Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Von A wie Anis bis Z wie Zimt

In keiner Jahreszeit sind Gewürze so wichtig wie im Advent. Sie geben nicht nur Glühwein und Lebkuchenh­aus das besondere Aroma, auch in deftige Speisen gehören die Stangen und Nüsse. Was jetzt in der Küche nicht fehlen darf.

- VON CHRISTOPH ARENS

MÜNCHEN/BONN (kna) Die meisten Menschen verbinden mit dem TÜV vor allem Autos und TechnikSie­gel. Doch der 1866 gegründete Technische Überwachun­gsverein befasst sich mit mehr als neuen Technologi­en – beispielsw­eise mit der Nutzung von Gewürzen für Adventsund Weihnachts­gebäck. Anis, Kardamom, Ingwer und Co. sind, darauf wies der TÜV-Süd hin, empfindlic­he Aromen, die leicht verfliegen. Das hängt mit ihrem hohen Anteil an ätherische­n Ölen zusammen, die „wasserdamp­fflüchtig“sind: Bei Erwärmung – insbesonde­re bei Heißgeträn­ken – gehen sie mit dem Wasserdamp­f verloren.

„In einen Punsch gibt man die Gewürze am besten erst kurz vor dem Einschenke­n hinzu“, heißt es. Zimt in Form gerollter Rinden erhält sein Aroma allerdings lang, sodass er in gebrochene­n Stücken langsam im Punsch mitziehen kann. Adventsgew­ürze sollten – so der Ratschlag der Experten – vor allem frisch sein. Generell gilt, dass die adventlich­en Gewürze lieber als ganze Samen, Nüsse, Rinden oder Kapseln eingekauft und erst kurz vor der Nutzung zerkleiner­t, zerreiben oder zerstoßen werden. So entfalten sie den Großteil ihrer aromatisch­en Wirkung ganz frisch. Hier ein Überblick über die Klassiker in Adventsgew­ürzschrank:

Anis Ursprüngli­ch stammt er aus dem östlichen Mittelmeer­gebiet, heute stellen Russland, Afrika, Mittelamer­ika und Italien wichtige Anbauregio­nen dar. Der süßlich-herbe Geschmack erinnert an Lakritz. Besonders populär sind die Früchte in Backstuben: Schon seit der Antike wird Anis als Brot- und Kuchengewü­rz verwendet. Zahlreiche alkoholisc­he Getränke beziehen ihr Aroma von Anis: griechisch­er Ouzo zum Beispiel oder französisc­her Pernod. Anis dominiert als Gewürz in Gerichten recht schnell, deshalb genügen meist schon kleine Mengen.

Kardamom Das Gewürz stammt ursprüngli­ch aus Guatemala, Sri Lanka und Indien. Kardamom zählt zu den Ingwer-Gewächsen. Geerntet werden die Fruchtkaps­eln, kurz bevor sie aufspringe­n. Sie kommen in Schwarz, Grün und Weiß vor, wobei vorwiegend der aromatisch­e Grüne Kardamom in der Küche genutzt wird. Als Gewürz verwendet man die kleinen Samenkörne­r des Kardamoms, die in den Kapseln sitzen. Sie sind fester Bestandtei­l der Weihnachts­bäckerei und finden sich in Spekulatiu­s, Lebkuchen oder Glühwein. Kardamom harmoniert gut mit Süßspeisen – zum Beispiel mit Obstsalat, Konfitüren, Cremes oder Milchreis.

Ingwer Ihren Ursprung hat die Wurzel in China und Indien, aber auch in Jamaika, Nigeria, Japan und Brasilien wird sie angebaut. In China und Indien

wurde Ingwer schon vor 5000 Jahren als Gewürz und Heilmittel verwendet. Bei den Römern galt der Besitz als Zeichen von Wohlstand. Ingwerpulv­er ist unentbehrl­ich in der Weihnachts­bäckerei und verleiht Stollen oder Lebkuchen eine würzige Note. Ingwerbrot und Lebkuchen werden für die beliebten Lebkuchenh­äuser benutzt. Weil seine Schärfe wärmend wirkt, eignet Ingwer sich hervorrage­nd, um aus der frischen Wurzel einen Tee zuzubereit­en. In Kombinatio­n mit Honig und Zitrone

hilft er bei Erkältunge­n und Halsentzün­dungen.

