Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Letzter Tag bei „Sport Haase“
Das Fachgeschäft auf der Furth schließt Samstag endgültig, doch damit ist die Arbeit der beiden Inhaberinnen noch nicht beendet. Sie müssen dann überlegen, was aus ihrem Laden wird, und verfolgen unterschiedliche Ideen.
NORDSTADT Wer heute ein Geschäft aufgibt, dreht nach dem letzten Öffnungstag nicht einfach den Schlüssel um und setzt sich aufs Sofa. Das wissen auch die Schwestern Angelika Haase-Klebsch und Ingrid Haase-Lettgen, die am Samstag (10.) das 1959 gegründete Fachgeschäft „Sport Haase“endgültig schließen, aber bis Ende März noch mit der Abwicklung beschäftigt sein werden. Das Büro ist aufzulösen, mit dem Notar einiges zu klären – und eine Antwort auf die Frage zu finden, was mit dem Ladenlokal werden wird.
„Einzelhandel wohl nicht“, sagt Haase-Klebsch, die mit ihrer Schwester derzeit viele Ideen diskutiert. Dazu gehören auch die Einrichtung einer Wohnung oder gar einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung. Denn die Geschäftsräume sind barrierefrei und verfügen über Parkplätze direkt hinter dem Haus. Mit 260 Quadratmetern Fläche, davon aber einige als Lager und Büro im Keller, ist der Laden zu klein für heute gängige Einzelhandelskonzepte.
Seit eineinhalb Jahren wissen die heute 68 und 64 Jahre alten Schwestern, dass sie nun in die Rente wechseln. Ihre Angestellten haben sie früh in ihre Pläne eingeweiht, ohne damit aber Abwanderungstendenzen auszulösen. Alle blieben. Die Kunden erfuhren von der Geschäftsaufgabe, als die ersten Preise purzelten. Reaktionen? „Viele waren erschrocken“, sagt Haase-Klebsch, die glaubt, dass es für einige Stammkunden schwer werden wird.
Denn Sport Haase deckte nicht nur eine große Bandbreite ab – bis hin zum Reha-Sport – sondern war auch immer präsent. Für Konzerne wie den Sportartikelhersteller Nike mögen Geschäfte wie Sport Haase angesichts des Jahresumsatzes nicht relevant gewesen sein, sagt HaaseLettgen. „Für unsere Kunden waren wir es schon.“Etwa wenn einem Tennisspieler nur Stunden vor einem Match die Saite riss und Haase noch eine neue Schlägerbespannung möglich machte. Das machte bis zuletzt gerne Heinz Haase, der inzwischen über 90 Jahre alte Firmengründer. Er lebt über der Wohnung und stellt sich in die Werkstatt, wenn Not am Mann ist.
1959 hatten sich Heinz und Aenne
Haase selbstständig gemacht. In einem kleinen Anbau des Hauses Venloer Straße 62 richteten sie eine Werkstatt für orthopädische Schäfte und Lederbekleidung ein. 1964 wurde im Vorderhaus ein Ladenlokal eröffnet, wo die Eheleute – er ein Handwerker mit Meisterbrief, sie eine Einzelhandelskauffrau – auch Koffer, Taschen und Lederwaren mit ins Sortiment nahmen. Erst 1970 erfolgte die Umwandlung in „Sport Haase“, das 1981 an der Venloer Straße 70 neue Räume bezog.
Angetrieben wurde die Umwandlung durch die Tennisbegeisterung des Inhabers. Und als in den 1980er Jahren der weiße Sport auch in Neuss boomte, wuchs Sport Haase mit. Denn was zum Tennis nötig war, fand man auf der Furth – Service wie Schlägerbespannungen inklusive.
Aber jetzt läuft der Räumungsausverkauf. Für einen Teil der noch verfügbaren Artikel hätten sich schon Kollegen interessiert, sagen die Schwestern. Den Rest müssten sie wohl am Ende einem Aufkäufer überlassen. „Das wäre schlimm“, sagt Haase-Klebsch. „Ich schätze meine Ware“fügt sie hinzu – und will die nicht verramscht sehen.