Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Küchenexplosion und Hund allein im Lift
Seit fast 30 Jahren ist Jürgen Maydeck Techniker beim Bauverein Grevenbroich. Erlebt hat er jede Menge kuriose und auch tragische Geschichten – von tierischen Notfällen bis hin zu alltäglichen Mieter-Problemen.
GREVENBROICH Für 780 Wohnungen ist der Techniker Jürgen Maydeck zuständig. Mit 29 Jahren Berufserfahrung ist er der Dienstälteste im Bauverein Grevenbroich und hat nicht nur vier verschiedene Vorstände in der Wohnungsgenossenschaft mit insgesamt 1600 Wohnungen erlebt, sondern er kann auch die eine oder andere Anekdote aus seinem Arbeitsalltag erzählen.
Beispielsweise die vom Hund, der alleine Aufzug fuhr: Eine Mieterin wollte mit ihrem kleinen Hund zur zweiten Etage fahren. Als sie sich noch mit einer Nachbarin unterhielt, lief der bereits in den Aufzug. Dann schloss die Aufzugstür. Ein anderer Mieter hatte wohl auf einer anderen Etage den Aufzug angefordert. Der Hund fuhr nun alleine los. Die Leine, die noch immer in der Hand der Mieterin war, hakte sich an der Türautomatik ein.
Dann steckte das Tier im Aufzug fest. Jürgen Maydeck musste die Aufzugsfirma rufen, um den Vierbeiner zu befreien. Bezahlt hat den Einsatz die Versicherung der Mieterin.
Eine andere tierische Geschichte: Voller Angst rief eine ältere Dame Jürgen Maydeck an und berichtete von großen Käfern, die unter ihrer Badewanne hervorkrochen. „Sie hat fast geweint“, erinnert sich Maydeck. Als er vor der Badewanne im zweiten Obergeschoss stand, konnte er zunächst keine Käfer feststellen. „Ich schwöre Ihnen, dass ich die Wahrheit sage“, beteuerte die Mieterin.
Um sie zu beruhigen, schraubte er den Revisionsrahmen in den
Wannenfliesen auf, doch da folgte die Überraschung: Hunderte von schwarzen Käfern saßen unter der Wanne. Wie sich später herausstellte, war das Lüftungsrohr der Abflussleitung verrostet und abgeplatzt, so dass die Käfer durch die Öffnung zwei Etagen hoch bis ins Badezimmer der Mieterin krochen.
Traurig war eine andere Entdeckung in einer Badewanne: Eine Mieterin hatte ihn angerufen, weil Wasser durch die Decke in den Keller des Hauses lief. Ihr Nachbar wollte mit ihr um neun Uhr gemeinsam einkaufen gehen, doch es war schon zehn Uhr und er hatte seltsamerweise das Badewasser schon seit drei Stunden laufen lassen. Weder auf Klopfen und Klingeln noch auf Anrufe reagierte der Nachbar. „Mir war klar, dass hier etwas nicht stimmte“, erinnerte sich Maydeck.
Da es zu lange gedauert hätte, den Schlüsseldienst oder die Polizei zu rufen, brach er die Wohnungstür auf. Er rief laut, doch niemand antwortete. Im Badezimmer entdeckte der Techniker schließlich die Leiche des Mannes in der Badewanne, das Wasser lief über. Dann rief Maydeck die Polizei. Der Mann sei eines natürlichen Todes gestorben.
Außerordentliches Glück hatte hingegen eine Mieterin im vergangenen Jahr, als sie beim Kochen einen großen Fehler machte: Als sich das heiße Öl entzündete und sie voller Panik die Flammen löschen wollte, schüttete sie Wasser in den Topf. Sofort kam es zu einer Verpuffung, die so heftig war, dass das Küchenfenster vier Meter weit auf den Rasen flog. Auch die Küchentür wurde aus der Verankerung gerissen, Küche und Flur waren mit schwarzen Rauchschwaden verschmutzt. „Wie durch ein Wunder ist der Frau nichts passiert“, erzählt Maydeck.
Ein anderes Mal war es ein Trockner im Keller, der einen Brand verursachte. Als Jürgen Maydeck bereits Feierabend hatte, rief ihn die Polizei gegen 19 Uhr an. Die Fensterscheiben waren geplatzt, die komplette Elektrik war verschmort. Zwei Mieter hatten eine Rauchvergiftung erlitten, der Sachschaden lag bei 50.000 Euro.
Elf von zwölf Mietern konnten bei Verwandten unterkommen, eine Mieterin habe sich geweigert, ihre Wohnung zu verlassen. „Ich habe versucht, ihr klar zu machen, dass es besser wäre, im Hotel oder bei ihrer Tochter zu schlafen, da im ganzen Haus kein Strom wäre und sie im Dunkeln wohnt“, erinnert sich Jürgen Maydeck. Die Antwort der Mieterin: „Dann mache ich ein paar Kerzen an.“Woraufhin Maydeck erwidert hatte: „Ein Brand für heute reicht.“
Doch es sind nicht nur die großen Geschichten, die dem Techniker des Bauvereins Grevenbroich in Erinnerung bleiben, sondern die kleinen Momente. Als er einmal einen Schraubenzieher brauchte, meinte eine ältere Mieterin: „Im nächsten Jahr werde ich mir unbedingt mal einen Werkzeugkasten kaufen.“jürgen Maydeck stutzte kurz und fragte nach, wie alt sie ist. Ihre Antwort: 93 Jahre.