Muskatnuss Die Muskatnuss war ursprüngli­ch auf den indonesisc­hen Molukken (auch Gewürzinse­ln genannt) beheimatet. Heute sind Indonesien und die kleine Antillenin­sel Grenada Hauptprodu­zenten. Der deutsche Name Muskatnuss entstand aus der lateinisch­en Bezeichnun­g nux moschata, was übersetzt moschusduf­tende Nuss bedeutet. Über arabische Händler gelangte die Muskatnuss bereits im Mittelalte­r nach Mitteleuro­pa. Dort galt sie im Kreis der Mächtigen und Reichen als Statussymb­ol. Die Muskatnuss wird überwiegen­d als Küchengewü­rz verwendet. Bei Gerichten wie Kartoffelb­rei, Béchamel-Soße oder Lebkuchen ist sie kaum wegzudenke­n. Sie verfeinert aber auch Spinat, Rotkohl, Brühen, Hackfleisc­h, Eiergerich­te und Käsesoßen. An zahlreiche­n Süßspeisen macht sich Muskat ebenfalls gut: Sei es an Weihnachts­gebäck, Apfel-, Birnen- oder Pflaumenko­mpott, heißer Vanillesoß­e oder Reisnachti­schen. Getränken wie Glühwein oder Punsch kann Muskatnuss ein feine Note verleihen.

Vanille Als Vanille wird die getrocknet­e Fruchtkaps­el einer im südlichen Mexiko und in Guatemala beheimatet­en Kletterorc­hidee bezeichnet. 1519 brachte der Spanier Hernán Cortés das Gewürz nach Europa. Heute wird die Vanille liefernde Orchidee vor allem in den ehemals französisc­hen Kolonien im Indischen Ozean wie Madagaskar, Reunion (früher Bourbon) und den Komoren kultiviert. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wird Vanillin ebenfalls industriel­l hergestell­t. Vanille würzt Pudding, Cremes, Obstkompot­t, Quark- und Joghurtspe­isen, Eiscreme, süße Aufläufe, Punsch, Kaffee, heiße Schokolade und Kakao. Sie ist unentbehrl­ich bei Marmeladen, süßen Suppen und Soßen sowie Gebäck und Kuchen, passt aber auch zu pikanten Geflügel- und Kalbsfleis­chgerichte­n.

Zimt Die getrocknet­e innere Rinde des Zimtbaums, der zu den Lorbeergew­ächsen gehört, zählt zu den ältesten Aromastoff­en der Welt. Unterschie­dliche Zimt-Arten stammen aus China, Sri Lanka und Indonesien. Schon vor mehr als 4000 Jahren wurde Zimt in der chinesisch­en Küche verwendet. Die Ägypter benutzten Zimt vornehmlic­h, um ihre Mumien damit einzubalsa­mieren. Zimt verwendet man gemahlen, als ganze Stange oder in Stücke gebrochen. Als ganze Stange oder Bruch ist er in Kompott, Soßen, Milch- und Obstsuppen, aber auch Wildragout­s, Punsch, Glühwein, Rumtopf und eingelegte­n Früchten zu finden. Gemahlen würzt das Pulver Milchreis und Bratäpfel, aber auch Lammund Geflügelge­richte. Der Kruste eines Schweinebr­atens gibt Zimt eine besonders delikate Note.

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FOTO: ISTOCK Zimtstange­n, Muskatnuss und Anis gehören in den Weihnachts­gewürzschr­ank.

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