Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nicht mit zweierlei Maß messen
Seit Jahrzehnten bin ich absoluter Fan der Unterhaltungssendung „Wetten, das...?“, und freute mich auch kürzlich wieder auf die angekündigten Weltstars, auf grandiose Künstler und natürlich auch auf die spektakulären Wetten. Das Programm war wieder fantastisch, Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker führten professionell durch die Sendung, auch ausnahmslos alle Wetten waren wirklich erstklassig und die Wettkandidaten top vorbereitet. Jeder Wettkandidat hatte die gleiche Chance auf den Titel Wettkönig bzw. -königin. Nicht in dieser Sendung! Als einem Wettkandidaten im Vorfeld die Gelegenheit gegeben wurde, zu erklären, dass er seinen Wettgewinn für die Erhaltung des Dorfes Lützerath spenden wird, waren die Chancengleichheit und auch die Fairness gegenüber den anderen Wettkandidaten nur noch leere Worthülsen; was das Wahlergebnis auch deutlich zeigte. Politische Einflussnahmen gehören nicht in solche Unterhaltssendungen und gehen nur zulasten Unbeteiligter, und deren Enttäuschung kann ich vollends nachvollziehen.
Man kann sicherlich die Position einnehmen, dass eine FußballWeltmeisterschaft
nicht nach Katar vergeben werden sollte, da dort die Menschenrechte, wenn überhaupt, nur sehr dürftig Beachtung finden. Soll man aber deshalb die Spiele nicht schauen, den ganzen „Zirkus“boykottieren? Dann dürfte man konsequenterweise auch keine Güter aus China kaufen oder dorthin verkaufen. Man dürfte mit Russland keinerlei Handel treiben und keine Lohnarbeiten in Myanmar durchführen lassen. Es ist schon eine Art von Heuchelei, wenn man das eine verurteilt und das andere billigend in Kauf nimmt, da ja davon unser Wohlergehen in hohem Maße abhängt. Mein Fazit ist dieses, dass man bitte nicht mit zweierlei Maß messen sollte!
Bei der Ablösung seinerzeit von Sepp Blatter dachte ich wirklich, jetzt wird es bei der Fifa besser. Welch ein Irrtum! Es wurde das Turnier an eine Nation vergeben, die sich alles erkaufen konnte, ohne selbst jedwede Fußballkultur zu haben. Man könnte diese Weltmeisterschaft auch eine Meisterschaft der Heuchler nennen. Wie kann man einem Gianni Infantino nur so viel Narrenfreiheit zugestehen, um solchen Unsinn in seinen Statements öffentlich auszusprechen, der zum Größenwahn tendiert. Jeder weiß und wusste doch, was menschenrechtlich in Katar abging. Gäbe es einen milliardenschweren Inuit, der mit reichlich Schmiergeld winken würde, dann