Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Verkehrsto­te im Jahr 2022

Fachleute prognostiz­ieren einen Anstieg um neun Prozent. Die zweitmeist­en Opfer gab es bislang in NRW.

- VON SINA ZEHRFELD

WIESBADEN/DÜSSELDORF Es sterben wieder mehr Menschen im Straßenver­kehr. Nach den Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s hat es in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum von Januar bis Ende September dieses Jahres 338 Verkehrsto­te gegeben. Das ist im bundesweit­en Vergleich der zweithöchs­te Wert: Nur in Bayern starben nach dieser Statistik mit 383 Personen mehr Menschen.

Bei der Zahl der Verunglück­ten insgesamt – das umfasst auch alle Leicht- und Schwerverl­etzten – liegt Nordrhein-Westfalen demnach mit mehr als 56.700 registrier­ten Fällen auf einem traurigen ersten Platz. Das bedeutet: Mehr als jeder fünfte Mensch, der bis Ende September im deutschen Straßenver­kehr verletzt wurde, erfuhr dieses Schicksal in Nordrhein-Westfalen. Allerdings ist NRW auch das bevölkerun­gsreichste Bundesland mit entspreche­ndem Verkehrsau­fkommen.

Alle Zahlen sind vorläufig. Das Statistisc­he Bundesamt greift nach eigener Auskunft für seine Berechnung­en auf Werte zurück, die die Bundesländ­er ihm bis Mitte November geliefert haben. Basierend darauf prognostiz­iert die Behörde nun, dass es in diesem Jahr in ganz Deutschlan­d voraussich­tlich etwa 2790 Verkehrsto­te geben wird. Das wären 220 Opfer und neun Prozent mehr als 2021. Die Zahl der Verletzten wird den Schätzunge­n nach ebenfalls um rund neun Prozent und 30.000 Betroffene auf etwa 353.000 Personen steigen. Insgesamt gehen die Fachleute fürs gesamte Jahr von mehr als 2,4 Millionen Unfällen auf deutschen Straßen aus.

Allerdings gab es 2021 auch einen historisch­en Tiefstand bei den Verkehrsun­fällen und -toten. Vor allem, weil wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Im Jahr 2019, das von der Pandemie noch unbeeinflu­sst war, registrier­te die Polizei knapp 2,7 Millionen Unfälle, bei denen 3046 Menschen zu Tode kamen.

Tendenziel­l wird der Straßenver­kehr seit einem Höchststan­d an Unfallopfe­rn im Jahr 1970 immer sicherer. So waren in jenem Jahr mehr als 21.300 Menschen ums Leben gekommen. 1985 hatte sich die Zahl etwa halbiert, und bis zur Mitte der 2000er-Jahre wiederholt­e sich das erneut. Diskussion­en darum, wie der Verlust von Menschenle­ben vermieden werden kann, werden fortlaufen­d geführt. Die NRW-Landesregi­erung will das Verkehrssi­cherheitsp­rogramm 2020 überarbeit­en und neu auflegen, wie eine Sprecherin des Verkehrsmi­nisteriums mitteilte. Dieses Ziel ist im Koalitions­vertrag festgelegt. Einen Zeitplan dafür gebe es derzeit aber nicht.

Die politische Opposition hat konkrete Vorschläge. „Für mehr Sicherheit kann ein Tempolimit auf der Autobahn sorgen. Häufig ist Rasen der Grund für Unfälle. Schon auf Landstraße­n und innerorts haben Tempolimit­s für mehr Sicherheit gesorgt“, sagte Christina Kampmann, innenpolit­ische Sprecherin der SPD-Fraktion im Düsseldorf­er Landtag. „Auf der Autobahn können wir so gleich zwei Ziele erreichen: Klimaschut­z und Sicherheit.“Außerdem müssten Unfallschw­erpunkte identifizi­ert werden.

Bis zum Jahresende werden voraussich­tlich etwa 2790 Menschen zu Tode gekommen sein

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