Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
So wappnet sich Kaarst für einen Blackout
Wie können Baubetriebshof, Ordnungsamt und Feuerwehr auch ohne Strom aus der Steckdose weiter arbeiten? Diese und weitere Ernstfall-Szenarien hat die Stadt durchgespielt und jetzt im Hauptausschuss vorgestellt.
KAARST Wenn das Jahr nicht schon so weit fortgeschritten wäre, hätte „Leuchttürme“das Zeug zum Wort des Jahres. Es taucht in letzter Zeit immer häufiger und immer dann auf, wenn Städte und Landkreise sich auf eine Notfallvorsorge bedingt durch länger anhaltenden Stromausfall vorbereiten. Das geschieht auch in Kaarst. Im Hauptausschuss beschrieb der Abteilungsleiter für den Bereich Feuerwehr, Andreas Kalla, die Abläufe, soweit sie zurzeit schon feststehen.
Ohne Strom ist es nicht nur dunkel, im Haus zu kalt und im Kühlschrank zu warm, da funktionieren auch keine Mobiltelefone. „Wir bereiten uns auf alle möglichen Lagen vor, die eintreten können“, verriet Kalla. Das könnten technische Defekte sein, hervorgerufen durch Unfälle, Unwetter, gezielte Abschaltungen, aber auch durch Sabotage. „Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Strom mal weg ist“, sagte Andreas
„Wir bereiten uns auf alle möglichen Lagen vor, die eintreten können“Andreas Kalla Feuerwehr-Chef
Kalla. An Aufwärmräume wird derzeit noch nicht gedacht. Baubetriebshof, Ordnungsamt und Feuerwehr müssen auch ohne Strom aus der Steckdose weiter arbeiten können. Um dies sicherstellen zu können, muss eine Notstromversorgung auf Akku-Basis aufgebaut werden. Die „Leuchttürme“werden kleine Zelte mit Sitzmöglichkeiten sein, alles, was dort gebraucht wird, wird in kleinen Anhängern gelagert. Die Bürger können über Lautsprecheranlagen informiert werden. Die Feuerwehr wird im Fall der Fälle ihre Funkanlage aufbauen und es sollen auch Satellitentelefone eine Rolle spielen, sie wären von einem Stromausfall nicht betroffen.
Christof Rausch (AfD) wollte wissen, wie es mit den Kraftstoffreserven für die Einsatzfahrzeuge aussieht. „Auf dem Baubetriebshof und bei der Feuerwehr lagern jeweils 2000 Liter, bei den Landwirten bis 4000 Liter“, erfuhren die Ausschussmitglieder. „Bei einem Stromausfall werden wir nach einer halben Stunde aktiv“, sagte Kalla. Und er erklärte, dass der Rhein-Kreis maßgeblich beteiligt sei. Doch wo sind die Leuchttürme, was soll man bei medizinischen Notfällen tun, wenn das Telefon nicht funktioniert? Die Bürger in Kaarst sollen bereits im Vorfeld informiert werden. „Diesen Flyer sollte man sich an die Kühlschranktür
kleben“, riet der Feuerwehrchef.
„Wegen des Kraftstoffs kann man mit uns verhandeln“, sagte Heiner Hannen von den Grünen. Dezernent Sebastian Semmler deutete an, wie komplex das Thema ist: „Wir müssen sehr viel Personal schulen und es ist zu überlegen, wie wir das personell stemmen.“Der eingeschränkte Verwaltungsapparat müsse rund um die Uhr funktionieren, um beispielsweise bei Kindeswohlgefährdung einschreiten zu können. „Es scheint uns ratsam, die Alten- und Pflegeheime mit einzubeziehen“, sagte Hildegard Kuhlmeier (SPD). Kalla antwortete folgendes: „Die Altenheime
müssen sich eigenständig auf eine Mangellage vorbereiten.“Die Frage, wie es denn weitergehe nach 72 Stunden und unveränderter Mangellage, wurde von Marcel Finger (CDU) gestellt. „Wir bleiben kommunikationsfähig, werden die Akkus an den Notstromaggregaten aufladen“, erklärte Andreas Kalla. Die Feuerwehr werde den Aufbau der Notfallversorgung leisten, um die laufenden Aufgaben an städtische Bedienstete möglichst schnell zu übertragen. Kalla geht davon aus, dass die Feuerwehr Prioritäten setzen muss. „Wir reden über einen hoffentlich abstrakten Fall“, erklärte Sebastian Semmler.