Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zwei Brücken sollen über neue Erft führen
Läuft alles nach Plan, will der Erftverband im Sommer 2025 damit beginnen, den Fluss zwischen Türling und der Mühle Kottmann zu renaturieren. Die Erft soll sich durch die Landschaft schlängeln – und mehrere Wege kreuzen.
GREVENBROICH Breit und in weiten Teilen begradigt fließt die Erft am Türling vorbei in Richtung Wevelinghoven. Noch. Denn das soll sich in wenigen Jahren ändern: 2025 soll der Flussabschnitt etwa 200 Meter hinter dem Wevelinghovener ToomBaumarkt renaturiert werden – in Vorbereitung auf die Zeit nach dem Braunkohletagebau, in der die Wassermenge in der Erft drastisch sinken wird. Der Fluss wird darauf vorbereitet, bald nur noch in etwa ein Drittel so viel Wasser zu führen wie jetzt. Der Erftverband möchte deshalb auch bei Wevelinghoven eine neue Landschaft modellieren, den Fluss „entfesseln“: Die Erft soll sich künftig durch das Gebiet schlängeln und in Fließrichtung Rhein erst einen Knick nach Süden und anschließend einen großen Schlenker nach Norden machen.
Das Problem: Direkt am Ufer der Erft verläuft in diesem Abschnitt der sogenannte Erftradweg, der rege von Fußgängern und Radfahrern genutzt wird. Der neue Flussverlauf soll den Weg zweimal kreuzen – deshalb war in der Vergangenheit auch im Gespräch, den Weg zu „kappen“und Umleitungsstrecken auszuweisen. Doch das ist nun vom Tisch: Wie Ulrike Sell von den Stadtbetrieben und Christian Gattke vom Erftverband jetzt den Grevenbroicher Umweltpolitikern erklärten, soll der Erftradweg in seiner aktuellen Form erhalten bleiben. An den Stellen, wo der Fluss den Weg kreuzt, sollen Brücken gebaut werden: einmal nahe der Kronkorkenhütte und einmal nahe der Kreisstraße 10, wiederum 200 Meter von der Mühle Kottmann entfernt.
Wie Christian Gattke vom Erftverband skizziert, soll bald eine Genehmigung für die Baumaßnahme bei der Bezirksregierung beantragt werden. Läuft alles glatt, könnte sie im Herbst 2024 vorliegen. „Wenn alles klappt, könnten wir mit der gesamten Maßnahme im Sommer 2025 beginnen.“Für die Herstellung des neuen Flussverlaufs und den Bau der Brücken kalkuliert Gattke mit sechs bis acht Monaten Bauzeit. Errichtet werden die zwei Brücken für Radfahrer und Fußgänger vom Erftverband – finanziert auch mit Fördergeld vom Land.
Der alte Verlauf der Erft soll nicht zugeschüttet werden, erklärt Gattke:
„Wir werden den Kanal teilverfüllen. Der alte Verlauf soll als Flutmulde erhalten bleiben.“Geplant ist dem Leiter der Flussgebietsbewirtschaftung zufolge ein „wechselfeuchter Bereich“, der ein- bis zweimal pro Jahr in Teilen geflutet werden könnte und daher insbesondere für Amphibien ein interessantes Habitat werden dürfte.
Grevenbroicher werden über den Erftradweg am Altlauf des Flusses entlanggeführt. Allerdings: Querverbindungen hin zu einem Wirtschaftsweg
im Wald könnten künftig als Teile eines „Rundwegs“zwischen Altlauf und neuem Flussbett fungieren und Radler wie Fußgänger auch näher an den neuen Verlauf der Erft heranführen. Der Wirtschaftsweg parallel zum Erftradweg soll dann nicht mehr von allen Seiten befahrbar sein, auch nicht für Radler. Forstwirte sollen den Weg über Furten weiterhin nutzen können.
Die Lösung mit dem Erftradweg, der bestehen bleiben soll und mit zwei Brücken ausgestattet wird, kommt bei den Grevenbroicher Politikern offenbar gut an. Stephan Grevel von der SPD sagt, dass so der Naturschutz gewahrt werde, die Erft gleichzeitig aber als „blaues Mobilitätsband“weiter nutzbar bleibe. Detlef Igné von Mein Grevenbroich betont, dass bei den Bauarbeiten auf das „empfindliche und bedeutende“Krötenvorkommen an der K 10 durch einen vernünftigen Schutz Rücksicht genommen werden soll.