinden erhält sein Aroma allerdings lang, sodass er in gebrochenen Stücken langsam im Punsch mitziehen kann. Adventsgewürze sollten – so der Ratschlag der Experten – vor allem frisch sein. Generell gilt, dass die adventlichen Gewürze lieber als ganze Samen, Nüsse, Rinden oder Kapseln eingekauft und erst kurz vor der Nutzung zerkleinert, zerreiben oder zerstoßen werden. So entfalten sie den Großteil ihrer aromatischen Wirkung ganz frisch. Hier ein Überblick über die Klassiker in Adventsgewürzschrank:
Anis Ursprünglich stammt er aus dem östlichen Mittelmeergebiet, heute stellen Russland, Afrika, Mittelamerika und Italien wichtige Anbauregionen dar. Der süßlich-herbe Geschmack erinnert an Lakritz. Besonders populär sind die Früchte in Backstuben: Schon seit der Antike wird Anis als Brot- und Kuchengewürz verwendet. Zahlreiche alkoholische Getränke beziehen ihr Aroma von Anis: griechischer Ouzo zum Beispiel oder französischer Pernod. Anis dominiert als Gewürz in Gerichten recht schnell, deshalb genügen meist schon kleine Mengen.
Kardamom Das Gewürz stammt ursprünglich aus Guatemala, Sri Lanka und Indien. Kardamom zählt zu den Ingwer-Gewächsen. Geerntet werden die Fruchtkapseln, kurz bevor sie aufspringen. Sie kommen in Schwarz, Grün und Weiß vor, wobei vorwiegend der aromatische Grüne Kardamom in der Küche genutzt wird. Als Gewürz verwendet man die kleinen Samenkörner des Kardamoms, die in den Kapseln sitzen. Sie sind fester Bestandteil der Weihnachtsbäckerei und finden sich in Spekulatius, Lebkuchen oder Glühwein. Kardamom harmoniert gut mit Süßspeisen – zum Beispiel mit Obstsalat, Konfitüren, Cremes oder Milchreis.
Ingwer Ihren Ursprung hat die Wurzel in China und Indien, aber auch in Jamaika, Nigeria, Japan und Brasilien wird sie angebaut. In China und Indien
wurde Ingwer schon vor 5000 Jahren als Gewürz und Heilmittel verwendet. Bei den Römern galt der Besitz als Zeichen von Wohlstand. Ingwerpulver ist unentbehrlich in der Weihnachtsbäckerei und verleiht Stollen oder Lebkuchen eine würzige Note. Ingwerbrot und Lebkuchen werden für die beliebten Lebkuchenhäuser benutzt. Weil seine Schärfe wärmend wirkt, eignet Ingwer sich hervorragend, um aus der frischen Wurzel einen Tee zuzubereiten. In Kombination mit Honig und Zitrone
hilft er bei Erkältungen und Halsentzündungen.
Muskatnuss Die Muskatnuss war ursprünglich auf den indonesischen Molukken (auch Gewürzinseln genannt) beheimatet. Heute sind Indonesien und die kleine Antilleninsel Grenada Hauptproduzenten. Der deutsche Name Muskatnuss entstand aus der lateinischen Bezeichnung nux moschata, was übersetzt moschusduftende Nuss bedeutet. Über arabische Händler gelangte die Muskatnuss bereits im Mittelalter nach Mitteleuropa. Dort galt sie im Kreis der Mächtigen und Reichen als Statussymbol. Die Muskatnuss wird überwiegend als Küchengewürz verwendet. Bei Gerichten wie Kartoffelbrei, Béchamel-Soße oder Lebkuchen ist sie kaum wegzudenken. Sie verfeinert aber auch Spinat, Rotkohl, Brühen, Hackfleisch, Eiergerichte und Käsesoßen. An zahlreichen Süßspeisen macht sich Muskat ebenfalls gut: Sei es an Weihnachtsgebäck, Apfel-, Birnen- oder Pflaumenkompott, heißer Vanillesoße oder Reisnachtischen. Getränken wie Glühwein oder Punsch kann Muskatnuss ein feine Note verleihen.
Vanille Als Vanille wird die getrocknete Fruchtkapsel einer im südlichen Mexiko und in Guatemala beheimateten Kletterorchidee bezeichnet. 1519 brachte der Spanier Hernán Cortés das Gewürz nach Europa. Heute wird die Vanille liefernde Orchidee vor allem in den ehemals französischen Kolonien im Indischen Ozean wie Madagaskar, Reunion (früher Bourbon) und den Komoren kultiviert. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wird Vanillin ebenfalls industriell hergestellt. Vanille würzt Pudding, Cremes, Obstkompott, Quark- und Joghurtspeisen, Eiscreme, süße Aufläufe, Punsch, Kaffee, heiße Schokolade und Kakao. Sie ist unentbehrlich bei Marmeladen, süßen Suppen und Soßen sowie Gebäck und Kuchen, passt aber auch zu pikanten Geflügel- und Kalbsfleischgerichten.
Zimt Die getrocknete innere Rinde des Zimtbaums, der zu den Lorbeergewächsen gehört, zählt zu den ältesten Aromastoffen der Welt. Unterschiedliche Zimt-Arten stammen aus China, Sri Lanka und Indonesien. Schon vor mehr als 4000 Jahren wurde Zimt in der chinesischen Küche verwendet. Die Ägypter benutzten Zimt vornehmlich, um ihre Mumien damit einzubalsamieren. Zimt verwendet man gemahlen, als ganze Stange oder in Stücke gebrochen. Als ganze Stange oder Bruch ist er in Kompott, Soßen, Milch- und Obstsuppen, aber auch Wildragouts, Punsch, Glühwein, Rumtopf und eingelegten Früchten zu finden. Gemahlen würzt das Pulver Milchreis und Bratäpfel, aber auch Lammund Geflügelgerichte. Der Kruste eines Schweinebratens gibt Zimt eine besonders delikate Note.