Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie es mit der Römer-Therme weitergeht
In der Ratssitzung nächste Woche legt die Verwaltung ein Konzept vor, wie es mit der finanziell angeschlagenen Römer-Therme im nächsten Jahr weitergehen soll. Ziel ist es, für das Bad den Ganzjahresbetrieb aufrecht zu erhalten.
DORMAGEN Knapp zweieinhalb Monate nach dem Schock eines drohenden Aus der beliebten RömerTherme steht der Plan, wie es mit dem Ganzjahresfreibad weitergehen kann. In der letzten Sitzung des Stadtrates in diesem Jahr sollen die Stadtverordneten auf Vorschlag der Verwaltung die Übernahme des Bades durch die Stadt-Tochter Stadtbadund Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) beschließen. Für 2023 scheint der beabsichtigte Halbjahresbetrieb gesichert zu sein, in den nächsten zwölf Monaten soll ein Konzept für die Zukunft der RömerTherme entwickelt werden mit dem Ziel, die Einrichtung als ganzjährig geöffnetes Freibad zu erhalten.
Es ist eine Herkulesaufgabe, vor der Stadt, Politik und die neue Betreiberin SVGD stehen, denn es gilt hohe finanzielle Belastungen zu stemmen und parallel die RömerTherme so neu aufzustellen, dass sie vor allem energetisch modernen Erfordernissen entspricht und so die immensen laufenden Kosten gedrosselt werden können. Dafür sollen Fachbüros eingeschaltet werden.
Was vor allem Schwimmer des TSV Bayer interessiert, ebenso Kinder, die schwimmen lernen wollen und die breite Öffentlichkeit, die die Therme oder das städtische Sammys nutzen: Für eine Übergangsphase im nächsten Jahr, scheinen alle Bedürfnisse weitgehend berücksichtigt werden zu können, weil alle „zusammenrücken“, so Erster Beigeordneter Robert Krumbein. Alle verfügbaren Schwimmflächen im Stadtgebiet seien geprüft worden, alternative Kapazitäten seien allerdings begrenzt, weil viele schlichtweg nicht zur Verfügung stehen können. „Im Ergebnis ist es gelungen, ein tragfähiges Konzept mit Hinnahme von Einschränkungen zusammen mit dem TSV zu entwickeln“, sagt Krumbein. So konnte erreicht werden, dass dem TSV für den Zeitraum der Schließung der RömerTherme ( Januar bis Ende März) Wasserflächen im Sammys zur Verfügung gestellt werden können. Allerdings, so der Bürgermeister-Stellvertreter, sei es so, dass durch die vorübergehende Schließung der Römer-Therme „zwei Drittel der in Dormagen verfügbaren Wasserfläche
wegfällt“.
So sieht der Vorschlag der Verwaltung konkret aus, der den Politikern vorgelegt wird und über den sie am kommenden Dienstag entscheiden sollen: Zum 1. März soll die SVGD die Römer-Therme vom TSV Bayer Dormagen übernehmen und künftig betreiben. Die Übernahme des Personals erfolgt bereits zum Jahreswechsel, das dann im Sammys eingesetzt werden soll. Die SVGD soll das in der Zeit vom 1. Januar bis zum 28. Februar in Höhe von ungefähr 110.000 Euro entstehende Defizit übernehmen und dem TSV als Zuschuss überweisen. Stimmt der Rat zu, dann wäre der Betrieb der Römer-Therme mindestens für den Zeitraum von März bis September sichergestellt. Das entstehende Defizit, das aktuell auf rund 590.000 Euro geschätzt wird, würde von der SVGD getragen (und letztlich vom Stadt-Konzern übernommen).
Entscheidend wird letztlich das sein, was im Laufe des kommenden Jahres geschehen wird. Denn die SVGD soll in dieser Zeit in enger Abstimmung mit der Stadt ein Konzept entwickeln, wie die RömerTherme ab dem Jahr 2024 ausgerichtet werden soll. „Mein Ziel ist es, dass die Römer-Therme als Ganzjahresfreibad erhalten bleibt“, so Bürgermeister Erik Lierenfeld. Um dieses zu gewährleisten, müssen die enormen Energiekosten gedrückt und das Bad energetisch modernisiert werden. Die Kosten für einen Zwölf-Monats-Betrieb liegen bei etwa einer Million Euro. In den von der Verwaltung genannten Zahlen sind bis dato keine Kosten für notwendige Instandhaltungen und Investitionen enthalten.
Die Verwaltung hat in den vergangenen Wochen Alternativen geprüft.
Dazu hatte eine Delegation die Bäder-Messe „interbad“in Stuttgart besucht. Eine ist die einer Traglufthalle, wie sie als „Aquadome“in Krefeld-Uerdingen besteht. Allerdings wird selbst vom dortigen Verein SV Bayer von einer solchen Lösung abgeraten, weil sie einfach zu kostenintensiv sei. Die Wärmedichtung beruht dabei auf einem Luftpufferprinzip zwischen zwei Membranen. Die Traglufthalle fungiert wie ein überdimensionales Luftvorzelt. Das Problem: Zwei riesige Pumpen, die rund um die Uhr laufen und viel Strom fressen, sorgen dafür, dass das Dach in der Schwebe bleibt. Die Kosten für die Belüftungstechnik samt Steuerung liegen bei einer Million Euro. „Keine Option“, betont Robert Krumbein.
Ebenso wenig wie der Neubau einer gleich großen Wasserfläche — „zu teuer“. Die Stadt Düren hat in diesem Jahr ein 24 Millionen Euro teures Hallenbad fertiggestellt. Dormagen schätzt die Kosten für ein solches Projekt inzwischen auf 25 bis 30 Millionen Euro. Folglich: „Die Senkung der Energie- und Betriebskosten stellt eine Hauptaufgabe im Zuge der künftigen Öffnungsstrategie der Römer-Therme dar“, so der Erste Beigeordnete. Zum Beispiel durch eine Überdachung der Parkflächen mittels Solarkollektoren, den Einsatz von Solarabsorbern zur Warmwassereinspeidung, den Einsatz von energieeffizienten Pumpen- und Umwälzanlagen sowie von Wärmepumpen.