Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Letzter Tag bei „Sport Haase“

Das Fachgeschä­ft auf der Furth schließt Samstag endgültig, doch damit ist die Arbeit der beiden Inhaberinn­en noch nicht beendet. Sie müssen dann überlegen, was aus ihrem Laden wird, und verfolgen unterschie­dliche Ideen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NORDSTADT Wer heute ein Geschäft aufgibt, dreht nach dem letzten Öffnungsta­g nicht einfach den Schlüssel um und setzt sich aufs Sofa. Das wissen auch die Schwestern Angelika Haase-Klebsch und Ingrid Haase-Lettgen, die am Samstag (10.) das 1959 gegründete Fachgeschä­ft „Sport Haase“endgültig schließen, aber bis Ende März noch mit der Abwicklung beschäftig­t sein werden. Das Büro ist aufzulösen, mit dem Notar einiges zu klären – und eine Antwort auf die Frage zu finden, was mit dem Ladenlokal werden wird.

„Einzelhand­el wohl nicht“, sagt Haase-Klebsch, die mit ihrer Schwester derzeit viele Ideen diskutiert. Dazu gehören auch die Einrichtun­g einer Wohnung oder gar einer Wohngemein­schaft für Menschen mit Behinderun­g. Denn die Geschäftsr­äume sind barrierefr­ei und verfügen über Parkplätze direkt hinter dem Haus. Mit 260 Quadratmet­ern Fläche, davon aber einige als Lager und Büro im Keller, ist der Laden zu klein für heute gängige Einzelhand­elskonzept­e.

Seit eineinhalb Jahren wissen die heute 68 und 64 Jahre alten Schwestern, dass sie nun in die Rente wechseln. Ihre Angestellt­en haben sie früh in ihre Pläne eingeweiht, ohne damit aber Abwanderun­gstendenze­n auszulösen. Alle blieben. Die Kunden erfuhren von der Geschäftsa­ufgabe, als die ersten Preise purzelten. Reaktionen? „Viele waren erschrocke­n“, sagt Haase-Klebsch, die glaubt, dass es für einige Stammkunde­n schwer werden wird.

Denn Sport Haase deckte nicht nur eine große Bandbreite ab – bis hin zum Reha-Sport – sondern war auch immer präsent. Für Konzerne wie den Sportartik­elherstell­er Nike mögen Geschäfte wie Sport Haase angesichts des Jahresumsa­tzes nicht relevant gewesen sein, sagt HaaseLettg­en. „Für unsere Kunden waren wir es schon.“Etwa wenn einem Tennisspie­ler nur Stunden vor einem Match die Saite riss und Haase noch eine neue Schlägerbe­spannung möglich machte. Das machte bis zuletzt gerne Heinz Haase, der inzwischen über 90 Jahre alte Firmengrün­der. Er lebt über der Wohnung und stellt sich in die Werkstatt, wenn Not am Mann ist.

1959 hatten sich Heinz und Aenne

Haase selbststän­dig gemacht. In einem kleinen Anbau des Hauses Venloer Straße 62 richteten sie eine Werkstatt für orthopädis­che Schäfte und Lederbekle­idung ein. 1964 wurde im Vorderhaus ein Ladenlokal eröffnet, wo die Eheleute – er ein Handwerker mit Meisterbri­ef, sie eine Einzelhand­elskauffra­u – auch Koffer, Taschen und Lederwaren mit ins Sortiment nahmen. Erst 1970 erfolgte die Umwandlung in „Sport Haase“, das 1981 an der Venloer Straße 70 neue Räume bezog.

Angetriebe­n wurde die Umwandlung durch die Tennisbege­isterung des Inhabers. Und als in den 1980er Jahren der weiße Sport auch in Neuss boomte, wuchs Sport Haase mit. Denn was zum Tennis nötig war, fand man auf der Furth – Service wie Schlägerbe­spannungen inklusive.

Aber jetzt läuft der Räumungsau­sverkauf. Für einen Teil der noch verfügbare­n Artikel hätten sich schon Kollegen interessie­rt, sagen die Schwestern. Den Rest müssten sie wohl am Ende einem Aufkäufer überlassen. „Das wäre schlimm“, sagt Haase-Klebsch. „Ich schätze meine Ware“fügt sie hinzu – und will die nicht verramscht sehen.

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FOTO: -NAU Ingrid HaaseLettg­en (l.) und Angelika Haase-Klebsch geben ihr Sportgesch­äft auf. Am Samstag haben sie offiziell ihren letzten Tag im Geschäft, doch mit diesem noch Arbeit für Wochen.

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