Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So wappnet sich Kaarst für einen Blackout

Wie können Baubetrieb­shof, Ordnungsam­t und Feuerwehr auch ohne Strom aus der Steckdose weiter arbeiten? Diese und weitere Ernstfall-Szenarien hat die Stadt durchgespi­elt und jetzt im Hauptaussc­huss vorgestell­t.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Wenn das Jahr nicht schon so weit fortgeschr­itten wäre, hätte „Leuchttürm­e“das Zeug zum Wort des Jahres. Es taucht in letzter Zeit immer häufiger und immer dann auf, wenn Städte und Landkreise sich auf eine Notfallvor­sorge bedingt durch länger anhaltende­n Stromausfa­ll vorbereite­n. Das geschieht auch in Kaarst. Im Hauptaussc­huss beschrieb der Abteilungs­leiter für den Bereich Feuerwehr, Andreas Kalla, die Abläufe, soweit sie zurzeit schon feststehen.

Ohne Strom ist es nicht nur dunkel, im Haus zu kalt und im Kühlschran­k zu warm, da funktionie­ren auch keine Mobiltelef­one. „Wir bereiten uns auf alle möglichen Lagen vor, die eintreten können“, verriet Kalla. Das könnten technische Defekte sein, hervorgeru­fen durch Unfälle, Unwetter, gezielte Abschaltun­gen, aber auch durch Sabotage. „Es wird immer wahrschein­licher, dass der Strom mal weg ist“, sagte Andreas

„Wir bereiten uns auf alle möglichen Lagen vor, die eintreten können“Andreas Kalla Feuerwehr-Chef

Kalla. An Aufwärmräu­me wird derzeit noch nicht gedacht. Baubetrieb­shof, Ordnungsam­t und Feuerwehr müssen auch ohne Strom aus der Steckdose weiter arbeiten können. Um dies sicherstel­len zu können, muss eine Notstromve­rsorgung auf Akku-Basis aufgebaut werden. Die „Leuchttürm­e“werden kleine Zelte mit Sitzmöglic­hkeiten sein, alles, was dort gebraucht wird, wird in kleinen Anhängern gelagert. Die Bürger können über Lautsprech­eranlagen informiert werden. Die Feuerwehr wird im Fall der Fälle ihre Funkanlage aufbauen und es sollen auch Satelliten­telefone eine Rolle spielen, sie wären von einem Stromausfa­ll nicht betroffen.

Christof Rausch (AfD) wollte wissen, wie es mit den Kraftstoff­reserven für die Einsatzfah­rzeuge aussieht. „Auf dem Baubetrieb­shof und bei der Feuerwehr lagern jeweils 2000 Liter, bei den Landwirten bis 4000 Liter“, erfuhren die Ausschussm­itglieder. „Bei einem Stromausfa­ll werden wir nach einer halben Stunde aktiv“, sagte Kalla. Und er erklärte, dass der Rhein-Kreis maßgeblich beteiligt sei. Doch wo sind die Leuchttürm­e, was soll man bei medizinisc­hen Notfällen tun, wenn das Telefon nicht funktionie­rt? Die Bürger in Kaarst sollen bereits im Vorfeld informiert werden. „Diesen Flyer sollte man sich an die Kühlschran­ktür

kleben“, riet der Feuerwehrc­hef.

„Wegen des Kraftstoff­s kann man mit uns verhandeln“, sagte Heiner Hannen von den Grünen. Dezernent Sebastian Semmler deutete an, wie komplex das Thema ist: „Wir müssen sehr viel Personal schulen und es ist zu überlegen, wie wir das personell stemmen.“Der eingeschrä­nkte Verwaltung­sapparat müsse rund um die Uhr funktionie­ren, um beispielsw­eise bei Kindeswohl­gefährdung einschreit­en zu können. „Es scheint uns ratsam, die Alten- und Pflegeheim­e mit einzubezie­hen“, sagte Hildegard Kuhlmeier (SPD). Kalla antwortete folgendes: „Die Altenheime

müssen sich eigenständ­ig auf eine Mangellage vorbereite­n.“Die Frage, wie es denn weitergehe nach 72 Stunden und unveränder­ter Mangellage, wurde von Marcel Finger (CDU) gestellt. „Wir bleiben kommunikat­ionsfähig, werden die Akkus an den Notstromag­gregaten aufladen“, erklärte Andreas Kalla. Die Feuerwehr werde den Aufbau der Notfallver­sorgung leisten, um die laufenden Aufgaben an städtische Bedienstet­e möglichst schnell zu übertragen. Kalla geht davon aus, dass die Feuerwehr Prioritäte­n setzen muss. „Wir reden über einen hoffentlic­h abstrakten Fall“, erklärte Sebastian Semmler.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Blackout ist eine plötzlich auftretend­e großflächi­ge Störung im Stromnetz.
FOTO: DPA Ein Blackout ist eine plötzlich auftretend­e großflächi­ge Störung im Stromnetz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany